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Letzter Akt in Palmyra

Titel: Letzter Akt in Palmyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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kommen. Das ist eine Tatsache. Das zu behaupten, ist keine Respektlosigkeit Ihnen gegenüber.« All meiner Risikofreude zum Trotz, wagte ich mich weit vor. »Ich bin ein einfacher Mann, aber mir scheint die Zeit dafür noch nicht reif zu sein. Trotzdem täte Nabatäa gut daran, vorauszuplanen. Ihr Land liegt in einer Enklave zwischen Judäa und Ägypten, daher lautet die Frage nicht, ob Sie sich dem Imperium anschließen werden, sondern wann und unter welchen Bedingungen. Eine Partnerschaft könnte friedlich erreicht werden und zu einem Zeitpunkt, der Ihnen genehm ist.«
    »Teilt mir das der Kaiser mit?« wollte der Bruder erneut wissen. Da mir Anacrites geraten hatte, offizielle Kontakte zu vermeiden, besaß ich natürlich keinen Auftrag, für Vespasian zu sprechen.
    »Ihnen muß doch klar sein«, gestand ich freimütig, »daß ich nur ein sehr rangniedriger Bote bin.« Die schwerlidrigen Augen blickten wütend. Eine schlanke Hand spielte mit dem juwelengeschmückten Dolch an seinem Gürtel. »Seien Sie nicht beleidigt«, drängte ich ihn leise. »Der Vorteil für Sie ist, daß ein mit größerer Machtbefugnis ausgestatteter Abgesandter sofortiges Handeln erforderlich machen würde. Wichtige Männer, die auf heikle Missionen geschickt werden, erwarten Resultate; sie müssen an ihre Karriere denken. An dem Tag, an dem Sie einen römischen Senator beim Vermessen Ihrer Denkmäler antreffen, wissen Sie, daß er einen Platz für eine Statue von sich mit Lorbeerkranz und der Positur eines Eroberers sucht. Aber jeder Bericht, den ich mache, kann in irgendeiner Schatulle verschwinden, falls Vespasian beschließt, den Status quo aufrechtzuerhalten.«
    »Vorausgesetzt, Sie machen einen Bericht!« Der Bruder kehrte zu dem Vergnügen zurück, mir zu drohen.
    Ich wurde direkt. »Das sollte ich wohl besser. Mich auf einem Ihrer von Krähen umflatterten Altare anzupflocken, könnte auf Sie zurückfallen. Der Tod eines römischen Bürgers – der ich trotz meines schäbigen Äußeren bin –, könnte eine nette Ausrede dafür sein, eine römische Armee loszuschicken und Nabatäa sofort zu annektieren.«
    Der Bruder lächelte schwach bei dieser Vorstellung. Der Tod eines Informanten, der ohne offizielle Dokumente unterwegs war, würde kaum weltbedeutende politische Initiativen nach sich ziehen. Außerdem hatte Anacrites ihn vorab informiert. Abgesehen von seiner persönlichen Abneigung gegen mich, war das auf diplomatischer Ebene vermutlich als Warnung für die Nabatäer gedacht: Hier ist ein Beobachter, von dem ihr wißt; es mag viele andere geben, die euch entgehen. Rom ist so voller Selbstvertrauen, daß es euch in aller Öffentlichkeit ausspioniert.
    Mein eigenes Schicksal war kein Thema für die Diplomaten. Jeder, dem mein Gesicht nicht paßte, konnte meine Leiche einfach auf die örtliche Müllkippe schmeißen.
    Der Mann zu unseren Füßen war wirklich tot und wartete immer noch darauf, daß man ihm endlich Aufmerksamkeit schenkte.
    »Was hat diese unbekannte Leiche mit Ihnen zu tun, Falco?«
    »Nichts. Ich habe den Toten gefunden. Es war Zufall.«
    »Er hat Sie zu mir gebracht.«
    Zufälle bringen mich immer wieder in schwierige Situationen. »Weder das Opfer noch der Mörder kannten mich. Ich habe den Vorfall nur gemeldet.«
    »Warum haben Sie das getan?« erkundigte sich der Bruder ruhig.
    »Weil ich der Meinung bin, daß man den Mörder verfolgen und vor Gericht bringen sollte.«
    »Auch die Wüste hat Gesetze!« wies er mich mit tiefer Stimme sanft zurecht.
    »Ich habe nichts anderes erwartet. Aus diesem Grund habe ich Sie alarmiert.«
    »Vielleicht wünschten Sie sich, es nicht getan zu haben.« Er tüftelte immer noch an meiner Rolle in Petra herum.
    Widerstrebend gab ich zu: »Das wäre eventuell einfacher gewesen. Es tut mir leid, wenn man Ihnen mitgeteilt hat, ich sei ein Spion. Um das in die richtige Perspektive zu rücken, möchte ich Ihnen mitteilen, daß Ihr hilfreicher Informant gleichzeitig der Mann ist, der meine Reise hierher bezahlt hat.«
    Der Bruder lächelte. Mehr denn je glich er jemandem, dem keiner seine Börse anvertrauen würde, wenn er sich in den Thermen entkleidete. »Didius Falco, Sie haben gefährliche Freunde.«
    »Er und ich waren niemals Freunde.«
     
    Wir hatten uns weit länger hier im Freien unterhalten, als es Brauch sein konnte. Zunächst hatten die Umstehenden wohl gedacht, wir würden Vermutungen über den Toten anstellen. Jetzt wurde die Menge allmählich unruhig, weil sie spürte,

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