Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet
brachte, war er eindeutig zu nett.
Doch plötzlich fiel ein Netz auf uns herab. Professor Kolossos hatte uns hereingelegt! Das passte schon viel besser. Wir versuchten, uns zu befreien und zappelten wie verrückt mit den Armen und Beinen. Doch dadurch verhedderten wir uns immer mehr im Netz. Plötzlich kamen aus allen Richtungen Ratten mit lustigen Kappen. Ich konnte sie aufgeregt quietschen und pfeifen hören. Mit ihren nackten, rosa Pfoten griffen sie das Netz und wickelten uns noch fester darin ein.
»Sie nehmen uns gefangen!«, ächzte Sandro.
Jetzt hätte ich gerne um Hilfe gerufen. »Es wäre wahrscheinlich sinnlos, wenn wir um Hilfe rufen würden, stimmt’s?«, fragte ich Professor Kolossos.
»Richtig, mein Junge, das wäre völlig sinnlos. Aber es wäre wahrscheinlich genauso sinnlos, euch zu fragen, ob ihr einen Tee mit mir trinken möchtet, nicht wahr?«, antwortete der kleine Mann mit der hohen Stimme und dem strubbeligen Bart.
»Niemals werden wir von Ihrem Tee trinken!«, schrie Sandro wütend.
»Tja«, seufzte Professor Kolossos und es hörte sich tatsächlich etwas traurig an. »Das habe ich mir schon gedacht. Bringt sie fort!«, befahl er mit einer Stimme, die wie ein Pfiff schrillte. Die Ratten hoben uns hoch und trugen uns durch die Tür in den Gang hinaus. Weil die Ratten so klein waren, sah es ein bisschen so aus, als würden wir über dem Boden schweben.
»Das glaubt uns keiner«, stöhnte Sandro.
»Das und alles andere auch nicht«, sagte ich.
Irgendwann legten die Ratten uns ab und begannen am Netz zu nagen. Ich erkannte einen Raum, in dem zwei Doppelstockbetten standen. Sonst nichts. Als ich den Kopf ein bisschen drehte, sah ich, dass der Raum nur drei Wände hatte. Die vierte Seite bestand aus Gitterstäben, durch die man in den Flur sehen konnte. Es sah aus wie ein Gefängnis in einem Wildwestfilm. Dann huschten die Ratten mit den lustigen Kappen wieder hinaus. Wir brauchten eine ganze Weile, bis wir uns aus dem angenagten Netz befreit hatten. Da war die Gittertür längst zugefallen und fest verschlossen.
Kein Kinderglück
Natürlich hatten wir nie geglaubt, dass wir in der Kanalisation einen gemütlichen Spaziergang machen würden. Wenn es so einfach wäre, die Welt zu retten, dann wäre sie ja niemals in Gefahr. Aber dass wir in einem Gefängnis landen würden, damit hatten wir nicht gerechnet. Anstatt die Prinzessin zu befreien und das Geheimnis um die verschwundenen Eltern zu lüften, saßen wir in einem Raum mit Gitterstäben und zwei Doppelstockbetten fest.
»Komm Kurt, wir essen erst einmal was«, sagte Sandro. Wir kramten den letzten Müsliriegel, zwei Traubenzucker und die fast leeren Wasserflaschen aus den Rucksäcken. »Ein Festmahl ist das nicht gerade«, murmelte Sandro und brach den Müsliriegel in zwei gleich große Hälften. Mensch, hatten wir Hunger und Durst! Mit einem Happs schlangen wir den Müsliriegel hinunter und ehe wir uns versahen, waren auch die Wasserflaschen leer und der Traubenzucker weggelutscht. Besonders satt waren wir danach nicht.
Wir legten uns in die unteren Betten und warteten. Wir warteten sehr lange, aber es passierte nichts. Überhaupt gar nichts. Wir hatten auch keine Lust, uns zu unterhalten. Dabei hatten wir so verrückte und unglaubliche Dinge erlebt, dass wir genug Redestoff gehabt hätten. Manchmal ist das ja so. Stattdessen dösten wir vor uns hin. Irgendwann ging das Licht aus. Das bedeutete wohl, dass es Nacht war und wir schlafen sollten.
»Bist du müde?«, flüsterte Sandro.
»Nicht das kleinste bisschen« antwortete ich und gähnte. »Ich will endlich wissen, was nun passiert. Dieses Warten macht mich noch ganz verrückt.«
»Das ist vielleicht auch der Plan«, vermutete Sandro. »Vielleicht will uns Professor Kolossos langsam verrückt machen.«
»Genau. Bis wir mit ihm Tee trinken«, sagte ich.
»Niemals werden wir von dem Tee trinken. Abgemacht?«
»Abgemacht. Niemals. Wir wollen doch die Prinzessin befreien«, sagte ich. »Und die Welt retten«, fügte Sandro hinzu. Wir sind dann doch eingeschlafen, denn Professor Kolossos weckte uns irgendwann. Wahrscheinlich war es der nächste Morgen. Er brachte uns ein Tablett mit einer Kanne Tee und Tassen. Außerdem waren darauf Brötchen und Rührei, Saft und Marmelade. Bevor ich ganz wach war, meldete sich auch schon mein Magen mit einem lauten Knurren.
»Sie können mit Ihrem vergifteten Frühstück direkt wieder gehen«, hörte ich Sandro sagen, bevor ich die Augen
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