Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Lieder und akrobatischen Einlagen üben konnten.
    Helena war allein im Zelt und ruhte sich aus. Ich ließ mich neben ihr zu Boden plumpsen, zog sie an mich und streichelte ihren immer noch verbundenen Arm.
    »Ich liebe dich! Laß uns durchbrennen und eine Imbißbude aufmachen.«
    »Soll das heißen«, fragte sie sanft, »daß nicht alles so läuft, wie du möchtest?«
    »Das Ganze sieht mir nach einer mittleren Katastrophe aus.«
    »Dachte ich mir’s doch, daß dich was quält.« Tröstend kuschelte sie sich enger an mich. »Krieg ich einen Kuß?«
    Ich küßte sie abwesend.
    »Küß mich richtig.«
    Ich küßte sie erneut, diesmal mit etwas mehr Aufmerksamkeit. »Ich ziehe die Sache durch, Süße, aber danach ist Schluß mit meiner glorreichen Theaterkarriere. Wir machen uns sofort auf den Heimweg.«
    »Du sagst das doch nicht, weil du dir Sorgen um mich machst, oder?«
    »Gnädigste, ich mache mir immer Sorgen um dich!«
    »Marcus …«
    »Das ist eine vernünftige Entscheidung, die ich vor einiger Zeit getroffen habe.« Etwa eine Sekunde, nachdem der Skorpion zugestochen hatte. Doch wenn ich das zugab, würde Helena rebellieren. »Rom fehlt mir.«
    »Dabei denkst du wohl an deine komfortable Wohnung auf dem Aventin!« Das war gemein. Meine Wohnung in Rom bestand aus zwei Zimmern im sechsten Stock, einem undichten Dach und einem wackeligen Balkon, in einer Gegend, die über die gesellschaftliche Eleganz einer seit zwei Tagen toten Ratte verfügte. »Laß dich doch nicht von einem Unfall aus der Ruhe bringen«, fügte sie weniger spöttisch hinzu.
    Ich war entschlossen, sie nach Italien zurückzuschleppen. »Wir sollten noch vor dem Herbst nach Westen segeln.«
    Helena seufzte. »Dann werde ich mich wohl bald ans Packen machen … Heute abend wirst du die Sache mit Thalias jungem Liebespaar in Ordnung bringen. Ich werde dich nicht fragen, wie du das anstellen willst.«
    »Besser nicht.« Ich grinste. Sie wußte, daß ich keinen Plan hatte. Sophrona und Khaleed würden einfach darauf vertrauen müssen, daß mir rechtzeitig etwas Geniales einfiel. Erschwerend kam jetzt noch hinzu, daß Thalia die Umstände von Sophronas Geburt geheimhalten wollte.
    »Und was ist mit dem Mörder, Marcus?«
    Das war eine andere Geschichte. Der heutige Abend war meine letzte Chance. Ich mußte ihn bloßstellen oder er würde nie zur Verantwortung gezogen werden.
    »Vielleicht«, überlegte ich laut, »kann ich ihn irgendwie im Verlauf des Stückes demaskieren?«
    Helena lachte. »Verstehe! Seine Gefühle durch die Kraft und Relevanz deines Dramas aufwühlen und so seine Selbstsicherheit untergraben?«
    »Mach dich nicht über mich lustig! Schließlich geht es in dem Stück um einen Mörder. Man könnte ihn doch durch prägnante Parallelen …«
    »Zu kompliziert.« Helena Justina brachte mich immer wieder auf den Teppich, wenn ich mich zu weit verstieg.
    »Dann sitzen wir fest.«
    Das war der Moment, in dem sie listig einfließen ließ: »Wenigstens weißt du, wer es ist.«
    »Ja, ich weiß es.« Ich hatte gemeint, das sei mein Geheimnis. Sie beobachtete mich noch genauer, als mir bewußt war.
    »Verrätst du es mir, Marcus?«
    »Ich wette, du hast selbst eine Idee.«
    Nachdenklich sagte Helena: »Ich kann mir denken, warum er Heliodorus umgebracht hat.«
    »Das dachte ich mir. Sagst du’s mir?«
    »Nein. Ich muß erst was ausprobieren.«
    »Das wirst du schön bleiben lassen. Der Mann ist überaus gefährlich.« Ich griff auf verzweifelte Taktiken zurück und kitzelte sie an all den Stellen, von denen ich wußte, daß es sie hilflos machen würde. »Gib mir wenigstens einen Anhaltspunkt.« Während Helena sich wand und immer noch nicht nachgeben wollte, ließ ich sie plötzlich los. »Was sagte die Vestalin zum Eunuch?«
    »Ich bin willens, wenn du fähig bist.«
    »Wo hast du das her?«
    »Ich hab’s mir ausgedacht, Marcus.«
    »Ach.« Ich war enttäuscht. »Und ich hatte gehofft, das stünde in dieser Schriftrolle, in die du dauernd deine Nase steckst.«
    »Ach«, äffte Helena mich nach. Dann meinte sie obendrein: »Was ist damit?«
    »Erinnerst du dich an Tranio?«
    »An was denn im besonderen?«
    »Die Nervensäge zu spielen!« sagte ich. »Weißt du noch, an dem Abend, kurz nachdem wir uns in Nabatäa der Truppe angeschlossen hatten? Als er kam, um nach irgendwas zu suchen?«
    Helena erinnerte sich offenbar ganz genau. »Du meinst, der Abend, an dem du angeschickert ins Zelt zurückkamst, von Tranio nach Hause gebracht, der uns

Weitere Kostenlose Bücher