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Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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saß.
    Sie streckte die Hand nach der Zündung aus, aber da war keine.
    » Auf der anderen Seite. «
    Sie entdeckte das Zündschloss auf der anderen Seite des Lenkrads.
    » Das stammt aus den Le-Mans-Rennen«, erklärte Will. »So kann man mit einer Hand den Motor starten und mit der anderen schalten. «
    Sie war Rechtshänderin, und deshalb brauchte sie ein paar Versuche, bevor sie es schaffte, den Schlüssel zu drehen. Der Motor sprang dröhnend an. Der Sitz unter ihr vibrierte. Sie spürte, wie die Kupplung gegen ihren Fußballen drückte.
    Will stoppte sie. » Können Sie ihm ein paar Minuten zum Aufwärmen geben? «
    Lena nahm den Fuß vom Pedal. Sie schaute über die Straße. Er hatte sein Auto am hinteren Ende des Parkplatzes abgestellt, mit der Schnauze zur Straße. Von hier aus hatte sie einen guten Blick auf die Kinderklinik auf der anderen Straßenseite. Saras Klinik. Sie fragte sich, ob er mit Absicht hier geparkt hatte. Er wirkte sehr überlegt in allem, was er tat. Vielleicht war ihre Paranoia aber auch so groß, dass sie nicht einmal seinen Brustkorb sich heben und senken sehen könnte, ohne zu denken, das sei Teil eines Masterplans, um sie zu Fall zu bringen.
    Will stellte eine seiner anscheinend willkürlichen Fragen. » Was denken Sie über den 911er-Anruf? «
    Sie sagte ihm die Wahrheit. » Es stört mich, dass er von einer unterdrückten Nummer kam. «
    » Die Frau meldete einen angeblichen Selbstmord. Warum? «
    Lena schüttelte den Kopf. Diese Anruferin war das Letzte, was ihr im Augenblick durch den Kopf ging. » Tommy könnte mit ihr gesprochen haben. Sie könnte eine Arbeitskollegin sein. Eine Komplizin. Eine eifersüchtige Freundin. «
    » Tommy kam mir nicht wie ein Spieler vor. «
    Das sah auch Lena so. Beim Verhör hatte sie ihm gesagt, er solle deutlicher werden, weil sie sich nicht sicher war, ob er wirklich wusste, was Sex ist.
    » Hat Tommy irgendwas darüber gesagt, dass er sich mit einem Mädchen trifft? «
    Sie schüttelte den Kopf.
    » Wir können ja herumfragen. Immerhin wusste das Mädchen, das den angeblichen Selbstmord meldete, dass etwas nicht stimmte. Offensichtlich legte es den Grundstock für Tommys Verteidigung. «
    Lena riss den Kopf herum. » Inwiefern? «
    » Der Anruf. Sie sagte, Allison hätte Streit mit ihrem Freund gehabt. Das war der Grund, warum sie befürchtete, sie hätte Selbstmord begangen. Über Tommy sagte sie nichts. «
    Lena spürte jedes Gramm Blut in ihrem Körper einfrieren. Ihre Hand krallte sich um das Lenkrad. In Franks manipulierter Mitschrift stand nichts von einem Freund. Offensichtlich hatte Will sich bereits mit dem Callcenter in Eaton in Verbindung gesetzt. Warum hatte er dann Marla um den Audio-Mitschnitt gebeten?
    Um ihnen eine Falle zu stellen. Und Lena war direkt hineingetappt.
    Wills Stimme klang völlig sachlich. » Es ist offensichtlich, dass wir diesen Freund finden müssen. Wahrscheinlich wird er uns zu der Anruferin führen können. Hatte Allison irgendwelche Fotos in ihrer Wohnung? Liebesbriefe? Einen Computer? «
    Fotos. Wusste er von dem fehlenden Bild? Lenas Kehle fühlte sich so ausgetrocknet an, dass sie kaum schlucken konnte. Sie schüttelte den Kopf.
    Will holte seinen Aktenkoffer hinter dem Sitz hervor und ließ die Schlösser aufschnappen. In ihren Ohren ertönte ein schriller Alarm. Die Brust wurde ihr eng. Sie fragte sich, ob sich so eine Panikattacke anfühlte.
    » Hmm « , murmelte Will und stöberte in der Tasche. » Meine Lesebrille ist nicht da. « Er hielt ihr die Mitschrift hin. » Wären Sie so freundlich? «
    Lenas Herz hämmerte gegen die Rippen. Will hielt das Blatt in seiner Hand, die Kante flatterte im Luftstrom, der aus den Heizungsschlitzen kam.
    Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. » Warum machen Sie das? «
    Angst tränkte jedes ihrer Worte. Will schaute sie lange an– so lange, dass sie sich fühlte, als würde ihre Seele aus ihrem Körper geschält. Schließlich nickte er, wie er es so oft tat, als hätte er eine Entscheidung getroffen. Er steckte die Mitschrift wieder in die Tasche und ließ die Schlösser zuschnappen.
    » Fahren wir zu Allisons Wohnung. «
    Der Taylor Drive war weniger als zehn Minuten vom Revier entfernt, aber die Fahrt schien Stunden zu dauern. Lena war so panisch, dass sie ein paarmal bremste, weil sie meinte, sie müsse sich übergeben. Sie musste sich auf Frank konzentrieren und herausfinden, wie viele Nägel er in ihren Sarg schlagen konnte, stattdessen aber dachte sie

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