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Letzter Aufzug, Genossen! (German Edition)

Letzter Aufzug, Genossen! (German Edition)

Titel: Letzter Aufzug, Genossen! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert F. Schaaf
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Kloczowski, ich bitte Sie abermals, Ihr Zimmer aufzusuchen und mich tunlichst in Frieden zu lassen. Ich habe hart gearbeitet und brauche meine Nachtruhe bestimmt nötiger als Sie!“ Sie sprach, verstärkt durch ihre Aufregung, energischer und lauter, als es ihre Absicht gewesen war, um den betrunkenen Mann nicht zu reizen, mit der Folge, dass er lachend die Wodkaflasche hart auf den Nachttisch abstellte, damit das Glas zum Klirren bringend, und in barschem Ton befahl: „Nicht wird geschlafen, Frau, du trink mit mir feines Wässerchen!“ Womit er sich wie zur Bekräftigung auf die Bettkante fallen ließ, die geöffnete Flasche mit dem Glas umkippte und einschenkte, um es ihr unter die Nase zu halten.
Michaela wusste nun nicht mehr, wie sie sich anders verhalten sollte, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen und wenigstens ein Schlückchen zu trinken, damit er sich beruhige.
    „Ach, sind Sie ein garstiger Mensch! Warten Sie einen kleinen Moment“, sagte sie, einen burschikosen Ton anschlagend und bemüht, einen recht unbefangenen Eindruck zu machen, wobei ihr jedoch das Herz bis zum Hals schlug. Als sie die Nachttischlampe anknipste, konnte sie das Zittern ihrer Hand weder verhindern noch vor dem Warschauer verbergen. Indes der geduldig eine abwartende Haltung einnahm und sich dabei so nahe herzu setzte, dass die junge Frau geschwind von ihm abrückte, ehe sie das Glas, das er ihr immer noch hinhielt, ergriff und daran nippte.
    Aber damit kam sie nicht durch bei ihm: „Nix da, du tüchtig trinken! Ist echter polnischer Wodka mit Büffelgrashalm, sieh!“ Er wies auf die Flasche, in der ein grüner Stängel stak, hieß sie ordentlich trinken und ließ ihr keine Ruhe mehr; immer wenn sie absetzen wollte, nötigte er sie auszutrinken, um sogleich wieder nachzuschenken und das Spielchen neu zu beginnen. Michaela spürte, wie ihr von dem hochprozentigen, ungewohnten Klaren das Blut in Wallung geriet und ihr heiß zu Kopf stieg.
    „Na, was ich habe gesagt: prima Polenwodka!“ rief er befriedigt und wollte ihr die Flasche an den Mund setzen.
„Nein, nein, jetzt wird nicht mehr getrunken!“ rief sie rasch, ihm die Flasche aus der Hand nehmend und auf den Nachttisch stellend. „So, jetzt wird brav ins Zimmer hinüber gegangen und husch, husch ins Körbchen! Gute Nacht auch, ich will ebenfalls schlafen!“ Womit sie Anstalten machte, ihn mit beiden Armen von seinem Platz weg zu drängen und zum Aufstehen zu bewegen. Doch im nächsten Moment schon musste sie einsehen, dass sie das Verkehrteste tat, was ihr nur einfallen konnte, kalkulierte sie doch nicht mit der Unberechenbarkeit und besonderen Empfindlichkeit Betrunkener.
Der Warschauer packte sie nämlich bei den Handgelenken mit stählernem Griff, wobei er sie mit zusammengekniffenen Augen anstierte, bis sie seinen Blick nicht mehr aushielt, zur Seite sah und sich aus seiner Umklammerung zu befreien suchte.
    „Aua! Sie tun mir ja weh! Lassen sie mich los!“ stieß sie dabei keuchend vor Anstrengung hervor. Bald musste sie innehalten, von ihren vergeblichen Kraftaufwendungen ermattet, und blickte zu ihm auf.
    Da gab Kloczowski tatsächlich ihre Hände frei, nur mit seinem Stierblick fixierte er sie weiterhin. Rasch zog sie ihre Arme zurück, sich die Handgelenke massierend, ihre Lippen begannen nervös zu zucken, und ihre Brust hob und senkte sich in fliegendem Atem. Michaela bemerkte jetzt, dass sie die Konturen seines Gesichts nicht mehr klar ausmachen konnte; noch nie hatte sie so viel Hochprozentiges auf einmal getrunken, auch hatte sie wenig im Magen, und ihr Blut war durch die verzweifelten Versuche, ihre Arme freizubekommen, noch stärker aufgewallt. Doch nicht genug damit, musste sie bald feststellen, dass sein Pyjama halb offen stand und ihr den Blick freigab auf die nackte, blond behaarte Brust des Mannes und sie wissen ließ, dass er nichts darunter an hatte.
    Kloczowski bemerkte ihre Panik und lächelte niederträchtig, wissend, dass sie ihm völlig ausgeliefert war.
    Ihr Puls hämmerte gegen die Schläfen, sie presste die Hände, die sich zu Fäusten geballt hatten, gegen ihre Brust, warf plötzlich den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
„Bitte, bitte... So lassen Sie mich gehn... Lassen Sie mich doch allein!“ Dabei schoss ihr durch den Kopf, sich eingestehen zu müssen, dass sie insgeheim schon mit dem Gedanken an eine solche Situation gespielt hatte, nämlich kurz nachdem dieser Mann bei ihr aufgetaucht war. Als jedoch aus der Idee

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