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Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Titel: Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Herden
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und guckte erschrocken. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Sandro hob ganz kurz den Finger an die Lippen. Die Prinzessin durfte auf gar keinen Fall verraten, dass sie gerade aus ihrer Betäubung erwacht war. Aus irgendeinem Grund war in dem Tee kein »Kinderglück«. Und ich ahnte, warum.
    »Hast du uns den leckeren Tee gekocht?«, fragte ich die Prinzessin.
    »Ja?«, antwortete sie. Es klang eher wie eine Frage.
    »In der großen Küche?«
    »Ja?«
    »Am ersten Herd?«
    »Ja?«, antwortete die Prinzessin und runzelte ihre Stirn.
    Sandro und ich grinsten uns an. Am ersten Herd hatten wir das »Kinderglück« in dem Fläschchen gegen Leitungswasser ausgetauscht. »Hast du auch ein paar Tropfen ›Kinderglück‹ dazugetan?«, fragte Sandro. »Natürlich«, antwortete die Prinzessin, »das kommt doch in jede Kanne Tee.«
    Ich merkte, dass die Prinzessin nicht mehr verstand, wovon sie eigentlich sprach. Sie fasste sich an den Kopf und verzog ihr Gesicht, als hätte sie Schmerzen.
    »Dein Kopf brummt wie ein Wespennest oder ein Presslufthammer oder beides zusammen. Richtig?«, fragte ich flüsternd und sie nickte.
    Ich drückte ganz vorsichtig ihre Hand. Aber das sirrende Geräusch der Kamera über uns erinnerte mich daran, dass ich mir nichts anmerken lassen durfte. Ich ließ die Hand der Prinzessin los und kuschelte mich in die Bettdecke. Dabei seufzte ich laut. Ich hoffte, es klang wohlig.
    »Ach, hier ist es richtig schön«, sagte ich. »Hoffentlich bringt uns der nette Professor Kolossos gleich etwas Leckeres zu essen. Ich habe einen Bärenhunger.«
    »Vielleicht könnten wir heute auch ein bisschen raus aus dem Zimmer und mit unserer Freundin spielen«, sagte Sandro. »Oder, was meint ihr? Es ist so toll, dass wir jetzt endlich wieder zusammen sind. Und auch noch an einem so schönen Ort.« Er schaute sich begeistert um.
    Die Prinzessin fasste sich noch immer an den Kopf, aber ich konnte an ihren Blicken sehen, dass sie verstanden hatte.
    »Kommt, ich bringe euch zu Professor Kolossos. Er wird sich sehr freuen«, sagte sie und stand auf. »Au ja!«, rief Sandro und da hatte ich Sorge, dass wir es vielleicht ein bisschen übertrieben.
    Wir folgten der Prinzessin in den Schaltraum. Wegen der vielen Kameras konnten wir leider nicht miteinander reden. Zwar wussten wir, dass wir den Professor irgendwie überlisten mussten, aber wir konnten uns nicht absprechen. Und dann standen wir auch schon vor ihm.

Der geheimnisvolle Professor

    »Wie schön, dass ihr endlich zur Vernunft gekommen seid«, freute sich der Professor. »Guten Morgen, Professor Kolossos«, sagte Sandro und schüttelte ihm voller Begeisterung die Hand.
    Ich überlegte verzweifelt, ob das schon zu einem Plan gehörte. Sandro war viel größer als der Professor. Vielleicht wollte er ihn in einen Polizeigriff oder in den Schwitzkasten nehmen? Aber da ließ Sandro Professor Kolossos’ Hand schon wieder los. Der Professor deutete auf einen reich gedeckten Tisch. Jetzt hatten wir ein Problem. Wir hatten unendlichen Hunger, aber wie konnten wir sicher sein, dass auch im Essen kein »Kinderglück« war? Wir konnten die Speisen aber auch nicht ablehnen. Der Professor dachte ja, dass der Tee seine Wirkung getan hatte und er wusste, dass wir mordsmäßigen Hunger hatten.
    Da sagte die Prinzessin: »Das sieht ja toll aus. Es wird uns Kinder nicht glücklich, sondern superfroh machen. Kommt, lasst uns essen.«
    Sandro stürzte an den Tisch und begann sich das Essen in den Mund zu schaufeln. Ich musste erst noch einige Sekunden darüber nachdenken. Doch dann verstand ich auch: »nicht glücklich« bedeutete kein »Kinderglück«. Erleichtert setzte ich mich an den Tisch und lud mir eine riesige Portion Nudeln mit Tomatensoße auf den Teller. Professor Kolossos schaute uns beim Essen zu und seine Augen leuchteten.
    »Dürfen wir ein bisschen Fernseh gucken?«, fragte die Prinzessin, nachdem wir die letzte Nudel verdrückt hatten. Sie schnurrte wie ein kleines Kätzchen. Die Prinzessin wollte uns wohl irgendetwas auf den Monitoren zeigen. Aber da passierte eigentlich gar nichts.
    »Es passiert zwar gerade nichts Aufregendes«, sagte der Professor lachend. »Aber sicher, schaut nur. Vorgestern gab es mehr zu sehen, als zwei Jungen den Weg zu uns gesucht haben, nicht wahr, Tilda?«
    Tilda? Ach so, die Prinzessin hieß ja eigentlich Tilda. Und die war jetzt über und über rot geworden. Sie begann die Stifte, die vor ihr auf einem Schreibtisch lagen, der

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