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Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Manchmal brauchte der Kasten einfach nur Aufmerksamkeit.
    » Du hast es so gewollt. «
    » Wa… « Jason kippte nach vorn, sein Mund wurde zugedrückt, als sein Gesicht auf den Computer knallte. Das Plastik war heiß an seiner Wange. Eine dunkle Flüssigkeit verteilte sich um die Tasten. Er hatte den verrückten Gedanken, dass sein Computer verletzt war und blutete.
    Wind wehte vom offenen Fenster herein. Jason versuchte zu husten. Doch seine Kehle funktionierte nicht. Etwas Feuchtes und Dickes kam aus seinem Mund. Er starrte es an und dachte, sieht aus wie ein Stück Schweinefleisch. Rosiges, rohes Fleisch.
    Jason musste würgen.
    Er starrte seine Zunge an.

DIENSTAG

9 . Kapitel
    W ill kam sich vor wie ein Dieb, als er durch den Vorgarten der Lintons schlich und in seinen Porsche stieg. Wenigstens bot ihm der peitschende Regen eine Ausrede dafür, dass er den Kopf gesenkt hielt und sich schnell bewegte. Er steckte den Schlüssel ins Schloss und war im Auto, bevor er bemerkte, dass an der Windschutzscheibe etwas unter dem Scheibenwischer klemmte. Will stöhnte. Er stieß die Tür auf und versuchte, um den Türholm herum bis zum Wischer zu greifen, aber sein Arm war nicht lang genug. Sein Ärmel war durchweicht, als er wieder ausstieg und den Plastikbeutel holte.
    Jemand hatte ihm eine Nachricht hinterlassen. Das Blatt war zweimal gefaltet und im Plastik gut geschützt. Will schaute die Straße in beiden Richtungen entlang. Niemand war zu sehen, was bei dem grässlichen Wetter auch nicht verwunderlich war. Nirgendwo standen Autos mit laufenden Motoren. Will zog den Beutelverschluss auf. Ein vertrauter Geruch stieg ihm in die Nase.
    Luxusseife.
    Während er das zusammengefaltete Blatt anstarrte, fragte er sich, ob Sara ihm vielleicht irgendeinen Streich spielen wollte. Die halbe Nacht lang war er im Gästezimmer der Familie auf und ab gegangen und hatte sich die letzten fünf Minuten ihrer Unterhaltung noch einmal vor Augen geführt. Eigentlich hatte sie ja gar nichts gesagt. Oder doch? Auf jeden Fall hatte sie einen gewissen Blick in den Augen gehabt. Etwas hatte sich zwischen ihnen verändert, und die Veränderung war nicht gut.
    Abgesehen von seiner Frau gab es in seinem Leben nur zwei Menschen, die über seine Legasthenie Bescheid wussten. Beide hatten ihre eigenen, speziellen Wege gefunden, ihm deswegen das Leben zur Hölle zu machen. Amanda Wagner, seine Chefin, warf ihm gelegentlich Bonmots hin nach dem Motto, dass er im besten Fall professionell inkompetent und im schlimmsten intellektuell minderbemittelt sei. Faith war wohlmeinender, aber auch neugieriger, als ihr guttat. Einmal hatte sie Will mit so vielen Fragen über seine Störung gelöchert, dass er zwei ganze Tage nicht mehr mit ihr gesprochen hatte.
    Seine Frau Angie zeigte eine Mischung von beiden Reaktionen. Sie war mit Will aufgewachsen, hatte ihm geholfen, Schulaufgaben und Aufsätze zu schreiben und Bewerbungsformulare auszufüllen. Sie war diejenige gewesen, die seine Berichte durchlas und dafür sorgte, dass sie nicht so klangen, als seien sie von einem Trottel verfasst worden. Doch auch sie neigte dazu, ihm ihre Hilfe vorzuhalten, wenn sie etwas von ihm wollte. Und das war nie etwas Gutes. Zumindest nicht für Will.
    Jede auf ihre eigene Art machten die drei Frauen deutlich, dass sie glaubten, mit ihm stimme etwas nicht, dass er nicht ganz richtig im Kopf sei, dass es nicht so ganz richtig sei, wie er dachte, wie er Dinge anging. Sie bemitleideten ihn nicht. Er war sich ziemlich sicher, dass Amanda ihn nicht einmal mochte. Aber sie behandelten ihn anders. Sie behandelten ihn, als hätte er eine Krankheit.
    Was würde Sara tun? Vielleicht nichts? Will war sich noch nicht einmal sicher, ob sie es herausgefunden hatte. Vielleicht redete er sich das nur ein. Sara war klug– das war ein Teil des Problems. Sie war sehr viel klüger als Will. Hatte er sich selbst verraten? Hatte sie irgendeine spezielle Ärztemethode, um ahnungslose Trottel wie ihn in die Falle zu locken? Offensichtlich hatte er etwas gesagt oder getan, das ihn verraten hatte. Aber was?
    Will schaute zum Haus der Lintons, um sich zu versichern, dass niemand ihn beobachtete. Sara hatte die komische Angewohnheit, hinter geschlossenen Türen zu lauern. Er faltete das Blatt aus einem Notizbuch auf. Unten auf der Seite sah er ein Smiley-Gesicht.
    Hielt sie ihn für ein Kind? Waren ihr die goldenen Sternchen ausgegangen?
    Er drückte sich die Finger in die Augenwinkel und kam sich vor wie

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