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Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Letzte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
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mussten, um über die Runden zu kommen. Ich meine die Priester, die das Oberste Gericht und die Verfassung der Republik Chile verteidigt haben und gegen die Errichtung eines kommunistischen Staats waren. Die die Kirche lieben und sie nicht von schwulen Perversen wie dir zerstört sehen wollen.«
    Pettigrew sagte nichts. Er konnte nur denken: Endlich ist es vorbei.
    »Du musst Folgendes begreifen: Die marxistische Unterwanderung der Kirche ist am Ende. Die Befreiungstheologie ist tot.«
    Er konnte die Begeisterung in seiner Brust spüren. Ich danke dir, Gott.
    »Du bist tot.«
    Die Stimme entfernte sich, und fünf, zehn, fünfzehn Sekunden herrschte Stille. Der Sicherungshebel einer Pistole wurde umgelegt.
    Irgendjemand rief: »Feuer!«
    Eine Möwe kreischte über ihnen.
    Er stand zitternd da und weigerte sich, immer noch am Leben zu sein. Inzwischen hätte alles vorüber sein sollen.
    Seinen Folterknechten wurde das Spiel bald langweilig. Nach seiner fünften Sitzung ließen sie Pettigrew mit einer Kapuze aus Nesselstoff über dem Kopf an ein Bettgestell aus Metall gefesselt zurück. Irgendwann hörte er Rufe. Geräusche von Leuten, die herumliefen. Der allgemeine Betrieb von Männern, die ihre Arbeit machten. Langsam wurde der Anker des Schiffs gelichtet.
    Ein wenig später hörte er, wie die Tür zu seiner Kabine geöffnet wurde. Aufgeregte jugendliche Stimmen sammelten sich vor der Tür. Dann brachten sie eine Frau herein, und er hörte, wie man sie an das Bett neben seinem kettete. Dann stritten sie sich darüber, wer als Erster an die Reihe kommen solle.
    Abgesehen von ein paar Schatten, die über den unteren Rand seines Gesichtsfelds wanderten, konnte er wegen der Kapuze über seinem Kopf nichts sehen.
    Aber er hörte ihre Schreie.
    Vielleicht war er gestorben; gestorben und zur Hölle gefahren. Die Geräusche waren schlimm, aber der Geruch war schlimmer. Nach dem fünften Mal verlor er den Überblick. Die meisten waren schnell fertig, aber ein Mann schien eine Ewigkeit zu brauchen. »Komm schon, Julio«, jammerte einer seiner Kameraden. »Wir finden später eine andere für dich.«
    »Du kannst ihn ficken«, sagte ein anderer und trat so fest gegen Pettigrews Bettrahmen, dass er ein Stück vom Boden abhob. »Dreh ihn einfach um, dann merkst du keinen Unterschied.« Es wurde gelacht, und er spürte Speichelspritzer auf seiner Brust.
    Ein anderer, der etwas näher war, sagte zu ihm: »Wie würde dir das gefallen, Priester? Du kannst als Nächster dran sein. Das heißt, falls du immer noch eng genug bist.«
    Schließlich gingen sie. Nachdem die Kabinentür zugeschlagen war, hörte er sie schluchzen.
    Und dann hörte er sie wimmern.
    Und – schließlich – ihr Schweigen.
    Viel später bewegte er den Kopf in die Richtung der Frau. Ihre Betten standen weniger als fünfzehn Zentimeter auseinander. Sie war fast so nahe, dass er sie hätte berühren können. Wenn er die Finger seiner linken Hand streckte, stellte er sich vor, dass er beinahe ihren rechten Unterarm berühren könnte. Er versuchte, das Schlagen seines Herzens, das Rasseln seines Atems und das Summen in seinen Ohren zu ignorieren, und konzentrierte sich stattdessen darauf zu lauschen. Es war nichts zu hören. Vielleicht lag es an seinem Gehör – sie hatten ihn ganz oft auf die Ohren geschlagen. Es war eine Foltertechnik, die »das Telefon« genannt wurde, und vielleicht hatte er einen Anruf zu viel bekommen. Jedenfalls war die Stille ein Segen. Er hoffte, es sei ein Zeichen dafür, dass seine unbekannte Gefährtin nicht mehr da wäre. Dass der Tod ihr endlich sein weiches Herz gezeigt hätte. Und er hoffte, dass ihm bald die gleiche Barmherzigkeit erwiesen würde.
    Die Stunden vergingen, während sein Körper von einem sanften Rhythmus der Schmerzen umhüllt wurde. Irgendwann stellte Pettigrew sich vor, dass er an der Decke schwebte und auf die beiden Betten hinabsähe: auf ihre blanken Gestelle, keine Matratzen, keine Decken, keine Kissen; nichts anderes in dem Raum als ihre nackten, blutbefleckten, verletzten Leiber.
    Er wollte weinen, aber es kamen keine Tränen.
    Er wollte schreien, aber es kam kein Laut über seine Lippen.
    Er wollte diesen Ort verlassen, aber er konnte sich nicht bewegen.
    Nach einer Weile fühlte er eine Hand auf der Schulter. Er drehte sich um und erblickte einen Boten vom himmlischen Hof neben sich. Er war nur mit einem Lendentuch bekleidet und hatte den besorgten Gesichtsausdruck eines Menschen. Mit einem warmen, herzlichen

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