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Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Aktenkoffer. » Wann soll die Untersuchung anfangen? «
    » Frank sagte, um elf Uhr dreißig. «
    » War das, als Sie gestern Abend mit ihm gesprochen haben? «
    Lena versuchte, sich zu erinnern, was für eine Antwort sie ihm gegeben hatte, als er ihr diese Frage zum ersten Mal stellte. Sie hatte zweimal mit Frank geredet. Beide Male hatte er ihr eingeschärft, wie sie mit Tommys Geständnisumzugehen habe. Beide Male hatte er gedroht, ihr Leben zu ruinieren, wenn sie seinen besoffenen Arsch nicht rettete.
    Lena warf ihm eine belanglose Antwort hin und hoffte, Will würde sie schlucken. » Wie ich Ihnen bereits gesagt habe. «
    Er hielt ihr die Tür auf. » Haben Sie eine Ahnung, warum die Presse nicht über diese Geschichte herfällt? «
    » Die Presse? « Sie hätte gelacht, wenn sie nicht bis zu den Knien in Scheiße gestanden hätte. » Die Zeitung ist über die Ferien geschlossen. Thomas Ross geht um diese Jahreszeit immer zum Skifahren. «
    Will lachte gutmütig. » Kleinstädte muss man einfach gernhaben. « Ein kalter Wind zwang ihn, die Glastür mit der Schulter zuzudrücken. Er steckte die Hände in die Taschen seiner Jeans. Der untere Teil seiner Hosenbeine war noch immer nass. » Nehmen wir Ihr Auto. «
    Sie wollte ihn nicht in ihrem Celica haben, deshalb nickte sie in die Richtung von Franks Lincoln Town Car. Lena zog ihre Schlüsselkette aus der Tasche. Das County hatte nur ein knappes Budget zur Verfügung, und sie beide mussten sich das Auto teilen.
    Sie drückte auf den Knopf, um die Türen zu öffnen.
    Will stieg nicht ein. Stattdessen runzelte er die Stirn über den Geruch, der durch die Morgenluft wehte. » Raucher? «
    » Frank « , sagte sie. Der Gestank war noch schlimmer als sonst. Gestern Abend auf der Fahrt nach Macon und zurück musste er Kette geraucht haben.
    » Das ist Chief Wallaces Auto? «
    Sie nickte.
    » Und wo ist Chief Wallace, wenn das sein Auto ist? «
    Lena schaffte es, die Galle in ihrer Kehle zu schlucken. » Er ist mit einem Streifenwagen ins Krankenhaus gefahren. «
    » Können Sie mit einer Gangschaltung umgehen? «, fragte er jetzt.
    Nun war sie es, die die Stirn runzelte. Natürlich konnte sie mit einer Gangschaltung umgehen.
    » Fahren wir mit meinem Auto. «
    » Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? « Lena hatte von dem Porsche gehört, noch bevor sie heute Morgen ins Revier gekommen war. Die ganze Stadt redete darüber– was der wohl gekostet hatte, warum ein staatlicher Ermittler so einen fuhr und – vor allem – dass er die ganze Nacht vor dem Haus der Lintons gestanden hatte.
    Will wartete nicht, um zu sehen, ob sie ihm folgte, als er zum anderen Ende des Parkplatzes ging. Er redete auf dem Weg zu seinem Auto und schwang dabei leicht seinen Aktenkoffer. » Ich interessiere mich sehr für Allison Spooner. Sie sagten, sie sei aus Alabama gewesen? «
    » Ja. «
    » Und Studentin am Grant Tech? «
    Lena antwortete vorsichtig: » Sie war im College eingeschrieben. «
    Will wandte sich ihr zu. » Das heißt also, sie war Studentin? «
    » Das heißt, dass sie eingeschrieben war. Mit den Lehrern haben wir noch nicht gesprochen. Wir wissen nicht, ob sie aktiv am Unterricht teilnahm. Zu dieser Jahreszeit bekommen wir viele Anrufe von Eltern, die sich wundern, warum sie keine Zeugnisse zugeschickt bekommen. «
    Er fragte noch einmal: » Glauben Sie, dass Allison Spooner das Studium abgebrochen hat? «
    Lena versuchte es mit einer neuen Strategie: » Ich glaube, ich sage Ihnen gar nichts mehr, außer ich weiß, dass es die absolute Wahrheit ist. «
    Er nickte knapp. » Soll mir recht sein. «
    Lena wartete auf eine andere Frage, eine andere Andeutung. Doch Will ging wortlos weiter. Wenn er glaubte, sie mit dieser neuen Taktik knacken zu können, hatte er sich getäuscht. Sie musste sich bereits ihr ganzes Leben mit stummer Missbilligung herumschlagen und hatte eine Kunst daraus gemacht, sie zu ignorieren.
    Sie zog den Kopf gegen die Kälte ein. Ihre Gedanken kehrten zu dem früheren Gespräch mit Will zurück. Sie war so wütend gewesen, weil er in Jeffreys Büro gegessen hatte, dass sie anfangs gar nicht wirklich mitbekam, was er sagte. Aber dann hatte er Allisons Brieftasche herausgezogen, und sie hatte gesehen, dass das dritte Foto fehlte.
    Das Bild zeigte Allison neben einem Jungen, der ihr den Arm um die Taille gelegt hatte. In einem gewissen Abstand links von ihr eine ältere Frau. Sie saßen alle auf einer Bank vor dem Studentenzentrum. Lena hatte das Foto lange genug

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