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Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Er deutete in der Garage herum, und Lena erkannte, dass er recht hatte. Dieses Zimmer war einfach nur eine große Schachtel. Es gab kein Bad. Es gab nicht einmal einen Wandschrank. Die Einrichtung war spartanisch, nichts anderes als ein Bett, das aussah wie aus Militärbeständen, und ein Klapptisch, wie man ihn bei Kirchenbasaren benutzte. In einer Ecke stand ein kleiner Fernseher mit Aluminiumfolie an der Antenne und einer vorn eingesteckten Playstation. Statt einer Wäschekommode waren Metallregale an die Wand geschraubt. Darauf lagen wüst durcheinander T-Shirts, Jeans und Baseballkappen.
    » Was sagte Tommy, warum er eine Skimaske trug? «
    Lena kam sich vor, als hätte sie eine Handvoll Kies geschluckt. » Er behauptete, wegen der Kälte. «
    » Es ist ziemlich kalt hier drinnen « , bestätigte Will. Er legte das Set wieder in seinen Aktenkoffer. Lena zuckte zusammen, als die Schlösser zuschnappten. Es klang wie ein Schuss. Oder das Zufallen einer Zellentür.
    Die Auto-Magazine. Die schmutzige Bettwäsche. Das Fehlen primitivster sanitärer Einrichtungen.
    Ausgeschlossen, dass Allison Spooner in dieser trostlosen Garage gewohnt hatte.
    Tommy Braham hatte hier gewohnt.

11 . Kapitel
    B rocks Bestattungsinstitut befand sich in einem der ältesten Gebäude des Grant County. Das viktorianische Schloss mit seinen Türmchen war Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts von dem Mann erbaut worden, der für die Instandhaltung des Bahnhofsgeländes verantwortlich war. Dass er dafür Gelder verwendete, die er bei der Bahn unterschlagen hatte, war eine Sache, die später vom Staatsanwalt geregelt wurde. Das Schloss wurde schließlich von den Stufen des Gerichtsgebäudes aus versteigert, den Zuschlag bekam John Brock, der örtliche Leichenbestatter.
    Sara hatte von ihrem Großvater Earnshaw gehört, dass jeder in der Stadt erleichtert aufatmete, als die Brocks die Main Street verließen– vor allem der Fleischer, der das Pech hatte, der direkt angrenzende Nachbar zu sein. Keller und Erdgeschoss des viktorianischen Gebäudes wurden in ein Bestattungsinstitut umgewandelt, das Obergeschoss war für die Familie reserviert.
    Sara war mit Dan Brock aufgewachsen. Er war ein linkischer, ernsthafter Junge, der sich in Gesellschaft von Erwachsenen wohler fühlte als mit Kindern seines Alters. Sie hatte aus erster Hand die unablässigen Hänseleien mitbekommen, die Dan in der Grundschule über sich ergehen lassen musste. Die Halbstarken hatten sich auf ihn gestürzt wie Piranhas und hatten erst in der Oberstufe damit aufgehört, als Dan zu einer Größe von über eins achtzig aufgeschossen war. Als das größte Mädchen in ihrer Klasse und die größte Person in der Schule – außer Dan – war Sara seine Nähe immer angenehm gewesen.
    Und doch konnte sie ihn noch immer nicht anschauen, ohne den schlaksigen zehnjährigen Jungen zu sehen, über den die Mädchen im Schulbus gekreischt hatten, weil er angeblich die Kopfläuse von Toten hatte.
    Ein Begräbniszug setzte sich eben in Bewegung, als Sara auf den Parkplatz fuhr. Der Tod war immer ein gutes Geschäft, auch in schlimmsten Wirtschaftslagen. Das alte viktorianische Haus war gut in Schuss. Die Farbe war frisch, das Ziegeldach erneuert. Sara sah zu, wie die Trauernden das Haus verließen und sich auf den kurzen Weg zum Grab machten.
    Auf dem Friedhof stand ein marmorner Grabstein mit Jeffreys Namen darauf. Sara hatte seine Asche zwar bei sich in Atlanta, aber seine Mutter hatte damals die Religion für sich wiederentdeckt und auf einem anständigen Begräbnis bestanden. Beim Trauergottesdienst war die Kirche so voll gewesen, dass die Türen geöffnet werden mussten, damit die Leute, die sich auf den Stufen drängten, die Stimme des Priesters hören konnten. Und anschließend ging man zu Fuß zum Friedhof, anstatt hinter dem Leichenwagen herzufahren.
    Diejenigen, die Jeffrey am nächsten standen, hatten etwas in den Sarg gelegt, das sie an ihren Freund, ihren Chef, ihren Mentor erinnerte. Es gab ein Auburn-Football-Programm mit Jeffrey auf dem Titelblatt, das seine Freunde aus der Jugend beigesteuert hatten. Eddie hatte den Hammer hineingelegt, mit dem Jeffrey ihm beim Bau eines Gartenhäuschens geholfen hatte. Seine Mutter hatte ihre alte Bratpfanne gestiftet, weil sie mit dieser Pfanne Jeffrey beigebracht hatte, wie man Hähnchen briet. Tessa hatte eine Postkarte beigesteuert, die er ihr aus Florida geschickt hatte. Er hatte sie immer gerne geneckt. Auf der Postkarte stand: Bin

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