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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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darin bestehen, uns abzuschlachten.
    Ihr Kommandeur hatte uns militärische Platzanweiser angeboten, aber ich fand, das würde nur Ärger geben. »Man darf Legionäre nicht von ihren Kameraden kontrollieren lassen!« Der Kommandeur nahm diese Bemerkung mit einem kurzen, wissenden Nicken hin. Er war ein Karriereoffizier mit kantigem Gesicht, ein drahtiger Mann, das Haar kurz geschnitten. Ich war froh, in ihm eine Autorität zu finden, die es ebenfalls für sinnvoll hielt, einen Aufruhr zu vermeiden.
    Wir wechselten ein paar Worte. Er mußte gemerkt haben, daß ich nicht nur Verfasser seichter Komödien war. Trotzdem war ich überrascht, daß er meinen Namen wiedererkannte.
    »Falco? Mit Nachnamen Didius?«
    »Tja, es freut mich zwar, einen Ruf zu haben, aber ich hatte, ehrlich gesagt, nicht damit gerechnet, Kommandeur, daß mein Ruhm bereits ein Straßenbau-Vexillum mitten in der Wüste erreicht hätte, auf halbem Weg zu den verdammten Parthern!«
    »Wir haben ein Schreiben bekommen mit der Aufforderung, nach Ihnen Ausschau zu halten.«
    »Einen Haftbefehl?« fragte ich lachend und hoffte, die Sache würde friedlich abgehen.
    »Warum das?« Er schaute gleichzeitig amüsiert und skeptisch. »Es war mehr ›Leisten Sie Hilfestellung; Agent vermißt und vielleicht in Schwierigkeiten‹. «
    Jetzt war ich wirklich verblüfft. »Wieso denn vermißt? Wer hat das abgezeichnet?«
    »Das darf ich nicht sagen.«
    »Wer ist Ihr Gouverneur in Syrien?«
    »Ulpius Traianus.«
    Das sagte mir damals wenig, doch diejenigen von uns, die ein hohes Alter erreichten, würden die schroffe Fresse seines Sohnes noch auf den Münzen sehen. »War er’s?«
    »Nein«, sagte er.
    »Wenn es ein dumpfarschiger Floh namens Anacrites aus dem politischen Büro war …«
    »Oh nein!« Der Garnisonskommandeur war schockiert über meine Respektlosigkeit. Ich wußte, was das bedeutete.
    »Der Kaiser?« Ich hatte längst aufgehört, offizielle Geheimhaltung ernstzunehmen. Der Kommandeur errötete jedoch bei meiner Indiskretion.
    Das Geheimnis war gelöst. Dahinter mußte Helenas Vater stecken. Da Camillus seit vier Monaten nichts von seiner Tochter gehört hatte, würde er sich fragen, wo sie steckte. Dem Kaiser, seinem Freund, ging es nicht im mindesten um mich, sondern um mein eigensinniges Mädchen.
    O je. Es war definitiv an der Zeit, Helena nach Hause zu bringen.
    Der Kommandeur räusperte sich. »Und, sind Sie? In Schwierigkeiten, meine ich?«
    »Nein«, erwiderte ich. »Aber danke der Nachfrage. Fragen Sie mich nochmal, wenn wir unsere Vorstellung vor Ihrem Mob hinter uns haben.«
    Er lud Helena ein, mit ihm im Tribunal zu sitzen, eine nette Höflichkeitsgeste. Ich stimmte zu, weil er viel zu geradlinig wirkte, um sie zu befummeln, und ich es für den einzigen Platz hielt, an dem eine ehrbare Frau heute abend in Sicherheit war.
    Helena schäumte vor Wut deswegen.
    Das Haus war voll. An die tausend Soldaten, ein Trupp palmyrischer Bogenschützen, die in Judäa unter Vespasian gedient und einiges über römische Spektakel gelernt hatten, und dazu ein paar Stadtbewohner waren gekommen. Zu ihnen gehörten Khaleed und sein Vater, ein ebenfalls untersetzter, gedrungener Damaszener. Ihre Gesichter glichen sich kaum, nur beim Haaransatz gab es gewisse Ähnlichkeiten. Ich sagte witzelnd zu Thalia: »Khaleed muß nach seiner Mutter kommen – arme Frau!« Dann tauchte die Mutter auf (vielleicht hatten sie es ihr überlassen, die Kutsche zu parken), und leider hatte ich recht; nicht gerade der Inbegriff weiblicher Schönheit. Wir gaben ihnen Plätze in der ersten Reihe und hofften, daß sie von den Soldaten hinter sich mit nichts allzu Hartem beworfen wurden.
    Sophrona war schon früher eingetroffen, und ich hatte sie Helena als Anstandsdame mitgegeben. (Wir achteten darauf, daß sie Thalia nicht zu sehen bekam, damit Sophrona den Braten nicht roch und uns wieder durch die Lappen ging.) Aber natürlich entdeckte die Familie Habib Sophrona in der Ehrenloge neben dem Garnisonskommandeur und Helena, die als Senatorentochter prächtig gekleidet war in neue Seide aus Palmyra, dazu trug sie Bronzearmreifen bis hinauf zum Ellbogen. Meine Herzensdame war eine treue Seele. Da es sich um die Premiere meines Stückes handelte, hatte sie sogar eine Tiara hervorgezaubert, um den erforderlichen Schleier zu befestigen.
    Die Familie war beeindruckt. Das konnte uns nur recht sein. Ich hatte mir noch nicht im einzelnen überlegt, wir ich ihr Problem lösen würde, aber nach

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