Letzter Gruss - Thriller
die Barabhebungen durch. Die Adressen sagten Jacob nichts.
»Wo befinden sich diese Automaten?«
»In der Innenstadt.«
Jacob nickte, bis jetzt folgten die Mörder ihrem Muster haargenau.
»Einige der Geldautomaten sind videoüberwacht«, sagte Gabriella Oscarsson. »Wir haben die Filme der betreffenden Zeitpunkte bereits angefordert.«
»Gibt es in dem Kaufhaus auch Kameras?«
»Die Filme sind ebenfalls auf dem Weg.«
»Was war auf den Videos an den anderen Orten zu sehen?«, fragte Mats Duvall.
Jacob angelte einen Notizblock aus seiner Sporttasche. Er antwortete, ohne ihn aufzuschlagen. Den Inhalt konnte er auswendig.
»Ein großer Mann mit braunem Haar, Schirmmütze und Sonnenbrille. Er trug einen halblangen, dunklen Mantel und helle Schuhe.«
»In allen Fällen?«, fragte der Kommissar.
»In allen Fällen«, bestätigte Jacob.
Sie gingen die Liste von Wertgegenständen durch, die laut Aussage der Hinterbliebenen wahrscheinlich auf Dalarö gestohlen worden waren.
»Von welcher Marke war die Kamera? Wie viel Karat hatte der Ring?«, fragte Jacob.
»Die Eltern werden nach alten Quittungen suchen«, entgegnete Gabriella gereizt. »Sie haben gerade ihre Kinder verloren, zeigen Sie doch ein bisschen Verständnis …«
Jacob sah sie an und spürte, wie seine Wangenmuskeln sich verhärteten.
Schweigen breitete sich aus. Schließlich übernahm Sara Höglund das Kommando.
»Wie machen wir weiter? Hat jemand einen Vorschlag?«
Jacob schaukelte einen Moment auf seinem Stuhl hin und her, ehe er antwortete.
»Wir müssen ihr Muster brechen«, sagte er. »Wir müssen sie dazu bringen, Fehler zu machen.«
Sara Höglund hob die Augenbrauen.
»Wie soll das gehen?«
»Indem wir einen Kanal benutzen, den sie selbst geöffnet haben«, sagte er.
Zehn Augenpaare blickten ihn skeptisch an.
»Die Karte an die Zeitung Aftonposten«, sagte er. »Die Mörder wollen ja kommunizieren, und jetzt antworten wir ihnen.«
Gabriella Oscarsson verdrehte die Augen, Mats Duvall nickte aufmunternd.
»Weiter.«
Jacob sah jedem einzelnen Ermittler am Tisch in die Augen, ehe er antwortete.
»Dessie Larsson schreibt einen offenen Brief an die Mörder, der in der morgigen Ausgabe erscheint. Sie bietet ihnen an, sie zu interviewen.«
Evert Ridderwall schnaubte entrüstet.
»Warum um alles in der Welt sollten die Mörder darauf reagieren?«
Jacob sah ihn starr an.
»Wir bieten ihnen einen Sack voll Geld«, erwiderte er.
29
Mit ihrer fein manikürten Hand winkte Sylvia den Kellner herbei.
»Wir würden gerne noch einmal einen Blick in die Weinkarte werfen«, sagte sie und lehnte sich kichernd gegen die Schulter der Holländerin neben sich.
»Es fühlt sich so herrlich frivol an, mittags schon Wein zu trinken, findest du nicht?«
Die Holländerin nickte und stimmte in das Gekicher ein.
Sie saßen im Bistro Berns, einem netten französischen Restaurant mit Vaudeville-Atmosphäre. Es lag gleich neben dem Berzelii-Park in der Innenstadt. Sylvia und die Holländerin hatten Chèvre chaud mit Rote-Bete-Walnuss-Salat gegessen, und die Männer hatten sich für Boeuf Bourguignon entschieden. Jetzt war es an der Zeit für eine weitere Flasche Rotwein.
»Ich glaube, dass die Finanzkrise genau zu der Verschlankung führt, die der Kapitalmarkt braucht«, sagte der Holländer mit wichtiger Miene.
Er bemühte sich sehr darum, Mac zu beeindrucken, und Mac spielte das Spiel mit und tat interessiert.
»Das wäre die bestmögliche Variante«, sagte Mac. »Andererseits sollten wir aus der Geschichte gelernt haben. Die finanziellen Unruhen Anfang des letzten Jahrhunderts haben sich erst nach dem Ersten Weltkrieg gelegt. Und die Depression in den
dreißiger Jahren war erst nach dem Zweiten Weltkrieg ausgestanden.«
»Mann, seid ihr langweilig«, stöhnte Sylvia und winkte dem Ober. »Ich nehme jedenfalls noch einen Nachtisch. Sonst noch jemand?«
Die Holländerin bestellte ebenfalls eine Crème Brûlée, die Männer nahmen Kaffee.
»Habt ihr gehört, was in der Stadt passiert ist?«, fragte Sylvia und goss ihnen allen Wein nach. »Auf einer Insel sind zwei Touristen ermordet worden.«
Die Holländerin machte große Augen.
»Ist das wahr?«, fragte sie erschrocken.
Sylvia zuckte mit den Achseln.
»Ein Mädchen im Hotel hat es erzählt. So war es doch, oder, Mac? Da sind doch auf irgendeiner Insel zwei Touristen ermordet worden?«
Mac nickte.
»Ja, stimmt. Zwei Deutsche. Offenbar eine ganz schreckliche Geschichte. Man hat ihnen die
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