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Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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gestern gesehen hatte. Der verkrustete Schwamm lag daneben.
    Er schaute zu ihr hoch. » Erzählen Sie weiter. «
    Lena musste erst überlegen, wo sie gewesen war. » Tommy stand hinter diesem Tisch. « Sie nickte zu dem krummen Tisch.
    » Das Tor schwingt nicht gerade leise auf. Hatte er das Messer bereits in der Hand? «
    Lena zögerte kurz und versuchte, sich zu erinnern, was sie gesagt hatte, als Will ihr diese Frage zum ersten Mal gestellt hatte. Er hatte wissen wollen, ob Tommy am Gürtel eine Scheide getragen hatte, in der er das Messer aufbewahren konnte. Er wollte wissen, ob es dasselbe Messer war, das Allison Spooner umgebracht hatte.
    » Als ich ihn sah, hatte er das Messer bereits in der Hand. Ich weiß nicht, woher er es hatte. Vielleicht vom Tisch. « Natürlich hatte er es vom Tisch. Dort lag ein teilweise geöffneter Umschlag, ein Werbebrief mit Gutscheinen, die niemand je einlöste.
    » Was ist Ihnen sonst noch aufgefallen? «
    Sie deutete auf den Eimer mit braunem Wasser vor dem Bett. » Er hatte geputzt. Ich schätze, er hat ihr hier auf den Kopf oder sie sonstwie k.o. geschlagen. Er legte sie auf den Roller und… «
    » In seinem Geständnis erwähnte er das Putzen nicht. «
    Nein, tat er nicht. Lena hatte nicht daran gedacht, ihn nach dem Eimer zu fragen. Sie hatte ausschließlich an Brad gedacht, wie grau seine Haut gewesen war, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. » Verdächtige lügen. Tommy wollte nicht zugeben, wie er es getan hatte. Er dachte sich eine Geschichte aus, die ihn besser dastehen ließ. Das passiert die ganze Zeit. «
    » Was ist dann geschehen? «, fragte Will.
    Lena schluckte, sie musste gegen das Bild von Brad ankämpfen, das ihr nicht mehr aus dem Kopf ging. » Ich näherte mich dem Verdächtigen von rechts. «
    Will öffnete seinen Aktenkoffer auf dem Bett. » Rechts von Ihnen aus oder von ihm aus? «
    » Von mir aus rechts. « Sie hörte auf zu reden. Er holte eine Art Vor-Ort-Untersuchungsset aus dem Aktenkoffer. Sie erkannte die drei kleinen Glasflaschen, die er aus dem Plastiketui zog. Er hatte vor, den Fleck einem Kastle-Meyer-Test zu unterziehen.
    Diesmal forderte Will sie nicht auf weiterzuerzählen. Er zog einen sauberen Tupfer aus dem Etui. Dann öffnete er die erste Flasche und benutzte die Pipette, um die Wattespitze mit Äthanol zu benetzen. Er drückte den Tupfer in den Fleck und drehte ihn sanft, damit sich die braune Substanz auf die Watte übertrug. Aus der zweiten Flasche tropfte er das Reagens Phenolphtalein darauf. Lena hielt den Atem an, als er mit der Pipette aus der letzten Flasche Wasserstoffperoxid hinzufügte. Sie hatte das Verfahren in der Ausbildung gelernt, es schon Hunderte Male selbst durchgeführt. Falls der braune Fleck menschliches Blut war, würde die Wattespit ze de s Tupfers sich sehr schnell leuchtend pinkfarben verfärben.
    Auf dem Tupfer passierte nichts.
    Will packte die Utensilien wieder zusammen. » Was passierte als Nächstes? «
    Lena hatte den Faden verloren. Sie konnte den Blick nicht von dem Fleck abwenden. Warum war das kein Blut? Der Fleck hatte dieselbe Form, dieselbe Farbe wie ein Blutfleck. Tommy war in Allisons Wohnung gewesen und hatte in ihren Sachen gestöbert. Er war angezogen wie ein Einbrecher. Er stand mit einem Messer in der Hand nur einen guten halben Meter von ihrem Blut entfernt.
    Kein Messer. Ein Brieföffner.
    Und nicht Allisons Blut.
    Will forderte sie zum Weitersprechen auf. » Sie hatten also Tommy rechts vor sich. Interims-Chief Wallace war rechts neben Ihnen? «
    » Von mir aus links, von Ihnen aus rechts. «
    » Haben Sie sich an diesem Punkt als Polizeibeamte zu erkennen gegeben? «
    Lena hielt den Atem an. Sie würde ihn anlügen müssen. Dass sie sich nicht erinnerte, konnte sie auf keinen Fall sagen, denn das würde als Eingeständnis verstanden werden, dass sie sich nicht an die grundlegenden Verhaltensvorschriften gehalten hatten.
    » Detective? «
    Lena atmete langsam aus. Sie versuchte es mit leichtem Sarkasmus. » Ich beherrsche meinen Job. «
    Er nickte ernst. » Das hoffe ich. « Anstatt sie noch weiter in die Enge zu treiben, verringerte er den Druck. » Erzählen Sie, was dann passierte. «
    Lena berichtete weiter, während Will in der Garage herumging. Der Raum war klein, aber es gab keine Stelle, die er nicht irgendwann intensiv betrachtete. Sooft er stehen blieb, um einen Gegenstand genauer zu untersuchen– die Verstrebungen an der Rückwand, den Metallstreifen, der aus der

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