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Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Führungsschiene des Tors herausragte–, machte ihr Herz einen Satz.
    Dennoch schilderte sie, wie Tommy auf die Straße gelaufen und Brad ihm nachgerannt war. Den Angriff und das Eintreffen des Hubschraubers. Und schließlich: » Der Hubschrauber startete, und ich ging zum Auto. Tommy saß bereits in Handschellen drinnen. Ich brachte ihn ins Revier. Den Rest der Geschichte kennen Sie. «
    Will kratzte sich am Kinn. » Was würden Sie sagen: Wie viel Zeit verging zwischen dem Augenblick, als Tommy Sie zu Boden warf, und dem Augenblick, als Sie wieder auf den Füßen standen? «
    » Ich weiß es nicht. Fünf Sekunden? Zehn? «
    » Schlug er Sie auf den Kopf? «
    Ihr Kopf schmerzte noch immer von dem Schlag. » Ich weiß es nicht mehr. «
    Will wies zur Rückwand. » Ist Ihnen das hier aufgefallen? «
    Sie musste sich zwingen, die Garage zu betreten. Sie folgte mit den Augen seinem ausgestreckten Finger zu einem Loch in der Wand. Es war rund mit ausgefranstem Rand, etwa von der Größe einer Kugel. Ohne nachzudenken, schaute Lena nach vorn zum Tor, wo Frank gestanden hatte. Die Flugbahn stimmte. Auf dem Boden lagen keine Geschosshülsen. Sie hoffte inständig, dass Frank daran gedacht hatte, hinter der Garage nachzuschauen. Die Kugel hatte nicht gestoppt, nachdem sie ihre Hand gestreift und die Metallwand durchschlagen hatte. Sie lag irgendwo draußen, wahrscheinlich vergraben im Matsch.
    » Hat irgendjemand seine Waffe abgefeuert? «, fragte Will.
    » Meine wurde nicht abgefeuert. «
    Er schaute auf das Pflaster auf ihrer Hand.
    » Sie waren also hier auf dem Boden. « Er ging zum Bett und stellte sie auf die Stelle, wo sie gestürzt war.
    » Genau. «
    » Sie standen auf und sahen, dass Frank Wallace am Boden lag. Mit dem Gesicht nach unten? Oder auf der Seite? «
    » Auf der Seite. « Lena folgte Will, während er langsam wieder in den vorderen Teil der Garage ging. Sie stieg über Magazine, die während des Handgemenges verstreut worden waren, und erkannte das Foto eines Mustangs älteren Baujahrs, der an der Steilkurve einer Rennstrecke klebte.
    Will deutete zu dem schartigen Metall, das aus der Führung des Tors herausragte. » Das sieht gefährlich aus. «
    Er öffnete wieder seinen Aktenkoffer. Mit ruhiger Hand zupfte er mit einer Pinzette einige Fäden eines hellbraunen Materials von dem scharfen Metall. Franks Sakko war hellbraun, ein London Fog, das er trug, solange Lena ihn kannte.
    Will gab ihr das K-M-Test-Set. » Ich bin mir sicher, Sie wissen, wie das geht. «
    Ihre Hände zitterten, als sie das Etui nahm. Sie tat genau das Gleiche, was Will kurz zuvor getan hatte, benutzte verschiedene Pipetten, um die einzelnen Flüssigkeiten aufzutragen. Als die Spitze des Tupfers sich leuchtend pink verfärbte, war Lena ziemlich sicher, dass sie beide nicht sonderlich überrascht waren.
    Will drehte sich wieder um und schaute noch einmal in die Garage. Sie konnte beinahe hören, wie sein Gehirn arbeitete. Was Lena anging, so hatte sie den Vorteil der eigenen Beteiligung, um ein Bild der Wahrheit entwerfen zu können. Tommy hatte den Tisch gegen Lena gestoßen. Frank war in Panik geraten oder erschrocken oder was auch immer– auf jeden Fall hatte er den Abzug seiner Waffe gedrückt. Der Schuss war ungezielt gewesen, hatte Lena an der Hand gestreift. Frank hatte die Waffe fallen lassen. Wahrscheinlich war der Rückstoß der Glock für ihn unerwartet heftig gewesen. Vielleicht war er aber auch so betrunken gewesen, dass er das Gleichgewicht verloren hatte. Er war zur Seite gekippt und hatte sich den Arm an dem scharfen Metall aufgeschlitzt, das aus der Torführung herausragte. Er war zu Boden gestürzt. Als Lena wieder aufgestanden war, hielt er sich den Arm. Tommy lief, den Brieföffner in der Hand, die Auffahrt hinunter.
    Wie die Keystone Kops. Was waren sie doch für eine Lachnummer.
    Wie viele Drinks hatte Frank gestern Vormittag gehabt? Er hatte mit seinem Flachmann in der Hand im Auto gesessen, während Lena zusah, wie Allison aus dem See gezogen wurde. Unterwegs hatte er sich drei oder vier Schlucke genehmigt. Und davor? Wie viel brauchte er mittlerweile, nur um aus dem Bett zu kommen?
    Will schwieg. Er nahm ihr den Tupfer und die Flaschen ab und verstaute alles wieder in dem Etui. Sie erwartete, dass er etwas über diesen Schauplatz hier sagte, darüber, was wirklich passiert war. Stattdessen fragte er: » Wo ist das Bad? «
    Lena war zu verwirrt, um etwas anderes zu antworten als: » Was? «
    » Das Bad? «

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