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Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Letzte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
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sein Kumpel einen derart coolen Trick hingelegt hatte.
    »Wow!«, ertönte eine Stimme hinter ihm. »Hast du das alles drauf?«

Elf
    Carlyle fuhr mit dem Bus auf der Oxford Street nach Westen. Der Doppeldecker zockelte mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa fünf Stundenkilometern an den Klamotten- und Handyläden, den Cafés und Sexshops vorbei. Es wäre wahrscheinlich schneller gewesen, den ganzen Weg zu Fuß zurückzulegen, aber dazu hatte er keine Lust gehabt. Das Oberdeck bot einen schmutzigen und deprimierenden Anblick, eine unattraktive Mischung aus Dritte-Welt-Elend und Erste-Welt-Wetter. Es war einer der wenigen Teile seiner Heimatstadt, deren sich Carlyle schämte, weshalb er immer tat, was er konnte, ihn zu ignorieren.
    An diesem Morgen, an dem er auf dem Weg zu seiner Frühstücksverabredung mit Rosanna Snowdon war, saß er ganz vorn im Bus und hatte den Kopf in der Times vergraben. Auf Seite drei hatte er die Geschichte eines Mannes in Wales vor sich, der dreißig Jahre im Gefängnis verbracht hatte, nachdem er zu Unrecht wegen der Ermordung einer jungen Frau verurteilt worden war. Neue DNS -Tests hatten ergeben, dass er nicht der Mörder gewesen sein konnte. Die Criminal Cases Review Commission beeilte sich, den Mann in die Freiheit zu entlassen.
    Als er den Artikel las, spürte Carlyle einen physischen Schmerz in der Brust. Die ganze Angelegenheit kam ihm nur zu vertraut vor. Der »Mörder« wurde als psychisch krank beschrieben. Das war keine große Überraschung – zweifellos war er für jemanden die einfache Lösung gewesen, sich einen Mordfall vom Schreibtisch und eine trauernde Familie vom Hals zu schaffen. Bei dem Prozess waren die Geschworenen in Rekordzeit mit einem einstimmigen Schuldspruch zurückgekehrt, und der Richter hatte ebenfalls seinen Senf dazu beigesteuert und verkündet: »Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass Sie dieses entsetzliche, furchtbare Verbrechen begangen haben.«
    Nicht den geringsten Zweifel. Sie konnten es einfach nicht abwarten, die Sache ad acta zu legen. Wie durchaus befriedigend. Eine Berufung wurde abgeschmettert. Erst als ein neuer Anwalt sich Jahre später dafür einsetzte, dass man sich den Fall noch mal ansah, wurden die am Tatort gefundenen Körperflüssigkeiten vom kriminaltechnischen Labor untersucht.
    Kurz gesagt, der Fall war ein völliges Chaos gewesen, der schlimmste Albtraum eines aktiven Polizisten. Er ließ auch ernsthafte Bedenken hinsichtlich der Richtigkeit von Dutzenden anderer Verurteilungen in Mordfällen aufkommen, die jetzt auf ähnliche Weise revidiert werden mussten. Der Rechtsanwalt des Mannes buchstabierte es hoffnungsvollen Sträflingen im ganzen Land vor: »Jeder, der der Ansicht ist, er sei zu Unrecht verurteilt worden, und glaubt, DNS-Tests könnten ihm helfen, sollte sofort Kontakt mit einem Anwalt aufnehmen.«
    Carlyle fragte sich missmutig, wie viele seiner eigenen alten Fälle wohl durch die moderne Technik annulliert werden könnten. Allein der Gedanke daran war schwer zu ertragen. Er konnte von Glück reden, dass ihm so was noch nicht passiert war …
    Langsam, langsam, langsam kämpfte sich der Bus weitere fünfzig Meter die Straße voran, bis er an einer roten Ampel stehen blieb. Carlyle faltete die Zeitung zusammen und stolperte von seinem Sitzplatz auf die Treppe zu. Die Wartezeit von fünf Minuten, bis der Bus zur nächsten Haltestelle gekrochen war und der Fahrer sich dazu herabließ, die Tür zu öffnen, trug nicht dazu bei, seine Stimmung zu verbessern. Nicht zum ersten Mal sehnte er sich nach einem der alten Routemaster-Busse, wo man von der offenen hinteren Plattform einfach runterspringen – oder auf sie draufspringen – konnte, wann man wollte. Als er endlich wieder auf dem Bürgersteig stand, verließ er die Oxford Street so schnell wie möglich und ging Richtung Norden.
    Zehn Minuten später war er auf der Marylebone High Street. Immer noch in trüben Gedanken daran versunken, wie es sein musste, dreißig Jahre zu Unrecht eingesperrt zu sein, dachte er nicht weiter über den Zweck seines Stelldicheins mit der attraktiven BBC -Journalistin nach. Als er in der Patisserie Valerie eintraf, fand er das Café überraschend leer dafür, dass es Frühstückszeit an einem Werktag war. Er beschloss, dass er eine Belohnung verdient habe, und ließ sich Zeit für eine Inspektion der Torten und Teilchen, die im Angebot waren. Nachdem er für ein großes pain aux raisins und einen doppelten Macchiato bezahlt

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