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Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Titel: Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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als der Mann erkannte, dass die Frau Doktor und Gasperlmaier zusammengehörten, begann er sich wortreich zu entschuldigen. „Entschuldigung, ich habe ja nicht wissen können, die Polizei, dein Freund und Helfer, nicht wahr!“ Dem Mann standen Schweißperlen auf Stirn und Oberlippe. Er war, so fand Gasperlmaier, für sein noch jugendliches Alter viel zu fett. Unter dem kurz geschnittenen schwarzen Haar prangten dicke, aufgeblasene Backen und wulstige Lippen. Seinen kurzen, voluminösen Oberkörper hatte er in eine schwarze Lederjacke gezwängt und er sah darin aus wie ein Taxifahrer. „Wissen Sie“, erklärte er, „ich bin hier der Brandschutzbeauftragte. Ein Wahnsinn. Jeder parkt, wo er will, jeder stellt Sofas in die Klassen hinein, die natürlich jeder Brandschutzverordnung widersprechen, jeder meint, er kann die ausgebleichten Vorhänge seiner Großmutter in die Klassen hineinhängen. Ein Wahnsinn!“
    Gasperlmaier fragte sich, warum die Frau Doktor den lästigen Kerl nicht schon längst abgewimmelt hatte, wurde aber eines Besseren belehrt, als die, lässig mit der Schulter an ihr Auto gelehnt, ihn sogar noch ermutigte. „Bei uns nicht anders!“, lächelte sie. „Wissen Sie, wir waren auf einem dringenden Einsatz. Da können wir nicht nach Parklücken suchen.“ Aha, so dachte Gasperlmaier bei sich, jetzt manövriert sie ihn vorsichtig dahin, dass er uns etwas über die Frau Eisel erzählt. Er behielt recht. „Ja, ich hab ja schon gehört, dass die Frau Eisel … also dass man glaubt, sie ist ermordet worden. Schrecklich! Dass wir einmal mit einem Mord zu tun haben könnten!“
    „Haben Sie die Frau Eisel gekannt?“, fragte die Frau Doktor, so, als ob sie nicht nur an seinem Geschwafel, sondern auch an der Person interessiert wäre. Gasperlmaier bewunderte ihre Wandlungsfähigkeit. „Ja – wie man eine Kollegin eben kennt. Sie war ja älter als ich, ich hab auch andere Fächer, wir haben nicht so viel miteinander zu tun gehabt. Sie hat sich halt also schon immer wieder sehr exponiert. Die hat nicht nur Freunde gehabt.“ „Exponiert?“, fragte die Frau Doktor nach. Der Dicke verlagerte sein Gewicht auf seinen rechten Fuß und schaute haarscharf an der Frau Doktor vorbei. „Dass Sie mich nicht falsch verstehen: nichts Schlechtes über Tote!“ Er stellte seinen Aktenkoffer ab und hob in einer Geste der Unschuld beide Hände. „Aber sie war umtriebig. Und nicht immer unserer Sache dienlich. Sie hat sich schon für was Besseres gehalten. Und sich immer mit ihren Projekten wichtig gemacht.“ „Unsere Sache?“ Die Frau Doktor führte ihr Spielchen weiter. „Ja, ich meine, es ist ja selbstverständlich, gewissermaßen, wenn man einigermaßen ein Niveau haben will, da in der Schule, dass man, dass man da gewisse Standards haben muss, und mit ihren alternativ-grünen Ideen, das ist natürlich ein Wahnsinn!“
    „Wahnsinn“ schien ein Lieblingswort des Dicken zu sein. Gasperlmaier fand es beruhigend, dass nicht nur er selbst unter dem Problem litt, einmal begonnene Sätze nicht ordnungsgemäß zu Ende führen zu können, vor allem, wenn einem eine Frau wie die Frau Doktor gegenüberstand. „Und was genau ist Ihre Sache?“, wollte die Frau Doktor noch wissen. „Ja, ich vertrete, quasi, die Mehrheitsfraktion. Und das können Sie mir glauben, da haben wir was zu tun, dass uns die vom Ministerium nicht ununterbrochen irgendeinen Schwachsinn hineindrücken!“ Die Frau Doktor, so fand Gasperlmaier, lächelte so amüsiert, als fände sie das Gespräch mit dem heftig schwitzenden Gewerkschafter wirklich unterhaltsam, in Wirklichkeit aber, so dachte er bei sich, hatte sie ihn am Haken und würde ihn sicherlich nicht loslassen, bis er noch einige Interna ausgeplaudert hatte. Er täuschte sich wieder einmal.
    „Sagen Sie mir bitte noch Ihren Namen, und wo sie gestern Vormittag waren. Schließlich hatten Sie ja auch ein Mordmotiv, nicht wahr?“ Der Angesprochene fiel aus allen Wolken. „Ja, ich … das ist jetzt aber … ich habe gedacht, das ist eine normale Unterhaltung, und jetzt. Ich muss schon protestieren!“ Der Dicke wirkte so überrascht und hilflos, dass die Frau Doktor auflachte. „Ja. Protestieren Sie. Und dann reißen Sie sich einmal zusammen. Ihr Name?“
    „Loisenhammer“, stammelte der. „Friedrich Loisenhammer. Und ich war gestern Vormittag bei einem Seminar. Da finden Sie meine Unterschrift auf der Teilnehmerliste! Außerdem geh ich nicht auf Berge!“ Die Frau Doktor hatte die

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