Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet
auch ganz egal, dass von der Decke weißes Neonlicht strahlte.
»Wie spät mag es wohl sein?«, fragte ich gähnend.
Sandro schaute auf seine Funkuhr. »Keine Ahnung. Meine Uhr funktioniert nicht mehr«, antwortete er und gähnte auch. »Ich habe das Gefühl, als hätte ich seit einer Woche nicht geschlafen«, murmelte ich und legte mich auf das nächstbeste Bett. »Vielleicht sollten wir erst einmal ein Stündchen schlafen«, schlug Sandro vor und krabbelte in das Bett daneben. Gute Idee, wollte ich noch sagen, aber da war ich schon eingeschlafen.
Lange konnte ich jedoch nicht geschlafen haben. Denn als ich erwachte, fühlte ich mich, als hätte mir jemand mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen und als hingen schwere Gewichte an meinen Augenlidern. Ich konnte meine Augen kaum öffnen. Trotzdem war ich plötzlich hellwach. Irgendetwas hatte mich geweckt. Ein ungewöhnliches Geräusch, das jetzt nicht mehr zu hören war. Das Neonlicht war ausgegangen und ich lauschte angestrengt in die Dunkelheit. Doch da war nichts außer einem leichten Brummen, das wahrscheinlich von einem Belüftungssystem kam. Und Sandros beruhigendes Schnarchen. Ich drehte mich auf die andere Seite und hoffte, noch einmal einzuschlafen. Aber mein Herz klopfte so laut, dass es mich wach hielt.
Und dann hörte ich es wieder – ein schlurfendes, schmatzendes Geräusch. Ich musste nicht lange herumraten, wer das verursachte. Entweder hatten es die Lurche geschafft, die Metalltür zu öffnen, oder es gab auch hier im Bunker welche von ihnen. Wie es sich anhörte, waren diese Lurche mindestens genauso groß wie die aus dem Gewölbekeller. Oder noch größer.
Plötzlich merkte ich mit Schrecken, dass ich im Schlaf meine Hand aus dem Bett hatte hängen lassen. Und da hing sie noch immer. Ich musste so schnell wie möglich meine Hand wieder unter die Bettdecke ziehen! Bevor irgendein breites Maul danach schnappte oder eine dicke Zunge sie ableckte. Aber ich konnte sie nicht bewegen. Mein Arm war kalt wie Eis und ich hatte gar kein Gefühl mehr darin. Es war, als gehörten Arm und Hand nicht mehr zu mir. Mich gruselte es wahnsinnig. Ich überlegte, ob ich Sandro wecken sollte. Oder sollte ich lieber leise sein, damit diejenigen, die hier herumschlichen, uns nicht finden konnten?
Da richtete sich plötzlich ein riesiger Schatten neben Sandros Bett auf. Also eigentlich war es gar kein Schatten, denn es war so dunkel, dass es keinen Schatten hätte geben können. Aber etwas unglaublich Riesiges richtete sich neben Sandro auf. Und das war auf alle Fälle etwas, das keine Probleme haben würde, zehnjährige Jungs im Ganzen zu verschlucken. Es musste eine leuchtende Haut haben, weil ich es sehen konnte.
Ich wollte schreien und Sandro warnen, aber kein Laut kam aus meinem Mund. Und dann musste ich mit ansehen, wie sich das riesige Lurchmonster über Sandro beugte und eine Unmenge leuchtenden Schleim über ihn erbrach. Ich wusste, was nun folgen würde und presste vor Angst meine Augen fest zusammen. Ich musste etwas tun! Ich musste Sandro helfen! Dazu brauchte ich eine Waffe: ein Messer oder irgendeinen Stock. Aber noch immer konnte ich mich nicht bewegen. Nicht meinen Kopf, nicht die Hand, die noch immer aus dem Bett hing, noch nicht einmal einen kleinen Zeh. Ich musste doch wenigstens schreien, um Sandro zu warnen, auch wenn es dazu längst zu spät war. ›Konzentriere dich, Kurt!‹, befahl ich mir selber und steckte all meine Energie in meine Stimme.
»Sandroooo!!!! Sandroooo!!!!«, schrie ich so laut ich konnte.
»Ich bin doch da«, sagte Sandro neben mir und seine Stimme klang ganz ruhig. »Das muss ja ein heftiger Traum gewesen sein. Ist aber auch kein Wunder, bei all dem, was wir erlebt haben.«
Ich öffnete die Augen und alles wurde schwarz um mich. »Das Licht ist aus. Es ist stockdunkel«, stellte ich fest und versuchte mich zu orientieren. »Ja, es muss ausgegangen sein, als wir schliefen. Bist du jetzt richtig wach?«, fragte Sandro. »Ich glaube schon«, antwortete ich und hoffte, dass das stimmte. »Wie lange haben wir denn geschlafen?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe gar kein Gefühl mehr für die Zeit. Aber wir müssen so schnell wie möglich denjenigen finden, der das hier alles geplant hat.«
»Oder diejenige«, sagte ich und schwang meine Beine aus dem Bett.
»Genau, oder diejenige«, wiederholte Sandro.
»Und wir müssen ganz schnell die Prinzessin finden.«
»Sie will wahrscheinlich gar nicht von uns befreit werden«,
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