Letzte Rache: Thriller (German Edition)
dass ihm der Name nichts sagte.
»Sie ist Sergeant in Fulham«, erklärte Joe.
Singleton, fiel Carlyle jetzt wieder ein, war die Beamtin, mit der Rosanna Snowdon über ihren Stalker gesprochen hatte, einen Loser namens … Carlyle versuchte, sich an ihr Treffen in der Patisserie Valerie und daran zu erinnern, wie der Kerl hieß, aber das war noch ein Detail, das ihm entfallen war. Vielleicht spielte Anthrax seinem Gedächtnis einen Streich. »Hat sie gesagt, worum es geht?«
»Nein.« Joe schüttelte den Kopf.
Wenigstens ist sie diskret, dachte Carlyle. Er gab Joe ein Zeichen mit der Hand. »Okay, ich werde sie zurückrufen. Vielen Dank. Bis morgen.«
»Klar, keine Ursache.« Joe drehte sich um und machte sich wieder auf den Heimweg. Diesmal blieb er nicht mehr stehen. Carlyle sah ihn um die Ecke verschwinden, holte sein offizielles Diensttelefon aus der Jackentasche, fand die Nummer, die er suchte, und hörte dem Klingelton zu. Er hatte sich schon fast damit abgefunden, eine Voicemail zu hinterlassen, als sich am anderen Ende ein wirklich lebendiger Mensch meldete.
»Hallo?«
»Susan?«
»Ah, John.« Die Frau lachte. »Lassen Sie mich raten: Sie stehen auf der Agar Street und fragen sich, was zum Teufel los ist.«
»In Wahrheit«, sagte er zu ihr, »stehe ich direkt um die Ecke und frage mich, was zum Teufel los ist.«
»Nicht schlecht geraten, oder?«
»Susan Phillips – so viel mehr als bloß eine Feld-Wald-und-Wiesen-Rechtsmedizinerin.«
»Ich verstehe das als Kompliment.«
»Es ist auch eindeutig als Kompliment gemeint. Was zum Teufel ist denn los? Mein Sergeant sagt mir, es wäre ein Anthrax-Alarm. Soll ich zum nächsten Krankenhaus oder zum nächsten Priester laufen?«
»Zu keinem von beiden, ehrlich.« Phillips seufzte, von Gelächter war in ihrer Stimme jetzt nichts mehr zu spüren. »Was sich bei euch abspielt, ist eine komplette Überreaktion. Der arme Mr Felix ist tatsächlich gestorben, weil er Anthraxsporen eingeatmet hat, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von den Häuten an seinen Trommeln stammen.«
»Wie hat er das hingekriegt?«
»Er war ein Typ, der gerne in der Weltgeschichte rumgereist ist, und ich nehme an, dass er die Häute in Afrika gekauft hat. Es kommt ziemlich oft vor, dass Tiere beim Grasen die Sporen aufnehmen oder einatmen. Befallene Tiere können Menschen mit Anthrax infizieren. Vielleicht hat er ihr Fleisch gegessen oder, was wahrscheinlicher ist, ein paar Sporen eingeatmet, während er die Trommeln mit der Haut bespannt hat.«
»Die arme Sau«, sagte Carlyle voll Mitgefühl.
»Er hat sehr, sehr großes Pech gehabt«, pflichtete Phillips ihm bei. »Es ist nicht völlig ausgeschlossen, aber das Risiko für jeden anderen muss eigentlich sehr gering sein.«
»Was ist dann mit den Jungs in den ABC -Anzügen?«, fragte Carlyle.
»Gute Frage«, antwortete Phillips. »Jemand hätte vorbeikommen und die Beweismittel in aller Ruhe mitnehmen sollen. Dann hätte ich noch ein paar Tests anstellen können, und wir hätten jeden im Auge behalten können, von dem wir glaubten, bei ihm bestünde auch nur eine winzige Chance, dass er irgendwas abgekriegt hätte. Auf diese Weise in die Station zu gehen, war erheblich übertrieben.«
»Wessen Entscheidung war das?«
Am anderen Ende der Leitung entstand eine Pause. »Was meinen Sie denn?«
»Simpson?«
Phillips senkte ihre Stimme ein wenig. »Commander Carole Simpson, jedermanns liebste Bürokratin.«
»Aber wie ist dieses Problem so weit oben auf ihrem Schreibtisch gelandet?«
»Sie wissen doch, wie diese Dinge laufen, John«, sagte Phillips. »Niemand wollte eine Entscheidung fällen, und deshalb wurde es auf dem Befehlsweg so weit nach oben geschoben, bis es bei jemandem ankam, der den Schwarzen Peter nicht mehr weitergeben konnte und irgendwas tun musste.«
»Safety-first-Simpson.«
»Das hier ist nicht Safety first«, höhnte Phillips, »das ist blinde Panik. Sie ist wahrscheinlich gelähmt vor Angst, sie könnte von jedem verklagt werden, der innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden einen Fuß in die Charing Cross Station gesetzt hat.«
»Kann gut sein«, stimmte Carlyle zu. »Vielleicht sollte ich sie selbst verklagen.«
Phillips lachte. »Vielleicht sollten Sie das. Ich bin überzeugt, Ihr Gewerkschaftsvertreter würde Ihnen nur zu gern helfen.«
»Keine Frage.«
Im Hintergrund waren Stimmen zu hören. Phillips sagte zu jemandem: »Keine Sorge, ich komme gleich«, und dann gab es eine Pause,
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