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Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Titel: Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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Ergobike wohl sein mochte. Dass es sich um irgendeine Art Fahrrad handelte, das man im Zimmer benutzen konnte, war ihm klar, den Ausdruck aber hatte er noch nie gehört. Der Herr Magister bat sie ins Haus. „Bitte kommen Sie zu mir hinauf. Meine Wohnung ist im ersten Stock, das Apartment hier herunten gehört einer Grazer Familie, die verwenden es als Ferienwohnung.“
    Im ersten Stock stellte sich heraus, dass das Ergobike ein Hometrainer war, dessen Geometrie einem Rennrad bis ins kleinste Detail glich. „Mein Ergobike!“, erklärte der Herr Magister denn auch ungefragt. „Wissen Sie, ich fahre Mountainbike-Marathons. In der kälteren Jahreszeit muss man sich indoor fit halten.“ Die Frau Doktor musterte das Ergobike mit Kennermiene, und Gasperlmaier konnte nicht umhin festzustellen, dass der Herr Magister einen starken ersten Eindruck hinterlassen hatte. „Toll!“, sagte sie jetzt sogar. „Das hab ich mir auch schon immer vorgenommen, aber ich komme zu wenig zum Trainieren.“ Gasperlmaier fragte sich, warum der Herr Magister „indoor“ und nicht einfach in seinem Vorzimmer trainierte, und wunderte sich, dass seine Angeberei der Frau Doktor nicht schon sauer aufgestoßen war. „Sollen wir einmal eine Trainingsfahrt zusammen machen? Sie sehen ja superfit aus, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.“ Die Frau Doktor, so schien es, schmolz geradezu dahin, noch dazu, wo der Herr Magister jetzt sein Handtuch abwarf, um ein T-Shirt überzuziehen, und dabei seine glänzenden Muskeln so deutlich wie möglich demonstrierte. Die Frau Doktor, so fand Gasperlmaier, hätte jetzt ruhig einmal ihr Lächeln abschalten und zur Sache kommen können. Stattdessen ging der Smalltalk mit dem Herrn Magister ungehindert weiter. „Aber nein! Wenn ich mir Ihre Muskeln anschaue, da kann ich sicher nicht mithalten!“ Ob er jetzt nicht schön langsam im Weg war, so dachte Gasperlmaier bei sich, denn die beiden unterhielten sich in einem Tonfall, der, wie er fand, einer polizeilichen Einvernahme durchaus unangemessen war. „Was ist Ihnen beiden eigentlich passiert? Schlägerei?“ Der Magister Fritzenwallner grinste anzüglich und wies mit dem Finger sowohl auf Gasperlmaiers Halskrause als auch auf den Verband der Frau Doktor. „Berufsrisiko!“, winkte die ab, ohne ihr Dauerlächeln endlich auszuknipsen. „Nicht der Rede wert.“
    Entgegen Gasperlmaiers Befürchtungen kratzte die Frau Doktor nun doch die Kurve zur Sache und zum sachlichen Tonfall. „Wir sind eigentlich wegen einer sehr unangenehmen beziehungsweise traurigen Angelegenheit hier.“ Der Herr Magister nickte. „Ich habe schon davon gehört. Die Simone Eisel ist tot.“ Mit einer Handbewegung bot ihnen der Herr Magister Platz an einem Tisch an einem großen Fenster an, durch das man den Loser hätte sehen können, stellte Gasperlmaier fest, wenn er nicht fast gänzlich hinter grauen Nebelschwaden verborgen gewesen wäre.
    „Wir wissen bereits über Ihr Verhältnis zu Frau Eisel Bescheid und befragen natürlich alle, die in einem Naheverhältnis zu ihr stehen oder standen.“ Die Frau Doktor hatte sich, wie Gasperlmaier fand, wieder völlig gefasst. Der Herr Magister Fritzenwallner allerdings versuchte, ihr ein wenig zu tief in ihre Augen zu blicken, während sie ihm jene Informationen preisgab, die für die Befragung nötig waren. Der Herr Magister selbst hatte durchaus eindrucksvolle, wasserblaue Augen, die ihre Wirkung auf Frauen wohl nicht verfehlen mochten.
    „Ja, ich habe ein Verhältnis mit der Simone gehabt. Was heißt, ein Verhältnis! Ich habe sie geliebt!“ Gasperlmaier meinte es in den Augenwinkeln des Magister Fritzenwallner glitzern zu sehen, so als könne er die Tränen gerade noch zurückhalten. Gasperlmaier fand ihn ein wenig dramatisch. „Ich verstehe ja, dass Sie geschockt sind“, beruhigte ihn die Frau Doktor. „Erzählen Sie uns trotzdem ein wenig über Ihre Beziehung.“ Aha, so dachte Gasperlmaier bei sich, da war also das Verhältnis, das der Magister Fritzenwallner mit einer immerhin verheirateten Frau unterhalten hatte, schon zu einer Beziehung aufgestiegen. „Die Simone war eine wunderbare Frau. Wir waren sozusagen, wenn ich das sagen darf, füreinander bestimmt. Eigentlich wollte sie sich von ihrem Mann trennen, um mit mir zusammen zu sein, aber leider ist es dann doch nie dazu gekommen. Und jetzt …“ Der Magister Fritzenwallner stützte seinen Kopf in die Hand, drückte Daumen und Zeigefinger auf seine Augen und

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