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Letzte Reise

Letzte Reise

Titel: Letzte Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Enquist
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wie die Tracht der Insulaner. Die Augen geschlossen und den Mund weit aufgerissen, sang er mit lauter, heiserer Stimme ein monotones Lied in seiner Heimatsprache und stampfte dazu rhythmisch mit den nackten Füßen. Als er geendet hatte, hüpfte er von seinem Podest und begann, die Hände der Damen, die ihm mit Bewunderung und Grausen gelauscht hatten, mit Küssen zu überladen. Entzückt wie ein kleines Kind, nahm er ihre Komplimente entgegen. Jemand reichte ihm ein Glas, aus dem er hastig trank; dann ließ er sich vor Freude kichernd und kreischend von einer jungen Frau zu einem betagten Herrn mitziehen, der mit einem Notizbuch auf dem Schoß am Kamin saß. Von dem wüsten Wilden mit der herzzerreißenden Stimme, der er gerade eben noch gewesen war, schien nichts mehr übrig zu sein.
    »Burney«, sagte James und zeigte auf den Mann am Feuer. Omai kniete zu Burneys Füßen und flüsterte ihm mit heftigen Kopfbewegungen ins Ohr. Auf eilig gezogenen Notenlinien notierte der Musikwissenschaftler die Rhythmen in sein Buch.
    Elizabeth hoffte auf eine Unterhaltung mit diesem Mann. Er würde ihr alles über das Musikleben in der Stadt erzählen können, über den vielversprechenden Komponisten Haydn, von dem Palliser kürzlich gesprochen hatte, und vielleicht über die Möglichkeiten, die ein Geiger hatte, sich in der Musik eine Existenz aufzubauen.
    James hatte Vorbehalte gegen Burney, weil dieser seinerzeit den schrecklichen Hawkesworth als Bearbeiter der Endeavour- Journaleempfohlen hatte. Dennoch drückte er dem alten Mann herzlich die Hand und sprach sich lobend über den Einsatz und das Pflichtbewußtsein des seefahrenden Sohnes Jem aus. Der Vater strahlte. Omai verschwand im Gewühl, und in einem anderen Saal begann ein kleines Streichorchester zu spielen.
    Sie wanderten umher, als wäre das Haus ein Park, und begrüßten überall Menschen.
    »Nett, daß du das gesagt hast, über seinen Sohn«, sagte Elizabeth. »Der Junge war nicht auf der Resolution, oder?«
    »Nein. Er war zwar bei mir eingeteilt, aber dann hat es im letzten Moment allerlei Verschiebungen gegeben, und er kam auf das andere Schiff. Er war enttäuscht, hat sich aber wie ein guter Seemann betragen. Er hat die Untersuchung des Mordes an der Besatzung des Beibootes in Neuseeland geleitet. Am Tag nach dem Drama ist Jem Burney in jener Bucht an Land gegangen und hat die halb verzehrten Reste seiner Freunde gefunden. Er hat einen guten Bericht darüber geschrieben.«
    Lord Sandwich traf mit seiner Geliebten am Arm ein und steuerte sogleich auf James zu. Elizabeth trat nach der Begrüßung ein wenig zurück und lauschte dem Gespräch, das sich um Douglas' redaktionelle und gesellschaftliche Qualitäten drehte, aus der Distanz. Sie ließ den Blick über die Menge schweifen, sah zu, wie Fanny Burney mit Omai Verbeugungen und Tanzschritte übte, suchte nach Vater Burney mit seinem musikalischen Notizbüchlein, sah ihn aber nirgends. Plötzlich wurde sie sich bewußt, daß sie nach Hugh Palliser Ausschau hielt. Es war allerdings höchst unwahrscheinlich, daß er sich hier blicken lassen würde, er saß lieber in einem Kaffeehaus und unterhielt sich mit seinen Freunden. Vielleicht war er auch zu Hause bei seiner kranken Frau. Nicht hier, nicht bei ihr. Sie hatte ihn erst vor wenigen Tagen zum Essen bei sich gehabt, würde ihn zweifellos in der kommenden Woche treffen, wenn er sich mit James die Schiffe ansah, sie konnte ihn sehen, wann immer sie wollte, es bestand keinerlei Grund, jetzt nach ihm zu suchen. Außer, daß sie ihn offenbar gern sehen würde. Sie straffte die Schultern und trat wieder einen Schritt näher, um das Gespräch besser verstehen zu können.
    »Clerke«, sagte Sandwich, »Gierke soll die Expedition leiten. Er hat jetzt den erforderlichen Rang und die Erfahrung. Pur das neue Schiff suchen wir noch einen weiteren Mann, in Absprache mit dir natürlich. Gut, daß du die Schreibarbeit aus den Händen gegeben hast, da können wir dich jetzt häufiger in Anspruch nehmen. Ich erwarte deine Meinung zu den Schiffen in der nächsten Woche. Die Zeit beginnt zu drängen, ich würde am liebsten ein Abreisedatum im März anvisieren. Du weißt, warum.«
    Miss Ray, die extravagante Freundin, zog Sandwich am Ärmel. Man hatte zu soupieren, andere Gesprächspartner wollten auch berücksichtigt werden, die Gläser waren leer.
    »Wir gehen«, sagte James, als sie mit einem Mal etwas verloren unter dem Kronleuchter standen. »Du mußt ruhen, du bist

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