Letzte Runde in Mac's Place
auf und nieder! Dann hörte es auf. Ganz plötzlich. Es war, als hätte Steady mal kurz am Teppich gezogen. Bloß ein bißchen - verstehst du, was ich meine?«
»Vor dreizehn, vierzehn Jahren. Das ist Eiszeit.«
»Klar, aber heute hast du den ersten Direktor der Central Intelligence Agency, dem es gelungen ist, Präsident zu werden, was heutzutage keiner mehr zu erwähnen scheint. Also hat Steady vielleicht beschlossen, es sei an der Zeit, noch mal am Teppich zu ziehen, ein bißchen kräftiger diesmal, bloß um zu sehen, was passiert. Folglich mietet er sich mit Isabelle im Hay-Adams ein und versucht, für den North-Prozeß erstklassige Plätze zu ergattern. Er posaunt es raus, genau das macht er, denn du weißt verdammt gut, daß Steady sich nicht im Hay- Adams einnistet, wenn Isabelle ihm an der Connecticut eine Gratisabsteige bieten kann.«
»Was posaunt er raus?« fragte Haynes.
»Daß er etwas zu verkaufen hat.«
»Sein Buch?«
»Was sonst?«
»Und du meinst, nachdem er tot war, hat Isabelle sich für eine Solonummer entschieden?«
»Wie, zum Teufel, glaubst du, daß sie es geschafft hat, ihn in Arlington begraben zu lassen? Erinnerst du dich, wie ich sie gefragt habe, ob sie sie dazu erpreßt hat? Und sie hat >Natürlich< gesagt. Ich habe Spaß gemacht. Sie nicht.«
»Sag mir eins, Tinker. Glaubst du, daß du in Steadys Buch auftauchst?«
»Was ist das denn für eine bescheuerte Frage?«
»Diejenige, die zu beantworten du vermeiden solltest«, sagte Haynes.
Kurz bevor er Mac's Place verließ, hatte Haynes bei United Airlines angerufen und den Koffer, den er in ihrer Obhut gelassen hatte, zum Willard schicken lassen. Als die graue Mietlimousine ihn beim Hotel absetzte, nachdem sie zuvor Tinker Burns beim Madison abgeliefert hatten, war Haynes angesichts der Entdeckung, daß der Koffer tatsächlich eingetroffen war, freudig überrascht.
Ein Latino-Page wurde losgeschickt, ihn aus dem Gepäckraum zu holen. Haynes nutzte die Zeit, um die restaurierte Lobby in Augenschein zu nehmen, deren protziger Mittelpunkt ein an eine Blüte gemahnender Empfangsschalter aus üppigem gelben Marmor war. Ein langer, langer Flur, fast schon eine Promenade, führte von der Lobby fort und schien kein Ende zu nehmen. Später sagte ihm ein Page, der Gang hieße Peacock Alley und führe durch bis zur F Street. In dem Flur und in der Lobby befanden sich bequem wirkende Sessel, passende Tische und ein Beinahe-Urwald aus Palmen, die aus glasierten Porzellantöpfen wuchsen.
Alles sah wie alter und teurer Kram aus - oder wie neuer alter Kram, der dreimal so teuer war. Haynes' Ansicht nach war ein Fünftel der Lobby vergoldet. Das hinreißende Stuckwerk mußte einen Batzen, vielleicht sogar ein Vermögen gekostet haben. Milchglaskronleuchter der halbkugeligen Art hingen an dicken Bronzeketten. Haynes fing an sie zu zählen und war bei Nummer zwölf angelangt, als der Page mit seinem Koffer zurückkehrte.
Im Aufzug gab der Page damit an, daß der Mint- Julep von einem gewissen Señor Henry Clay in der Bar des Willard in Washington eingeführt worden sei. Haynes sagte, das habe er nicht gewußt.
Als der Page mit seinem Trinkgeld davongezogen war, entdeckte Haynes zum wiederholten Male, daß ein Hotelzimmer ganz unabhängig vom Preis an erster Stelle eine Schachtel ist, die über ein Bett verfügt. Seine Schachtel zu 145 Dollar die Nacht verfügte ferner über ein Bad, zwei Telefone, ein Radio, ein Fernsehgerät, einen Minikühlschrank und ein Fenster, durch das man einen Ausblick auf das National Press Building auf der gegenüberliegenden Seite der 14th Street hatte, wo noch ein paar Leute, überwiegend Männer in Hemdsärmeln, zu arbeiten schienen.
Haynes hatte gerade sein zweites Jackett und die zweite Hose aufgehängt, als er das Klopfen hörte. Sobald er die Tür öffnete, stand Gilbert Undean mit verlegenem Blick und in derselben Kleidung im Flur, die er bei Steadfast Haynes' Beisetzung getragen hatte.
»Haben Sie einen Moment Zeit?« sagte Undean.
»Kommen Sie rein.«
Undean betrat das Zimmer und sah sich neugierig um. »Das erste Mal seit fünfundzwanzig Jahren, daß ich in einem dieser Zimmer bin. Ich war außer Landes, als das Haus achtundsechzig geschlossen wurde, nachdem die Geschäfte in der City den Bach runtergingen.« Er nickte anerkennend. »Ziemlich schick. Man behauptet, Julia Ward Howe hätte hier >The Battle Hymn of the Republic< geschrieben. Jedenfalls in dem Willard, das damals hier gestanden hat. Aber
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