Letzter Gruss - Thriller
ist es nicht, meinen Namen in der Zeitung zu sehen.«
Gefolgt von Forsberg ging sie zurück an ihren Schreibtisch.
»Ihr müsst euch vor Alexander in Acht nehmen, er ist ein Blender.«
»Dessie«, sagte Forsberg. »Hör zu. Ich habe eine Aufgabe für dich. Hast du Hugo Bergmans Artikel über die Arbeitsbelastung der Staatsanwälte gelesen?«
Dessie sah ihren Nachrichtenchef an und blinzelte.
»Der am Freitag in der Zeitung war?«
»Er hat eine Menge Staub aufgewirbelt«, sagte Forsberg und reichte ihr ein paar Ausdrucke. »Ruf Bergman an und mach ein Interview mit ihm. Und frag bei sämtlichen Staatsanwaltschaften im Land nach, wie viele Fälle sie vorliegen haben.«
Dessie machte keine Anstalten, die Papiere entgegenzunehmen. Sie sah Hugo Bergman so vor sich, wie sie ihn am Vorabend verlassen hatte, schwankend wie eine Kiefer im Wind vor dem Operakällaren.
»Du versuchst, mich von der Mordsache abzuziehen«, stellte sie fest.
Der Nachrichtenchef setzte sich auf ihren Schreibtisch und senkte die Stimme.
»Dessie«, sagte er, »es gibt Leute, die sich fragen, warum ausgerechnet du diese Postkarte bekommen hast. Sie fragen sich, welche Kontakte du eigentlich mit der Unterwelt pflegst.«
Sie schluckte unmerklich.
»Ich bin heute nur hier, weil die Polizei es verlangt hat«, sagte sie. »Eigentlich habe ich montags und dienstags frei. Ich behaupte ja nicht, ich hätte das Wissen über diese Morde gepachtet, wirklich nicht, aber wenn …«
Sie wurde von Lärm und Gebrüll aus der Eingangshalle unterbrochen. Es hörte sich an, als ginge etwas Großes und Schweres zu Bruch.
Forsberg stand auf.
»Was zum Teufel ist da denn los?«
Die wütende Stimme eines Mannes drang durch die Bürowände. Man konnte nicht verstehen, was er sagte, aber das war auch nicht nötig.
»Bin gleich wieder da«, sagte Dessie und lief zum Ausgang.
24
Jacob Kanon brüllte unartikuliert gegen den geschlossenen Glaskasten an, in dem sich Albert, der Pförtner, verschanzt hatte. Dessie riss die Redaktionstür auf und stürmte hinaus ins Foyer.
»Sie rufen sie jetzt sofort an!«, schrie der Amerikaner. »Sie nehmen den Hörer in die Hand und sagen ihr, dass ich hier bin, und zwar sofort , Sie … Sie …«
»Was machen Sie denn?«, fragte sie atemlos und fasste ihn an der Schulter. Jacob Kanon fuhr herum und starrte sie an. Mitten in einem Wort, das sich wie »Hurensohn« anhörte, brach er ab, dann atmete er aus.
»Haben Sie heute schon mit den Ermittlern gesprochen?«, fragte er. »Was sagen sie?«
Dessie warf einen Blick über die Schulter in Richtung Redaktion, griff dann entschlossen nach dem Arm des Mannes und zog ihn mit sich zum Ausgang.
»Ihre Glaubwürdigkeit ist bereits am Nullpunkt«, sagte sie und schob ihn durch die Drehtür. »Sie machen die Sache nicht besser, wenn Sie hier so einen Zirkus veranstalten. Und was hat da vorhin so gekracht?«
Sie traten hinaus in die Sonne.
»Eine Holzbank«, sagte der Polizist mürrisch, »sie ist mit einer Heizung kollidiert.«
Dessie schaute ihn skeptisch an, dann musste sie laut lachen.
»Sie sind wirklich nicht ganz dicht«, sagte sie.
Sie spürte seine Blicke auf sich, als sie zum Fridhelmsplan hinuntergingen. Ein paar hundert Meter von der Redaktion entfernt betraten sie ein leeres Taxifahrercafé.
»Ich meine es ernst«, sagte der Polizist, als sie sich mit ihren Kaffeetassen in einer Ecke niedergelassen hatten. »Die schwedische Polizei ist viel zu unbeweglich. Wenn sie so weitermachen, werden sie diese Mörder niemals kriegen.«
Dessies Löffel klirrte beim Umrühren gegen das Porzellan.
Wenn jemand zu unbeweglich war, dann sie. Ihr Benehmen in der Redaktion war nicht gerade als taktisch klug zu bezeichnen. Sie war so geschmeidig wie ein Kühlschrank. Das musste sich ändern.
»Ich kann Ihnen nicht helfen«, sagte sie. »Ich bin bei der Zeitung nicht für Kapitalverbrechen zuständig. Das macht jemand anders.«
Jacob Kanon beugte sich über den Tisch und sah sie mit funkelnden Augen an.
»Können Sie nicht versuchen, die Sache wieder zu übernehmen?«
Dessie betrachtete den Amerikaner. Sein Engagement war eindeutig. Im Gegensatz zu ihr war er entschieden, er brannte für etwas, sein Tun hatte ein Ziel.
Was hatte sie zu verlieren, wenn sie kleine, gewöhnliche Artikel über den Mord schrieb? Wenn sie ein kleines, normales Interview führte?
»Vielleicht könnte ich Sie über Kimmy interviewen«, sagte sie nachdenklich. Das war eigentlich keine schlechte Idee.
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