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Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Letzte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
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    »Was machst du hier?«, fragte sie misstrauisch.
    »Ich hatte in der Nähe beruflich zu tun«, sagte Carlyle, während er sich von dem schäbigen Kunstledersofa erhob. Er war entschlossen, sich von der Verdrießlichkeit seiner besseren Hälfte nicht seine Laune verderben zu lassen. »Ich hab gedacht, wir könnten zusammen zu Mittag essen.«
    »Du hättest anrufen können«, erwiderte sie und hievte eine überdimensionierte sackartige Tasche mit einem Logo, das er nicht kannte, über die Schulter, bevor sie auf dem Absatz kehrtmachte und auf die Drehtür zuging, die auf die Straße führte.
    »Das soll dann vermutlich ›Ja‹ heißen«, murmelte Carlyle in gedämpftem Ton, während er ihr in sicherem Abstand folgte.
    Sobald er sie eingeholt hatte, einigten sie sich auf ein mexikanisches Restaurant, das auf halber Strecke zwischen dem Bahnhof Paddington und dem Hyde Park lag, fünf Minuten zu Fuß, wenn man zügig ging. Das Lokal war gut besucht, aber sie waren schon mal hier gewesen und wussten, dass die Bedienung zuvorkommend und schnell sein würde.
    Helen entspannte sich leicht, weil sie zuversichtlich war, dass sie in einer Dreiviertelstunde wieder draußen wäre. Sobald sie eine Reihe Quesadillas und Enchiladas bestellt hatten, brachte sie sogar ein Lächeln zustande. »Das ist eine nette Überraschung«, sagte sie, wenn auch mit leichter Verspätung, »besonders, weil du in der letzten Nacht so spät zu Hause warst.«
    Wenigstens hat sie nicht wieder gesagt, dachte Carlyle, während er an einem Tortillachip knabberte. Weil er sich darauf konzentrierte, die leidlich fröhliche Stimmung beizubehalten, wollte er eigentlich nicht über seine Arbeit reden, aber er wusste, dass das nicht möglich war. Helen gehörte nicht zu den Frauen, die ihren Mann jeden Tag ins Büro gehen ließen und keinen weiteren Gedanken daran verschwendeten, was er tat oder wie er es tat. Sie behielt immer den Überblick darüber, was er vorhatte: sowohl was seine Fälle als auch, und noch aufmerksamer, was den unaufhörlichen Kreislauf der Interna der Metropolitan Police betraf. Carlyle wusste, dass er sich in dieser Beziehung glücklich schätzen konnte. Inzwischen war Helen mehr denn je seine wichtigste Ratgeberin. Sie war diskret, entschlussfreudig und verständnisvoll, und er traute ihrem Urteil rückhaltlos.
    Da sie ihn erwartungsvoll anschaute, beugte sich Carlyle über den Tisch und redete mit leiser Stimme. Er wollte nicht, dass die Leute am Nachbartisch – zwei Mädchen, die sich gerade über unterschiedliche Handytarife unterhielten – etwas von ihrem Gespräch mitbekamen. »Es war eine ziemlich heftige Nacht …« Er lächelte matt, bevor er zu erklären begann, dass Sandra Groves und Stuart Joyce hingerichtet worden waren, während er auf der Straße ein Brötchen mampfte.
    Er gab ihr die Kurzversion und ließ die Details aus, die ihr vielleicht den Appetit auf ihr Mittagessen hätten verleiden können. Doch auch somachte Helen einen zugleich blassen und wütenden Eindruck, als er mit seinem Bericht fertig war. »Gott sei Dank, dass du nicht da warst!«, zischte sie.
    Aber ich war doch da, dachte Carlyle. »Was meinst du damit?«
    Sie nahm das Messer vom Tisch und wedelte damit ungefähr in seine Richtung. »Ich meine, verdammter Inspector Carlyle, dass Sie dich ebenfalls erschossen hätten, wenn du nicht weggegangen wärst, um dir was zum Essen zu ho-
len.«
    Genau in diesem Moment kam die Kellnerin mit ihrer Bestellung, was ihn davor bewahrte zuzugeben, dass er daran nicht gedacht hatte.
    Eine kurze Weile aßen sie schweigend. Nachdem sie zwei Mundvoll Enchilada vertilgt hatte, schien Helen ihren Schock wegen der Todesgefahr, in der ihr Mann geschwebt hatte, überwunden zu haben. »Und warum ist diese arme junge Frau nun erschossen worden?«
    »Weiß ich nicht«, sagte Carlyle. »Das ist nicht mein Fall.«
    Helen wischte sich die Mundwinkel anmutig mit einer Serviette ab. »Und wenn es nicht dein Fall ist, was hast du dann in dem Krankenhaus gemacht?«
    »Nun ja …« Noch einmal erzählte Carlyle ihr die verknappte Version: eine kurze Erläuterung, was die Töchter des Dismas und seine Idee von einer möglichen Verbindung zwischen Agatha Mills und Sandra Groves anging. »Der Freund sagte, dass sie einige Seniorinnen in ihrer Gruppe hätten; die Art Frauen, die seit Jahrzehnten gegen all diesen Kram demonstriert hätten.« Er lächelte milde. »Die Art Frauen, die nach Greenham Common gegangen wären.«
    »Nach

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