Letzter Gruss - Thriller
etwas gegessen oder getrunken?
»Nein«, antwortete Malcolm Rudolph und schniefte. »Ach doch, Peter hatte eine Cola, von der hab ich einen Schluck getrunken.«
»Kein Champagner?«
»Champagner? Mitten am Tag?«
»Haben Sie geraucht? Marihuana zum Beispiel?«
»Sylvia und ich rauchen nicht.«
Er sank über dem Tisch zusammen und weinte wieder.
»Wann sind Sie und Ihre Frau nach Europa gekommen? Wie lange sind Sie schon in Europa unterwegs?«
»Sie waren so nett und so sympathisch, wir hätten auf der Überfahrt nach Finnland so viel Spaß gehabt. Wir waren noch zusammen essen, das war auch richtig nett …«
Die Fragen der Ermittler hingen stumm und unbeantwortet im Kontrollraum.
»Wo befanden Sie sich letztes Jahr am 27. November?«
»Am 30. Dezember?«
»Am 26. Januar? 9. Februar? 4. März?«
Das Verhör wurde nach dreiunddreißig Minuten abgebrochen.
Malcolm Rudolph wurde in eine Zelle im Kronoberg-Untersuchungsgefängnis gebracht.
Jacob musste sich zusammenreißen, um nicht mit der Faust durch die Betonwand zu schlagen. Er ging eine Runde über den Flur, um sich zu beruhigen.
Als er zurück in den Kontrollraum kam, nahm gerade die junge Frau im Vernehmungszimmer Platz.
Sie schien ruhiger als ihr Mann zu sein und beantwortete die Fragen klar und deutlich.
Als sie erfuhr, dass die Holländer ermordet worden waren, schlug sie die Hände vors Gesicht und weinte ein paar Minuten leise vor sich hin.
Dann bestätigte sie die Aussage ihres Mannes: Sie hatten zusammen mit Nienke und Peter zu Mittag gegessen und für das kommende Wochenende eine gemeinsame Reise nach Helsinki geplant.
»Wie haben Sie die geplant?«
»Wir haben die Überfahrt im Internet gebucht. In einem 7-Eleven«, sagte sie.
»Mit welcher Linie?«
»Silja.«
Sie lächelte.
»Ich erinnere mich daran, weil es so ähnlich klingt wie mein Name, Sylvia …«
»Wo liegt dieser Laden?«
»In der großen Fußgängerzone, die durch ganz Gamla Stan geht, Vasterlang …«
»Västerlånggatan?«
»Ja, so hieß sie.«
Einer der Ermittler stand sofort auf und verließ den Raum, um die Angabe zu überprüfen.
»Wo liegt dieser Laden genau?«, fragte Sara Höglund. »Erinnern Sie sich daran?«
Jacob schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn.
»Verdammt nochmal«, rief er aus, »was ist das hier für eine Vorstellung? Fragestunde in der Sonntagsschule? Fucking shit , nehmt sie richtig in die Zange!«
Gabriella erhob sich und stellte sich neben ihn. Ihre Augen waren rotgerändert, ihr Atem roch nach Kaffee.
»Jetzt reißen Sie sich mal zusammen«, sagte sie. »Sie führen sich auf wie ein Teenager. Lassen Sie Sara und Mats ihre Arbeit tun.«
»Das ist es ja!«, schrie Jacob. »Sie machen ihren Job nicht! Sie sitzen bloß rum und verhätscheln die beiden.«
»Beruhigen Sie sich, Jacob«, sagte Dessie und legte ihm eine Hand auf den Arm.
Er fuhr sich durchs Haar und schluckte geräuschvoll.
Auf dem Monitor ging die langsame Befragung weiter.
»Wo waren Sie am 27. November vergangenen Jahres?«
Sylvia Rudolph drehte nachdenklich eine Locke zwischen den Fingern.
»Das kann ich so aus der hohlen Hand nicht beantworten. Kann ich in meinem Kalender nachsehen?«
Mats Duvall drückte auf seinem elektronischen Taschengedächtnis herum.
»Nehmen wir mal ein etwas näherliegendes Datum«, sagte er. »Wo waren Sie am 9. Februar?«
Jacob beugte sich vor, das war das Datum des Mordes in Athen.
»Februar?«, sagte die Frau mit gerunzelter Stirn. »In Spanien, glaube ich. Ja, genau. Anfang Februar waren wir in Madrid, Mac hatte Magenprobleme, und wir mussten einen Arzt aufsuchen.«
»Erinnern Sie sich, wie der Arzt hieß?«
Sie schnitt eine Grimasse.
»Nein«, antwortete sie. »Aber ich habe die Rechnung noch. Das war sauteuer, und der Arzt war ein echter Kurpfuscher.«
Jacob stöhnte laut.
Die Fragen wanden sich weiter voran, und Sylvia Rudolph beantwortete jede einzelne mit ruhiger Lässigkeit.
»Was ist der Anlass Ihrer Europareise?«
»Wir sind Kunststudenten«, antwortete Sylvia.
Dessie und Jacob warfen sich einen schnellen Blick zu.
»Wir gehen auf die UCLA und haben ein Sabbatjahr genommen. Das ist sehr lehrreich.«
»Wie lange sind Sie verheiratet?«
Die junge Frau sperrte die Augen auf und brach dann in Gelächter aus.
»Verheiratet? Mac ist mein Zwillingsbruder!«
53
Nachdem Sylvia Rudolph zurück in ihre Zelle gebracht worden war, rief Dessie ihren Nachrichtenchef an.
»Wie läuft’s?«, fragte Forsberg.
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