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Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Titel: Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Herden
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schluchzte ich. »Und vielleicht kommen wir hier auch niemals wieder raus.«
    »Kurt, hör auf damit!« Sandro legte seine Arme um meine Schultern und wiegte mich hin und her. »Du darfst nicht den Mut verlieren. Wir müssen einfach daran glauben, dass wir es schaffen. Wir müssen doch die Welt retten. Hast du das etwa vergessen?«
    Nein. Vergessen hatte ich das nicht, aber für einen Moment war mir das egal. Ich wollte nur noch nach Hause. In ein Zuhause, wie ich es von vorher kannte, bevor das alles passiert war.
    »Lass uns einfach die Prinzessin schnappen und dann zusammen fliehen!«, sagte ich leise.
    Sandro schaute mich stumm an.
    »Also, ich könnte sie doch ein bisschen k. o. schlagen, sodass es ihr nicht wehtut. Und du könntest sie tragen. Du bist doch groß genug«, versuchte ich ihn zu überzeugen.
    »Die Prinzessin ist größer als ich und sie ist stark«, erwiderte Sandro. »Sie würde sich wehren. Du weißt, wie stark man sein kann, wenn man wütend ist. Und die Prinzessin kann sehr wütend werden. Außerdem, wohin sollen wir denn fliehen?«
    »Immer geradeaus. Vielleicht gibt es da irgendwo noch eine Tür«, schlug ich vor. »Eine, die nach draußen führt.«
    »Ich glaube nicht, dass das so einfach ist, nach all dem, was wir hier unten erlebt haben«, sagte Sandro. »Komm!«, drängte er und zog mich vom Boden hoch auf die Füße. »Wir suchen jetzt den Verantwortlichen und stellen ihn zur Rede.«
    Ich guckte Sandro an. Sein Blick war längst nicht so entschlossen wie seine Stimme. Außerdem hatte er auf dem weißen Pulli einen Soßenfleck, der aussah wie der Umriss von Afrika. Sogar den Äquator konnte man erkennen, denn genau dort verlief eine Bügelfalte. Wie kam der denn da hin? Wir hatten doch gar nichts gegessen. Ich riss mich zusammen. Es gab jetzt wirklich Wichtigeres zu tun, als über Flecken nachzudenken.
    Also liefen wir auf die offene Tür am Ende des Ganges zu. Als wir dort ankamen, dachten wir gar nicht lange nach, sondern traten über die Schwelle. Mit einem lauten Krachen schlug die Tür hinter uns zu. Damit hatte ich schon gerechnet. Das war immerhin das dritte Mal, dass das passierte. Vor uns an der Wand hingen 20 Monitore. Auf denen liefen wir uns selbst zwanzigfach entgegen. Dann zeigten die Bildschirme nur noch den verschlossenen Türeingang. Wir waren außerhalb der Reichweite der Kameras, denn wir befanden uns im Schaltraum. Und in diesem Schaltraum musste derjenige sein, der all das, was in den letzten vier Wochen passiert war, veranstaltet hatte. Von ihm war allerdings nichts zu sehen. Also warteten wir.
    Die Bildschirme flackerten kurz und zeigten dann verschiedene Orte, die ich alle wiedererkannte. Es waren die Stationen unserer Reise durch die unterirdische Welt. Da waren der niedrige Erdtunnel und das hohe Gewölbe mit dem kristallklaren Wasser, der schmale Gang und das Zimmer der Alten. Sie saß am Tisch und nähte Gummijacken. Auf einem Monitor sah ich den hohen Raum, in den wir mit den eisigen Wassermassen geschwemmt worden waren. Da waren die Bilder aus dem stickigen, niedrigen Gewölbe. Wie ich vermutet hatte, filmten die Kameras auch im Dunkeln. Deutlich konnte ich die riesigen Molche und Lurche, Würmer und Unken erkennen. Sie saßen einfach nur zusammengedrängt und starrten vor sich hin. Irgendwie guckten sie traurig. Vielleicht hatten sie Spaß mit uns gehabt und bedauerten nun, dass wir so schnell wieder verschwunden waren. Beinahe musste ich lachen.
    »Das Wasser und die Wände leuchten«, riss mich Sandro aus meinen Gedanken. »Das war vorhin noch nicht so. Das muss irgendein selbstleuchtender Pilz sein.«
    »Es sind Bakterien«, sagte eine hohe Stimme.
    Wir zuckten zusammen, denn wir hatten gedacht, wir wären alleine. Doch da drehte sich der Schreibtischstuhl vor uns und darauf saß ein sehr kleiner, weiß gekleideter Herr mit einem strubbeligen Bart. Ich starrte ihn an. Mit allen Monstern der Unterwelt hatte ich gerechnet, mit irgendeinem Riesenlurch oder mit einem besonders hässlichen Rattenmann, einer lurchigen Rattenfrau oder einer riesigen, sprechenden Kröte. Aber ein kleines, bärtiges Männlein, das uns aus blauen Augen anstrahlte, hatte ich nicht erwartet.
    »Guten Abend«, stammelte Sandro.
    »Guten Morgen, mein Junge. Denn es ist bereits früher Morgen. Ihr seid Kurt und Sandro, wie ich hörte. Mein Name ist Professor Kolossos«, sagte der kleine Herr und lächelte.
    »Guten Morgen«, sagte ich verblüfft. Für jemanden, der die Welt in Gefahr

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