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Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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sie Schritt für Schritt durch den Ablauf zu führen.
    Sie öffnete die Tür. Regen spritzte ihr in trägen, schweren Tropfen aufs Gesicht. Auch Will war ausgestiegen. Sie sagte zu ihm: » Der Regen hatte nachgelassen. Die Sicht war gut. « Sie ging die Einfahrt hoch. Will ging, den Aktenkoffer in der Hand, neben ihr. Oben auf der Anhöhe sah sie, dass die Garage mit einem gelben Tatortband der Polizei abgesperrt war. Frank musste gestern Abend noch einmal hier gewesen sein, oder vielleicht hatte er einen Streifenwagen geschickt, um das Band anzubringen, damit es so aussah, als würden sie die Sache ernst nehmen. Inzwischen konnte man einfach nicht mehr sagen, was er tat oder warum.
    Will öffnete seine Aktentasche und zog ein Blatt Papier heraus. » Der Durchsuchungsbeschluss kam, als Sie Ihre Jacke holten. «
    Er gab Lena das Dokument. Sie sah, dass es von einem Richter in Atlanta ausgestellt worden war.
    » Was dann?«, fragte er. »Ich nehme an, das Garagentor war geschlossen, als Sie sich näherten? «
    Sie nickte. » Wir standen ungefähr hier. Wir drei. Es brannte kein Licht. In der Einfahrt oder auf der Straße standen keine Autos. « Sie deutete auf den Roller. Die Plastikkotflügel waren schlammverklebt. » Das Schloss und die Kette schienen die gleichen zu sein wie bei Allison. « Lena starrte den Roller an und freute sie über den Dreck an den Reifen. Tommy hätte mit dem Roller in den Wald gefahren sein können. Spuren würden sie keine mehr finden können, aber der Schlamm auf den Rädern würde dem Schlamm am See entsprechen.
    » Detective? «
    Lena drehte sich um. Sie hatte die Frage nicht mitbekommen.
    » Haben Sie an die Vordertür des Hauses geklopft? «
    Sie schaute zum Haus. Es brannte noch immer kein Licht. An der Tür lehnte ein kleiner Blumenstrauß. » Nein. «
    Will bückte sich und öffnete das Metalltor der Garage. Der Lärm war ohrenbetäubend, ein lautes Scheppern, das sicher in der halben Nachbarschaft zu hören war. Lena sah das Bett, den Tisch, die verstreuten Papiere und Magazine. Wo Frank am Eingang gestürzt war, war eine kleine Blutpfütze zu sehen. Sie war mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Der Schnitt an seinem Arm war tiefer gewesen, als sie gedacht hatte. Eine solche Verletzung konnte unmöglich der Brieföffner angerichtet haben. Hatte er sich selbst verletzt?
    » Haben Sie die Garage so vorgefunden? «, fragte Will.
    » Ziemlich genau so. « Lena verschränkte die Arme vor der Brust. Sie spürte die Kälte durch ihre Jacke dringen. Nach Tommys Geständnis hätte sie noch einmal hierherkommen und Allisons Sachen nach Hinweisen durchsuchen sollen, die Tommys Geschichte stützten. Dafür war es jetzt zu spät. Das Beste, was Lena noch für sich selbst tun konnte, war, zu denken wie ein Detective und sich nicht wie eine Verdächtige zu verhalten. Die Mordwaffe befand sich wahrscheinlich hier drinnen. Der Roller war eine gute Spur, der Fleck vor dem Bett eine noch bessere. Tommy könnte Allison auf den Kopf geschlagen und sie dann in den Wald gebracht haben, um sie dort umzubringen. Vielleicht war es sein Plan gewesen, sie im See zu ertränken. Das Mädchen war wieder zu sich gekommen, und er hatte sie in den Nacken gestochen. Tommy hatte sein ganzes Leben im Grant County verbracht. Wahrscheinlich war er schon Hunderte Male in der kleinen Bucht gewesen. Er hätte gewusst, wo der Seegrund abfiel. Er hätte gewusst, wie weit er die Leiche hinausbringen müsste, damit sie nicht so leicht gefunden würde.
    Lena stieß Luft aus. Endlich konnte sie wieder atmen. Das alles klang sehr einleuchtend. Tommy hatte gelogen, was die Art anging, wie er Allison umgebracht hatte. Aber umgebracht hatte er sie.
    Will räusperte sich. » Gehen wir ein paar Schritte zurück. Sie drei standen hier. Die Garage war geschlossen. Das Haus wirkte leer. Was dann? «
    Lena brauchte eine Weile, um sich zu sammeln. Sie berichtete, dass Brad den maskierten Eindringling in der Garage gesehen und das Gebäude umkreist hatte, bevor sie ausschwärmten, um den Verdächtigen zu stellen.
    Will schien nur halb zuzuhören, während sie sprach. Die Hände auf dem Rücken stand er unter dem Garagentor und musterte den Raum. Lena berichtete gerade, dass Tommy sich geweigert habe, das Messer wegzulegen, als sie bemerkte, dass Will sich auf den braunen Fleck vor dem Bett konzentrierte. Er betrat die Garage und kniete sich hin, um ihn genauer zu untersuchen. Neben ihm stand der Eimer mit trübem Wasser, den sie schon

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