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Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Letzte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
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einschläfernd. Trotz seiner guten Vorsätze hatte Carlyle den Bericht über den Fall Mills noch nicht fertig geschrieben. Das lag zum Teil an seiner Lethargie, zum Teil an seiner – von beiden Elternteilen ererbten – Entschlossenheit, jedem geschenkten Gaul, der ihm über den Weg lief, sehr sorgfältig ins Maul zu schauen. Nachdem die letzten Spuren des Ehegatten-Mörders Henry draußen vom Asphalt gewaschen worden waren, war der Fall Mills jetzt eindeutig abgeschlossen. Er hatte sich selbst gelöst. Das war eine feine Sache, was Carlyle so gut wie jeder andere wusste. Zwei unnatürliche Todesfälle, die sich erklären ließen, waren ein nettes kleines Geschenk für die Statistiker und die Leistungstabellen. Jetzt musste er es nur noch in leicht heruntergeschraubte Prosa einwickeln und Carole Simpson überreichen, und dann wären alle glücklich. Falls etwas anderes durch die Tür gekommen wäre und seine Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch genommen hätte, wer weiß, vielleicht hätte er das getan. Aber abgesehen von Mills hatte er im Augenblick nur mit einem Fall von häuslicher Gewalt, bei dem die Frau ihren Mann verprügelte, und einer Serie von Taschendiebstählen in der Umgebung des Cambridge Circus zu tun. Nicht genug, um einen erwachsenen Mann auszulasten.
    Weil er absolut keine Lust hatte, sich um diese anderen Fälle zu kümmern, zögerte Carlyle, jetzt schon einen Schlussstrich unter den Fall Mills zu ziehen. Joe war nicht Feuer und Flamme, als Carlyle ihm erzählte, dass er beschlossen habe, die Wohnung der Mills’ noch mal unter die Lupe zu nehmen. Allerdings ließ er sich von der Aussicht überzeugen, unterwegs einen kleinen Imbiss zu sich nehmen zu können. Als sie das Ende der Endell Street erreichten, kam der übliche Verkehrsstau in Sicht. Das war die Stelle, wo High Holborn, St Giles High Street, Bloomsbury Street und Shaftesbury Avenue zusammenkamen. Fahrzeuge, deren Lenker wussten, wo sie hinwollten, vermischt mit Fahrzeugen, deren Lenker sich in dem gewundenen Einbahnstraßensystem von Covent Garden verfahren hatten. Verkehrskollaps war hier normal, und die beiden Polizisten wurden von einer vertrauten Kakofonie aus Hupen und Schreien begrüßt, als sie näher kamen. Carlyle nahm eine schnelle Berechnung im Kopf vor; sie würden fünf Straßen und vierzehn Fahrspuren überqueren müssen, um Ridgemount Mansions zu erreichen, die kaum vierhundert Meter entfernt lagen. Nicht zum ersten Mal fluchte er über den ineffektiven Bürgermeister der Stadt. Obwohl er ein- oder zweimal im Monat ostentativ mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr, war Christian Holyrod von einer kriminellen Nachgiebigkeit, wenn es um die Staugebühr ging, die von einem seiner Vorgänger eingeführt worden war, der damit erreichen wollte, dass die Leute ihre Autos stehen ließen und den öffentlichen Nahverkehr nutzten. Carlyle, der mitten in London wohnte, war der festen Überzeugung, es sollte fünfzig oder sogar hundert Pfund am Tag kosten, wenn man mit dem Auto in das Zentrum von London fahren wollte. Zum Teufel noch mal, wenn man die Dinge ernsthaft verbessern wollte, warum verbot man dann nicht Privatwagen überhaupt? Oder ließ nur Elektrofahrzeuge zu?
    Die derzeitige Gebühr von zehn Pfund war eine totale Lachnummer, dachte Carlyle. Der Verkehr war schlimmer denn je. Alles, was man in der Zwischenzeit hörte, war der endlose Klagegesang bequemer reicher Leute, die der Ansicht waren, es wäre ihr unveräußerliches Menschenrecht, die Londoner Innenstadt mit ihren monströsen, die Straßen unsicher machenden Spritschleudern mit Vierradantrieb zu verstopfen, die im Volksmund als »Chelsea-Traktoren« bekannt waren. Das waren die Leute, die Holyrod zum Bürgermeister gewählt hatten, also würde die Gebühr in absehbarer Zeit nicht auf ein vernünftiges Niveau angehoben werden.
    Erst nachdem sie sich durch zwei Fahrspuren stehenden Verkehrs geschlängelt hatten, begriff Carlyle, dass dieser besondere Stau vor allem von einem Bus verursacht worden war, der an der Ecke Bloomsbury und St Giles High Street in einem schrägen Winkel über drei Fahrspuren zum Stehen gebracht worden war. Während er in der Mitte der Shaftesbury Avenue stand, brauchte er noch eine Weile länger, bis ihm klar wurde, dass der Bus auch auf der falschen Route unterwegs war. Der rote Doppeldeckerbus Plaxton President, der aus Leyton im Osten kam, fuhr normalerweise über den Bloomsbury Way und die New Oxford Street, bevor er am Oxford Circus die Endstation

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