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Letzte Runde in Mac's Place

Letzte Runde in Mac's Place

Titel: Letzte Runde in Mac's Place Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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weggesteuert haben.«
    »Von welcher?«
    »Von den Amerikanern.«
    »Wie ich Ihnen schon sagte, die Wichser hab' ich noch nie begriffen«, entgegnete Gilbert Undean.

 
     
    D REIZEHN
    Sie aßen in der Küche des großen, zweigeschossigen Hauses an der 35th Street Northwest. Haynes aß ein Sandwich aus dünngeschnittenem kalten Schweinebraten auf selbstgebackenem Brot und eine Tasse interessante Navy-Bohnensuppe, die laut Lydia Mott ihre eigene Verbesserung eines Rezepts des US-Senats war. Haynes trank Bier zum Essen - seine erste Mahlzeit seit dem neuneinhalb Stunden zurückliegenden Lunch mit Tinker Burns und Isabelle Gelinet.
    Howard Mott spülte das letzte Stück seines Zitronenbaisers mit einer Bloody Mary hinunter. Lydia Mott aß nichts und blieb offenbar nur, um Haynes' liebenswürdiges und anscheinend ernst gemeintes Kompliment zu Suppe und Sandwich entgegenzunehmen.
    Als sie die Küche verlassen hatte, schob Mott seinen Teller fort und fragte: »Haben Sie Isabelle gefunden?«
    »Tinker hat sie gefunden und sie mir gezeigt, als ich in die Wohnung kam.«
    »Hätte er sie umbringen können?«
    »Kann sein - falls er weiß, wie man jemanden in einer Wanne ertränkt, ohne selbst naß zu werden.
    Ich nehme an, er hätte es nackt tun und sich dann wieder anziehen können. Vorausgesetzt, sie ist wirklich ertränkt worden.«
    »Was glauben die Cops?«
    »Nichts, was sie mir mitteilen würden.«
    Als Haynes mit seinem Sandwich fertig war, sagte Mott: »Falls Sie ein Dessert möchten: Lydia hat Kekse gebacken.«
    »Nein, danke.«
    »Dann gehen wir nach oben.«
    Mott bestand darauf, daß Haynes den tiefen Lehnsessel bei der Ottomane nahm, und er setzte sich selbst in einen alten Eichendrehstuhl. Das Sitzmöbel paßte zu dem ebenso alten Sekretär, dessen Fächer und Schlitze mit Briefen, handschriftlichen Notizen Visitenkarten, Zeitungsausschnitten, Einladungen zu vergangenen und zukünftigen Veranstaltungen sowie einer eindrucksvollen Anzahl von Rechnungen vollgestopft waren. Haynes vermutete, daß Mott genau wußte, wo er jedes einzelne Stück finden konnte.
    »Wer war Isabelles nächster Familienangehöriger?« fragte Mott.
    »Ihre Mutter, Madeleine Gelinet. Sie wohnt in Nizza.«
    »Dann wird sie wahrscheinlich Steadys Farm in Berryville bekommen. Oder den Erlös aus dem Verkauf.«
    »Wann?«
    »Nach der gerichtlichen Testamentsbestätigung.«
    »Sie könnte das Geld sofort gebrauchen.«
    »Es ist natürlich möglich, daß Isabelle ein Testament aufgesetzt hat.«
    »Unverheiratete Dreiunddreißigjährige setzen selten Testamente auf«, sagte Haynes.
    »Wohl wahr.«
    »Ich habe gerade überlegt.«
    »Was?«
    »Ob es in Ordnung wäre, daß ich zur Farm hinausfahre und mich dort umsehe. Im Haus.«
    Mott schien die Frage einige Sekunden abzuwägen, bevor er ernst nickte und sagte: »Steadys Testament verfügt, daß Sie den ersten Zugriff auf seine Erinnerungsstücke haben - Andenken, Souvenirs, Schnappschüsse, Familienbibel und so weiter. Allerdings kann ich mich nicht erinnern, daß er eine Bibel erwähnt hat.«
    »Es gibt auch keine.«
    Mott legte den Kopf auf die linke Seite und widmete Haynes einen amüsierten Blick. »Irgendwie habe ich das Gefühl, Sie haben kein rechtes Interesse an Steadys Erinnerungsstücken.«
    »Da haben Sie völlig recht.«
    »In Wirklichkeit hoffen Sie, ein echtes Exemplar seiner Memoiren irgendwo versteckt zu finden.«
    »Meinetwegen kann es auch ganz offen rumliegen.«
    »Außerdem nehme ich an, Sie halten Isabelles Tod für einen Hinweis oder sogar für einen Beweis, daß ein solches Exemplar tatsächlich existieren könnte.«
    »Der Gedanke ist mir gekommen.«
    »Mir auch«, sagte Mott, nickte erneut, diesmal weniger zu Haynes als zu sich selbst, drehte sich in seinem Stuhl zum Schreibtisch, beäugte einen Moment die Fächer, griff hinein und zog einen Schlüssel heraus, der mit Draht an einem Pappkärtchen befestigt war.
    Wieder drehte er sich im Stuhl und warf Haynes den Schlüssel zu. »Er paßt zur Haustür«, sagte Mott, drehte sich zum Schreibtisch, nahm einen Kugelschreiber und begann, etwas auf einen Notizblock zu malen. »Ich zeichne Ihnen eine Karte, damit Sie die Farm von Berryville aus finden.«
    Haynes schaute auf das Kärtchen, das mit einer gebogenen Briefklammer an dem Schlüssel befestigt war. Handgeschrieben stand auf dem Karton: »S. Haynes, Farm, Haustür.« In Gedanken gab er Howard Mott eine Eins plus in Effizienz.
    Mott stand auf, trat zu Haynes und gab ihm das

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