Letzte Runde in Mac's Place
er sich sicher im Haus befand, ließ sie ihn los.
»Ham ist in der Bibliothek«, sagte sie, erneut mit ihrem bemerkenswerten Lächeln.
»Ich bin doch nicht zu spät?« fragte Undean und versuchte, nicht in das nahezu perfekte Gesicht zu starren, zu dem ein Paar sanftgraue, warme Augen gehörte. Das Grau ihrer Augen schien auf die natürliche Schattierung in ihrem dunklen Haar abgestimmt und hatte fast den gleichen Farbton wie ihr Kaschmirpullover. Die Art, wie sie den Pullover ausfüllte, ließ Undean an den alten Agency-Klatsch denken, wonach Muriel Keyes, damals noch Muriel Lamphier, in Hollywood eine Wette wegen Probeaufnahmen gemacht, aber die Rolle, die man ihr anbot, abgelehnt habe. Undean schätzte sie auf mittlerweile 40 oder vielleicht 42 und ertappte sich dabei, wie er sich beinahe in ihrem sanften, warmen Glanz absoluten Selbstvertrauens badete, das, wie er annahm, von altem, klug investiertem Vermögen herrührte.
Muriel Keyes versicherte Undean, er sei ganz bestimmt nicht zu spät, und führte ihn durch die harmonisch aufgeteilte Eingangshalle in einen mit Antiquitäten vollgestopften Wohnraum. Sie drehte sich zu ihm um und lächelte wieder, als sie den Wohnraum durchquerten und ein kleineres Zimmer mit einer Bücherwand betraten. Die meisten Bücher steckten noch in glänzenden Schutzumschlägen.
»Mr. Undean ist da, Ham«, sagte sie.
Hamilton Keyes stand hinter einem Schreibtisch auf, der nicht annähernd so prachtvoll wie der in seinem Büro war, dankte seiner Frau mit einem Lächeln, nickte Undean zu und fragte: »Möchten Sie etwas?«
»Er meint, zu trinken«, sagte Muriel Keyes, bevor Undean die Frage mißdeuten konnte.
»Danke, nein.«
»War wirklich nett, Sie wiedergesehen zu haben, Mr. Undean«, sagte sie, lächelte erneut und ging.
»Ich nehme einen Scotch«, sagte Keyes und trat zu einem Silbertablett, auf dem Flaschen und Gläser standen. »Sind Sie sicher, daß Sie sich nicht anschließen?«
»Ich bin sicher«, sagte Undean und nahm das Zimmer in Augenschein, während Keyes sich eingoß. Es war ein langer, schmaler Raum mit dem Schreibtisch an einem Ende. Hinter dem Schreibtisch war eine Terrassentür, die in einen Garten mit orangen Niederwattlampen führte. An einer Wand stand eine braune Ledercouch, die für zwei zu breit, für drei aber nicht breit genug war. Ein Ledersessel, passend zur Couch, stand daneben.
Außerdem sah er einen knorrigen Walnußcouchtisch, einige Leselampen auf weiteren Walnußtischchen, ein paar Bilder und einen prächtigen Orientteppich, der mindestens ein Drittel des glänzenden Eichenparkettbodens bedeckte. Den Drink in der Hand, winkte Keyes Undean zu der komisch bemessenen Couch und entschied sich selbst für den Sessel.
»Wie hoch mußten Sie gehen?« fragte Keyes, sobald sie saßen.
»Bis zum Limit. Ich bin bis fünfzig gegangen, und Haynes hat abgelehnt. Er sagt, ihm habe schon jemand hunderttausend geboten, und die habe er ebenfalls abgelehnt. Er sagt, er weiß, wo er steuergünstige Abschreibungsmittel beschaffen kann .«
»Sind ihm Auslandsmittel angeboten worden?«
»Er behauptet bloß zu wissen, wo er genug auftreiben kann, um einen Spielfilm auf der Grundlage von Steadys Memoiren zu produzieren. Und außerdem will er Regie führen, das Drehbuch schreiben und die Hauptrolle übernehmen - das heißt, er will Steady spielen. Das war ungefähr das einzige, was einen richtigen Sinn ergab, denn er sieht ihm verflixt ähnlich.«
»Ich glaube, das Hunderttausend-DollarAngebot kann ich mit ziemlicher Sicherheit als imaginär einstufen«, sagte Keyes.
»Meinen Sie wirklich, er lügt?«
»Sie etwa nicht?«
Undean zuckte die Achseln. »Ich berichte Ihnen bloß, was er gesagt hat. Am meisten Wert schien er darauf zu legen, daß Sie bei Ihrem Gebot mit richtigem Geld beginnen, falls Sie ernsthaft Steadys Buch und alle Rechte daran kaufen wollen. Er meint, eine Dreiviertelmillion wäre in etwa richtig.«
Der Betrag schien Keyes nicht zu verblüffen. »Aber er hat Ihnen keinen Hinweis gegeben, wer sonst noch bietet, oder?«
»Sprechen wir wieder von dem imaginären Bieter?«
»Schon gut, Gilbert«, sagte Keyes schroff. »Vielleicht existiert ein echter Bieter.«
»Er hat keinen Hinweis gegeben. Ich glaube, weil er ihn nicht kennt.«
Keyes lehnte sich in seinem Sessel zurück, blickte nach oben und schien die weiße Stuckdecke sorgfältig zu mustern, als suche er nach Haarrissen. »Unterstellen wir einmal«, sagte er zu der Decke, »daß das
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