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Letzter Gruss - Thriller

Letzter Gruss - Thriller

Titel: Letzter Gruss - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson Liza Marklund
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Ein trauernder Vater meldet sich zu Wort, die Sehnsucht nach der geliebten Tochter …
    Sie griff nach Block und Stift.
    »Sie müssen mir erzählen, wie Kimmy als Kind war. Wie Sie reagiert haben, als Sie erfuhren, dass …«

    Jacob Kanon schlug mit der Faust auf den Tisch, dass die Tassen hüpften. Dessie ließ den Stift fallen und zuckte zurück. Die Bedienung an der Brötchentheke warf einen hastigen Blick zu ihnen herüber, schaute dann aber wieder weg.
    »Ich gebe keine Interviews über Kimmy«, sagte Jacob.
    Dessie schwieg eine Zeit lang.
    »Ich meinte doch bloß, dass es ein Weg wäre …«, sagte sie schließlich.
    »Ich bin Ermittler der Mordkommission«, unterbrach er sie. »Ich spreche mit Leuten, aber ich gebe keine Interviews. Egal worüber.«
    »Ich wollte Sie nicht in Ihrer Eigenschaft als Polizist befragen, sondern als Vater.«
    Er sah sie mit seinen eigentümlich durchdringenden Augen an. Dann riss er seine Sporttasche hoch, zog einen Papierstapel heraus und knallte ihr eine Fotokopie auf den Tisch.
    »Das ist Kimmy«, sagte er.
    Dessie hörte selbst, wie sie nach Luft schnappte.

25
    Zwei junge Menschen lagen auf dem Boden eines Hotelzimmers. Ihre Hälse waren mit derselben Brutalität durchtrennt wie bei den Morden auf Dalarö. Die Wunden klafften dunkelrot, der Boden war blutgetränkt.
    Dessies Mund wurde trocken, ihr Puls beschleunigte sich.
    »Das Blut ist noch ganz hell und frisch«, sagte sie. »Ein paar Minuten zuvor haben sie noch gelebt.«
    Sie zwang sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen.
    Jacob legte ihr ein weiteres Bild vor.
    »Karen und Billy Cowley«, sagte er.
    Dem jungen australischen Paar, das nach Europa gereist war, um über den Verlust ihres kleinen Sohnes hinwegzukommen, war nicht nur die Kehle durchgeschnitten worden. Sie saßen aufrecht nebeneinander, die Schädel gegen das Kopfteil des Bettes gelehnt. Beiden war das linke Auge ausgestochen worden, Blut und Flüssigkeit lief aus den Augenhöhlen.
    »Beim Paar in Amsterdam haben sie beiden das rechte Ohr abgeschnitten«, sagte Jacob und legte ein drittes Foto vor ihr auf den Tisch. »Sie hießen Lindsay und Jeffrey Holborn.«
    Sie betrachtete die Fotos und zwang sich, das Blut und die Gewalt zu übersehen.
    »Sie sagen etwas aus«, sagte Jacob heiser. »Die Mörder sprechen durch diese Bilder. Schauen Sie sich das an, aus Florenz.«

    Ein Doppelbett. Links eine junge Frau, rechts ein junger Mann. Das Foto war steil von oben aufgenommen. Der Fotograf musste also auf dem Bett gestanden haben, zwischen den Leichen.
    »Was sehen Sie?«, fragte Jacob.
    Die Frau und der Mann lagen identisch da, die Beine parallel, ein wenig nach links geneigt, die rechte Hand auf der Brust, die linke über dem Geschlechtsteil.
    »So können sie aber nicht gelegen haben, als sie starben«, sagte sie.
    Jacob nickte.
    »Ich weiß«, sagte er. »Aber warum?«
    Dessie griff nach dem Foto aus Paris. Beide Opfer hielten die Hände über dem Bauch.
    »Es sieht aus, als hätten sie zu viel gegessen«, sagte Dessie.
    Sie posierten. Die Leichen posierten. Sie zeigten etwas, stellten etwas dar.
    Sie sah Jacob an.
    »Zeigen Sie mir nochmal das Foto, das mir geschickt wurde«, sagte sie.
    Er reichte ihr das Bild aus Dalarö. Sie nahm es und roch noch immer den Gestank in dem warmen Wohnzimmer.
    Die Frau, Claudia, saß gegen die Rückenlehne des Sofas gestützt. Auf dem Schoß hielt sie ein Kissen, das vermutlich einmal weiß gewesen war. Sie beugte sich über den Mann, Rolf, dessen Kopf auf dem Kissen in ihrem Schoß lag.
    Der Mann lag in einer merkwürdigen Stellung. Seine Knie waren angezogen, seine Finger über das Herz gespreizt. In der anderen Hand hielt er etwas, das aussah wie ein Schild oder ein Spachtel.
    »Das ist definitiv arrangiert.«
    »Sagt es Ihnen etwas?«
    Sie betrachtete das Foto genau.

    »Irgendwie kommt es mir bekannt vor«, sagte sie. »Ich weiß bloß nicht, woher. Ich kann es nicht zuordnen.«
    »Denken Sie nach«, sagte Jacob.
    Sie starrte auf das Bild, bis es vor ihren Augen verschwamm.
    »Tut mir leid«, sagte sie.
    Er sah sie für einen langen Moment an.
    Dann sammelte er alle Bilder zusammen und ließ sie ohne ein weiteres Wort am Cafétisch sitzen.

26
    Vor dem Polizeipräsidium auf Kungsholmen stieg Jacob aus dem Bus. In der ersten Nacht in Stockholm hatte er den gigantischen Komplex, in dem sich das Herzstück der schwedischen Polizei befand, wieder und wieder umkreist. Im letzten Jahrhundert waren Gebäudeteile hinzugefügt und

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