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Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Letzte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
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umgebracht«, sagte Dominic fröhlich. »Das Geschoss ist irgendwie von seinem Schädel abgeprallt und hat sein Gehirn verfehlt.«
    »Was vermutlich winzig war«, sinnierte Carlyle.
    »Bestimmt.« Dominic lachte. »Was ihn tatsächlich umgebracht hat, war der Sturz über dreißig Meter vom Dach seines Hauses.«
    »Was für eine erstaunliche Leistung«, sagte Carlyle. Und dann: »Wie bist du an das Video gekommen?«
    »Das haben jetzt eine Menge Leute«, sagte Dominic. »Jeromes Bekannte waren der Polizei gegenüber ungewöhnlich kooperativ. Keiner von ihnen wollte beschuldigt werden, ihn umgebracht zu haben.«
    »Das ist verständlich.« Als der Videofilm zu Ende war, drückte Carlyle aus Langeweile noch mal auf die Abspieltaste und schaute sich die letzten Augenblicke des Jerome Sullivan wieder von vorn an. Wenn man nicht wusste, was passiert war, wäre man nicht in der Lage zu sagen, ob der Film echt oder gestellt war.
    »Sie werden gleich etwas zum Trinken haben wollen«, sagte Dominic plötzlich und wies mit dem Kopf zu den Kindern hinüber, die in ihre Richtung gelaufen kamen.
    »Ja«, stimmte Carlyle zu. Aber der Gedanke war schnell beiseitegeschoben, als seine Aufmerksamkeit von etwas anderem in Anspruch genommen wurde. Er hielt den Sullivan-Film noch mal an und ging zurück zum Anfang. Dann ließ er ihn fünf oder sechs Sekunden laufen und fror das Bild in dem Moment ein, wo einer der anderen Männer auf dem Dach in gespielter Kapitulation die Hände in die Luft streckte. Er kniff die Augen zusammen und hielt sich das Handy näher ans Gesicht, bis es nur noch ungefähr zehn Zentimeter von seiner Nase entfernt war. Die Bildqualität war schlecht, aber wenn man wusste, wen man vor Augen hatte, konnte man das Gesicht des Mannes erkennen.
    »Dominic«, fragte er, »was macht Michael Hagger in diesem Film?«

Zwanzig
    Lasst die Kindlein zu mir kommen, dachte Carlyle, und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes.
    Das kannst du verdammt noch mal laut sagen!
    Helen war ziemlich sauer gewesen, weil ihr an einem weiteren Sonntag ein Strich durch die Rechnung gemacht wurde. Sie hatte für den Nachmittag einen Yoga-Workshop gebucht, und Carlyle hatte eigentlich mit Alice in den Zoo gehen sollen. Aber er hatte darauf bestanden, hatte versucht, ihr zu erklären, dass er verpflichtet war, sich um diese Sache zu kümmern. Er hatte Amelia Jacobs versprochen, dass er mit Michael Hagger sprechen würde, damit die Dinge nicht außer Kontrolle gerieten. Aber das hatte er nicht. Und das waren sie.
    Es war beinahe vierzehn Tage her, dass Jake von seinem Vater im Kindergarten abgeholt worden war. Seitdem war keiner von ihnen gesehen worden. Von Michael Haggers Auftauchen in dem Videofilm abgesehen, den Carlyle inzwischen auf seinem Handy gespeichert hatte. Am Nachmittag hatte er einige Zeit in Kentish Town verbracht und versucht, Hagger aufzuspüren. Ohne Erfolg. Jetzt musste er die Suppe auslöffeln.
    Sam Laidlaw wohnte weniger als fünf Minuten zu Fuß von Carlyles Wohnung entfernt. Während er durch Covent Garden ging, zählte Carlyle neun VERMISST -Plakate im DIN - A4-Format in Schaufenstern oder an Laternenpfähle geklebt. Der Handzettel hatte ein verschwommenes digitalisiertes Bild eines Jake Hagger mit gerunzelter Stirn über einem Text, der für Informationen über den Verbleib des Jungen eine Belohnung von zweitausend Pfund aussetzte. Carlyle hatte keine Ahnung, wer das Geld aufgebracht hatte, aber er war ziemlich sicher, dass es nie in Anspruch genommen würde. Die Plakate machten bereits einen schmuddeligen, verzweifelten Eindruck. Jake war ein ziemlich unscheinbarer Junge, dessen auffälligste Eigenschaft darin bestand, dass seine Mutter eine Nutte und sein Vater in vielerlei Hinsicht ein großes Arschloch war. Er war mit Sicherheit nicht die Sorte hübsches Mittelschichtkind mit wortgewandten, berufstätigen Eltern, die eine Menge Medieninteresse und allgemeine Sympathie wecken konnten. Seine Zeit im Brennpunkt der Öffentlichkeit war kurz gewesen. Innerhalb weniger Stunden war er in den Nachrichten von einem Geisteskranken verdrängt worden, der in das Löwengehege des Londoner Zoos geklettert war.
    Insofern sie überhaupt irgendwas tat, war die Polizei damit beschäftigt, sich in Sackgassen umzutun. In jedem Fall, wo ein Kind verschwand, waren die Hinweisgeber aus der Öffentlichkeit, die sich mit »Informationen« meldeten, nichts als Zeitverschwender – Hellseher, Fantasten, Träumer, Verrückte

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