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Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Titel: Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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verbrannt, als er merkte, dass sie unterhalb des Rocksaums auf ihrem Strumpf gelandet war. „Ich wollte nicht …“, begann er seinen Satz, hielt seine Hand vors Gesicht und betrachtete sie eingehend. „Kein Problem“, beruhigte ihn die Frau Doktor. „Meine Schuld. Ich hab die Einfahrt zu spät gesehen. Warum schauen Sie denn ihre Hand so genau an?“ Gasperlmaier steckte, so schnell er konnte, die Hand unter seinen eigenen Oberschenkel.
    Die Frau Doktor hatte inzwischen angehalten. „Ich hol uns schnell was. Auf meine Rechnung!“ Gasperlmaier fand gar keine Zeit, zu überlegen, ob er mit in den Markt gehen sollte, so schnell war sie weg. Also blieb er sitzen, ärgerte sich über seine Ungeschicklichkeit und, weil er schon dabei war, gleich auch noch über den bevorstehenden Abend ohne seine Christine, die ja die Gesellschaft des seltsamen Barden vorzog, der gestern zu Besuch gewesen war und gleich versucht hatte, sich in Gasperlmaiers Haus breitzumachen.
    Die Frau Doktor riss die Tür auf. „Hier!“ Sie reichte Gasperlmaier einen Papiersack und eine Flasche Bier. Sogar gekühlt. Gasperlmaier sah überrascht zu ihr auf. „Sollten wir nicht während des Dienstes, ich meine, das darf ich doch eigentlich nicht!“ „Ach was!“ Die Frau Doktor machte eine wegwerfende Handbewegung. „Es war ein anstrengender Vormittag, und ich war vorhin auch nicht gerade nett zu ihnen. Nehmen Sie’s als Entschuldigung.“ Gasperlmaier entspannte sich etwas und kramte im Papiersack. Er enthielt gleich zwei Leberkäsesemmeln, eine mit normalem und eine mit scharfem Leberkäse. „Weil ich nicht gewusst habe, welchen Sie lieber haben.“ Gasperlmaier begann beruhigt zu kauen und nahm einen Schluck Bier. Seine Entspannung wich aber umgehend neuerlicher Unruhe, als die Frau Doktor gleichzeitig losfuhr, ihr Mozzarellaweckerl aus der Plastikfolie befreite und einmal abbiss. Gasperlmaier fragte sich, wie das gleichzeitig mit Schalten, Blinken und so weiter gutgehen konnte. Dabei vergaß er aufs Kauen und würgte einen zu großen Bissen seiner Semmel hinunter, sodass er röchelnd nach Luft schnappen musste.
    Naturgemäß war die Frau Doktor mit ihrem Weckerl fertig, als Gasperlmaier noch mit seiner zweiten Semmel beschäftigt war. Der scharfe Leberkäse verdiente seine Bezeichnung. Gasperlmaier gönnte sich einen tiefen Schluck, als seine Augen zu tränen begannen. Verstohlen blickte er um sich, ob nicht etwa das Auto der Schilling-Zeitung mit der Maggie Schablinger drin hinter ihnen herfuhr. Sie hatte ihn schon einmal bloßgestellt, als sie ihn beim Biertrinken fotografiert hatte.
    „Jetzt sind Sie mir aber noch was schuldig!“ Gasperlmaier verschluckte sich neuerlich. „Sie haben mir noch nicht gesagt, ob ich Sie beleidigt habe, als ich mich über die Konservativen lustig gemacht habe.“ Gasperlmaier schüttelte heftig den Kopf. „Nein, nein. Ich wähle immer die SPÖ.“ Inständig hoffte Gasperlmaier, dass sie mit „konservativ“ nicht diese Partei gemeint hatte. „Okay, dann haben wir ja kein Problem miteinander. Sie haben ja sicherlich gemerkt, als ich mit der Frau Direktor gesprochen habe, dass ich – und sie auch – dass wir also politisch nicht konservativ sind, wenn man das so vorsichtig ausdrücken darf. Wissen Sie, das spürt man von Frau zu Frau einfach.“
    Das hatte sich Gasperlmaier schon gedacht. Es schien ihm, als habe er in dieser recht schwierigen, fast glitschigen politischen Materie richtig reagiert. Renate also. Gasperlmaier hatte sich einmal in eine Renate verliebt, aber das war ein ziemliches Problem gewesen, damals. Die Renate war nämlich siebzehn gewesen, ziemlich üppig, mit langen, brünetten Haaren, Gasperlmaier dagegen erst fünfzehn, und er hatte sich wochenlang umsonst nach ihrem warmen, weichen Körper verzehrt. Renate also.

6
    Plötzlich, gerade auf der Pötschenhöhe, unterbrach eine seltsame Melodie die Musik aus dem Radio. Die Frau Doktor drückte einen Knopf am Lenkrad und sprach, so wie es Gasperlmaier schien, mit dem Auto. Eine Stimme meldete sich. „Hallo, Renate!“ Da hätte er sich jetzt nicht so bemühen brauchen wegen des Vornamens, dachte Gasperlmaier bei sich. „Richard hier.“ „Ich höre!“, sagte die Frau Doktor. „Wir haben einiges Neues für euch. Zuerst einmal die Gesprächsnachweise für das Handy der Toten. Es gibt einige Gespräche mit ihrem Mann, das letzte allerdings am Samstag. Einige mit einer Susanne Schneider. Dann mehrere Gespräche mit einem nicht

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