Letzter Gruss - Thriller
gesorgt habe?«
Er stöhnte.
»Ist doch wahr«, sagte sie leise. »Sie haben es selbst gesagt. Sie haben ihr Muster durchbrochen, sie haben in derselben Stadt erneut gemordet. Wenn ich mich nicht hätte überreden lassen, würden die Holländer noch leben.«
»Das wissen Sie doch gar nicht«, sagte Jacob. »Und wenn sie nicht gestorben wären, hätte es andere junge Leute getroffen.«
Sie nahm die Hände vom Gesicht.
»Wie meinen Sie das? Dass die Holländer für einen guten Zweck geopfert worden sind? Wie drückt ihr das noch gleich aus, ›collateral damage‹?«
Der Amerikaner wischte sich die Finger an der Jeans sauber, sein Blick war düster.
»So denke ich nie«, sagte er. »Der Tod der Holländer ist eine weitere Tragödie. Aber Sie müssen die Schuld dort lassen, wo sie hingehört. Sie haben niemanden umgebracht, und ich auch nicht. Es sind die Schweine auf dem Video, und bald haben wir sie.«
49
Auf den Überwachungsvideos vom Grand Hotel konnten sie das Paar aus dem Modernen Museum praktisch sofort identifizieren.
Sie tauchten viermal auf: zweimal in der Lobby und zweimal auf dem Korridor im vierten Stock.
Am Dienstag, den 15. Juni um 14.17 Uhr, hatte die Überwachungskamera in der Hotellobby den blonden Mann und die dunkelhaarige Frau eingefangen. Sie waren in Begleitung eines Paares, das schnell als Peter Visser und Nienke van Mourik identifiziert wurde.
Die beiden Paare verschwanden gemeinsam im Aufzug.
Zwei Minuten später waren alle vier auf einem anderen Film, aufgenommen im Korridor vor dem Zimmer der Holländer im vierten Stock. Gemeinsam betraten sie Zimmer 418. Die Tür wurde geschlossen.
Dreiundvierzig Minuten später betraten der blonde Mann und die dunkelhaarige Frau wieder den Flur. Nach weiteren zwei Minuten passierten sie die Rezeption und verließen das Hotel.
Auch die Ermittler, die im Millesgården Nachforschungen angestellt hatten, landeten einen Treffer.
Eine Frau, die als Gärtnerin im Skulpturenpark arbeitete, meinte, den blonden Mann wiederzuerkennen. Er war ihr aufgefallen, als er zusammen mit einer Frau durch den Park spaziert
war. Sie hatte zuerst geglaubt, es sei der Schauspieler Leonardo DiCaprio.
Die Überwachungsvideos aus den Ausstellungsräumen im Millesgården waren bereits eingetroffen und wurden im Keller geprüft.
Staatsanwalt Ridderwall erklärte das Paar in Abwesenheit für festgenommen.
»Das ist ja absolut unglaublich«, sagte Gabriella aufgeregt. Sie tigerte mit roten Flecken auf den erhitzten Wangen durch Mats Duvalls Büro.
Jacob starrte auf die Videobilder aus dem Grand Hotel und raufte sich die Haare. Irgendetwas war hier grundlegend falsch.
Warum hatten die Mörder plötzlich jede Vorsicht und alle Sicherheitsvorkehrungen fallenlassen?
Warum zeigten sie sich derart offen?
Es war zu einfach.
»Jetzt haben wir sie«, sagte Evert Ridderwall zufrieden. »Die entwischen uns auf keinen Fall.«
Sogar Mats Duvall schien sich zu freuen.
»Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie uns ins Netz gehen.«
Jacob blätterte durch die ausgedruckten Videobilder. Der blonde Mann und die dunkelhaarige Frau waren auf allen Bildern deutlich erkennbar. Sie konnten zweifelsfrei identifiziert werden. Das Paar war landesweit zur Fahndung ausgeschrieben. Interpol würde die Bilder innerhalb der nächsten halben Stunde weltweit veröffentlichen. Sämtliche Polizeistreifen Stockholms hatten die Fotos bekommen.
Sara Höglund betrat den Raum.
»Wir haben die Fotos an die Presse gegeben. In ein paar Minuten müssten sie auf den Websites stehen.«
Mats Duvall setzte sich an seinen Computer und rief die Startseite der Aftonposten auf.
»Manchmal sind sie wirklich schnell«, sagte er und drehte den Bildschirm zu den anderen hin.
Die Schlagzeile hatte eine Größe, die normalerweise nur bei Weltkriegen oder einer schwedischen Goldmedaille im Eishockey verwendet wurde.
»Unter Verdacht: Das sind die Postkarten-Killer«.
Darunter prangte das Bild des blonden Mannes und der dunkelhaarigen Frau.
50
Der Platz vor dem Hauptbahnhof glich einem Inferno aus Polizisten, Hunden und Absperrungen.
Mac ging langsam auf den Haupteingang zu, den Arm um Sylvias Schultern gelegt. Das Piepen und die knisternden Stimmen des Polizeifunks waren überall zu hören.
Ein paar Meter von ihnen entfernt wurden zwei langhaarige Typen festgenommen, weil sie die Hosentaschen voll Gras hatten. Diese Trottel.
» Sorry guys «, sagte Sylvia.
Nur sie beide hielt niemand an.
Niemand wollte
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