Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Titel: Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
Vom Netzwerk:
schluchzte laut auf. Gasperlmaier fühlte sich ein wenig an die englischen Liebesfilme erinnert, die sich die Katharina und seine Christine gern anschauten, und in denen solche Szenen immer auf der gleichen, sturmumtosten Klippe gefilmt wurden. Er nahm dem Herrn Magister seine Gefühlsaufwallungen nicht recht ab, allerdings musste er eingestehen, dass ihm seine Christine schon öfters vorgeworfen hatte, gefühlsarm und überhaupt zu wenig einfühlsam zu sein. Am Ende hatten sie es hier doch mit einem gefühlvollen, muskulösen Märchenprinzen mit kantigem Gesicht und schwarzen Haaren zu tun. Die Frau Doktor schien davon jedenfalls überzeugt, denn sie legte eine ihrer Hände tröstend auf die des Magister Fritzenwallner. Das Bild der beiden beunruhigte Gasperlmaier, ohne dass er genau hätte sagen können, warum. Seine Halskrause kratzte, und er versuchte, mit einem Finger an die juckende Stelle zu gelangen, was aber misslang.
    Die Frau Doktor richtete sich wieder auf. „Und Sie haben die Beziehung beendet und sich hierher nach Bad Aussee versetzen lassen, um ihr nicht ständig zu begegnen?“ Der Herr Magister nickte. „Ich habe das nicht mehr ausgehalten. Die ständigen Heimlichkeiten, das Hin und Her, einmal Scheidung, dann wieder nicht. Das war tödlich.“ Das hatte dem Herrn Magister natürlich nicht gepasst, dass die elegante Simone Eisel nicht ganz und für ihn persönlich da war, dachte Gasperlmaier bei sich. Obwohl, er rechnete nach, sie sicherlich um ein paar Jahre älter gewesen sein musste als der feinfühlige Supersportler, der ihm gegenübersaß.
    „Wann haben Sie denn die Simone Eisel zuletzt gesehen? Und wann haben Sie mit ihr den letzten Kontakt gehabt, telefonisch, oder per Mail?“ Der Herr Magister zögerte, sein Blick wanderte unstet zwischen Tischtuch und Frau Doktor hin und her. „Wie jetzt?“ Diese Art von billiger Ausflucht, so schien es Gasperlmaier, gefiel auch der Frau Doktor nicht recht. Zwar lächelte sie immer noch, als sie nachsetzte: „Ich glaube, ich habe mich recht verständlich ausgedrückt“, doch Gasperlmaier entging der leicht sarkastische Unterton nicht.
    „Lassen Sie mich nachdenken.“ Der Magister Fritzenwallner blickte versonnen zur Zimmerdecke, an der, wie Gasperlmaier feststellte, außer ein paar Spinnweben nichts Aufregendes zu sehen war. „Ich hab sie schon länger nicht mehr gesehen.“ Das, so wusste Gasperlmaier, würde der Frau Doktor nicht genügen, obwohl es der Magister Fritzenwallner in einem irgendwie endgültig klingenden Tonfall von sich gegeben hatte. „Geben Sie Ihrem Gedächtnis einen Stoß!“, ermunterte ihn die Frau Doktor. „Sie müssen sich doch noch daran erinnern, wann Ihre Beziehung zum letzten Mal …“, die Frau Doktor zögerte kurz, so als suche sie nach möglichst unverfänglichen Worten, „… einen intimen Charakter hatte.“ Etwas verblüfft erwiderte der Magister Fritzenwallner ihren Blick. „Das ist aber ziemlich privat, hm?“ „In einer Mordsache gibt es keine Privatsphäre, zumindest der Polizei gegenüber nicht“, gab sie zurück. Der Magister Fritzenwallner wurde einsilbig. „Wir waren im Sommer einmal Boot fahren. Zum Abschied. Wir wollten uns aussprechen. Und dabei ist es zu … zu …“ Der Magister Fritzenwallner wollte den Satz nicht vollenden. „… Intimitäten gekommen?“, assistierte ihm die Frau Doktor. „So könnte man das bezeichnen, ja.“ „Und seither gab es keinen Kontakt?“ Der Magister hob zum Zeichen völliger Unschuld die Handflächen, streckte sie der Frau Doktor entgegen und schüttelte den Kopf.
    Dann aber rückte die Frau Doktor mit einem Detail heraus, das nicht nur den Magister Fritzenwallner, sondern auch Gasperlmaier überraschte. „Und wie kommt es dann, dass Sie sie am Samstag und am Sonntag mehrmals angerufen haben?“ Gasperlmaier fragte sich, wie die Frau Doktor herausbekommen hatte, wer der Besitzer des Wertkartenhandys war, den die Frau Eisel mehrmals angerufen hatte – schließlich konnte es sich nur um dieses Gerät handeln. Der Herr Magister hatte es wohl als Zweitgerät verwendet, um seine amourösen Abenteuer inkognito zu organisieren. Fritzenwallner lief rot an, das konnte man trotz seiner gebräunten Haut gut sehen. Er stotterte ein wenig herum und vollführte auch etliche unkoordinierte Armbewegungen. Den Blick wandte er zu Boden. Der ist jetzt kurz vor einem Geständnis, dachte Gasperlmaier bei sich, jetzt haben wir den Mörder, denn das könnte man ja als Lehrfilm

Weitere Kostenlose Bücher