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Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Titel: Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Herden
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Länge nach zu sortieren. Der Professor beobachtete sie dabei aufmerksam. Hoffentlich merkte er nichts. Als die Prinzessin noch von dem »Kinderglück« betäubt war, hatte sie sicher keine Stifte der Länge nach sortiert.
    Plötzlich wusste ich, was sie vorhatte. Denn sie näherte sich langsam einem grünen Knopf, der aus der Schreibtischplatte ragte. Dieser Knopf löste garantiert den Schließmechanismus der Tür zum Schaltraum aus. Wenn die Prinzessin ihn drücken würde, dann wären wir alleine mit dem Professor und er könnte keine Hilfe holen. Dann würden wir den kleinen Mann ohne Probleme überwältigen können. Er war sogar kleiner als ich und ich würde ihm nicht einmal wehtun müssen.
    »Professor Kolossos, wie bedient man eigentlich die einzelnen Kameras?«, fragte ich.
    »Komm her, Kurt«, antwortete er und winkte mich zu seinem Stuhl vor den Schalttafeln. »Das erkläre ich dir gerne. Ich habe schon mitbekommen, dass du dich für technische Dinge interessierst.«
    Ich setzte mich zu ihm auf den Stuhl. Wir beide passten locker zusammen darauf. Ich wusste nicht, was die Prinzessin vorhatte. Aber für alle Fälle war ich jetzt so nah an Professor Kolossos herangekommen, dass ich ihn mit einem gezielten Griff sofort überwältigen konnte. War ihm das nicht bewusst?
    Da drückte ich aus Versehen auf einen der vielen Knöpfe, die vor uns im Tisch eingelassen waren. Plötzlich wechselte das Bild auf den 20 Bildschirmen. Man sah jetzt einen engen, dunklen Gang, durch den viele Rohre gelegt waren: riesige Rohre, von denen immer wieder Abzweigungen nach oben verliefen. Vor jeder Abzweigung führte ein dünner Schlauch aus einem Kanister in eine kleine Öffnung der Rohre. Auf den Kanistern klebten Schilder. Auf einem der vordersten konnte man lesen:
ELTERNGLÜCK
    Ich hatte einen schrecklichen Verdacht. Das waren doch die Trinkwasserrohre der Stadt! »Oh, das ist aber nichts für euch«, sagte der Professor schnell.
    Er drückte auf einen Knopf und die Bilder mit den Wasserrohren verschwanden wieder. »Warum nicht?«, fragte Sandro, der hinter unseren Stuhl getreten war.
    Als sich der Professor nach ihm umdrehte, ließ Sandro eine volle Teekanne auf seinen Kopf fallen. Der Tee ergoss sich wie ein bräunlicher Wasserfall über den kleinen Mann, der einen schrillen Pfiff ausstieß und dann ohnmächtig gegen mich fiel. Währenddessen hatte die Prinzessin auf den grünen Knopf im Schreibtisch gedrückt und damit die Tür verschlossen.
    »Hoffentlich war das nicht zu fest. Mit der Teekanne, also echt. Das hätte ich doch viel eleganter und schmerzfreier lösen können«, sagte ich, während wir den Professor auf ein Sofa legten und seine Arme und Beine mit Klebeband zusammenklebten.
    »Schau, er kommt schon wieder zu sich«, erwiderte Sandro.
    Der Professor schlug die Augen auf, die nun gar nicht mehr freundlich strahlten. Sie waren kalt wie Eis. Ich hatte erwartet, dass er ganz furchtbar wütend werden würde und dass er sich gegen die Fesseln wehren und schreien und schimpfen würde. Doch der Professor tat nichts von all dem. Er lag einfach still auf dem Sofa. Ich dachte schon, wir hätten gewonnen. Ich weiß nicht, ob ihr das verstehen könnt, aber für einen klitzekleinen Moment machte mich das richtig traurig. Er hatte sich doch so viel Mühe gegeben, um seinen unglaublichen Plan vorzubereiten. Und jetzt war einfach alles vorbei. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich getäuscht hatte. Vorbei war es nämlich noch lange nicht.
    »Ihr habt überhaupt keine Chance«, sagte der Professor und seine Stimme klang wie ein Eisbrecher.
    »Schaut euch das an!«, rief Sandro und deutete auf die Bildschirme.
    In allen Gängen und Räumen des Bunkers zeigte sich das gleiche Bild: Unzählbar viele Ratten mit lustigen Kappen rotteten sich zusammen. Sie pfiffen und fauchten und guckten grimmig. Dann öffneten sich Luken im Boden und Molche und Lurche in Gummijacken gesellten sich zu den Ratten.
    »Sie wissen Bescheid«, flüsterte ich. »Nun kommen sie und wollen den Professor befreien. Vielleicht werden sie uns töten.«
    »Stimmt das, Herr Professor?«, fragte die Prinzessin.
    »Sie können die Tür von außen nicht öffnen«, sagte der Professor. »Aber sie werden warten. So lange, bis ihr herauskommen müsst.« Er lächelte, aber es war kein frohes Lächeln. »Damit ihr Bescheid wisst: Es gibt hier keinen anderen Ausgang, auch keinen geheimen. Ich habe in diesem Raum keine Essensvorräte und nachdem Sandro mir

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