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Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Titel: Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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blieb gelassen und freundlich. „Dann sehen Sie bitte nach, ob Ihre Mutter im Haus ist. Es ist wirklich sehr wichtig.“
    Wieder beließ es der Sohn bei einem Nicken, schlich die Stiegen hinauf, worauf Gasperlmaier ein zunächst verhaltenes, nach einigen Sekunden kräftigeres Klopfen an einer Tür hörte. „Mama, Papa?“, hörte Gasperlmaier den Sohn rufen, worauf Frau Doktor Kohlross ohne viele Umstände ebenfalls die Stiegen hinaufstieg und Gasperlmaier bedeutete, ihr zu folgen.
    Stefan hatte schon die Tür zum Schlafzimmer seiner Eltern geöffnet. „Sie sind nicht hier. Und die Betten sind unbenutzt!“ Nun schien er wacher als vorher, zumindest hatte er seine Augen weiter geöffnet, als er das bisher zustande gebracht hatte. Die Frau Doktor Kohlross nickte nur und warf einen kurzen Blick in das Zimmer.
    „Herr Naglreiter, ich habe Ihnen eine sehr traurige Mitteilung zu machen“, kam die Frau Doktor nun zum eigentlichen Thema des Besuchs. „Ihr Vater, Herr Doktor Naglreiter, ist heute Morgen tot aufgefunden worden. Es besteht begründeter Verdacht, dass Fremdeinwirkung vorliegt.“
    Dem Naglreiter junior blieb der Mund offen stehen. „Hä? Nicht wirklich, oder?“
    Die Frau Doktor Kohlross war diese Art von Reaktion offenbar gewohnt, sie fasste den Stefan am Arm und zog ihn zur Treppe. „Wir sollten uns jetzt wirklich wo hinsetzen.“ An ihrem Arm stolperte er die Stufen hinunter, während Gasperlmaier folgte. Nicht ohne betrübt festzustellen, dass sowohl seine als auch die Schuhe der Frau Doktor auf dem hellen Teppich, der die Stufen bedeckte, Schmutzspuren hinterlassen hatten, die Souvenirs von der Bierzeltwiese sein mussten. Die Evi würde sich freuen, wenn sie hier jemals noch putzen sollte.
    Stefan führte die beiden in die Küche, die mit dem Wohnzimmer verbunden war und in der ein großer Esstisch stand, der einem Tisch in einer bäuerlichen Stube oder einem Wirtshaus ähnelte. Gasperlmaier vermutete, es könnte sogar ein echter Bauerntisch sein, wenn sich der Doktor Naglreiter sogar die Mühe mit den Lärchenbrettern an der Veranda gemacht hatte. Geld hatte hier offenbar keine Rolle gespielt.
    Stefan ging zur Abwasch, holte ein Glas aus dem Schrank darüber und ließ es voll Wasser laufen, das er in wenigen Zügen hinunterstürzte. Dann erst nahm er am Tisch Platz, an den sich Gasperlmaier und die Frau Doktor Kohlross inzwischen gesetzt hatten. Den Kopf in die Hände gestützt hörte er sich an, was ihm die Frau Doktor Kohlross an Einzelheiten über den Tod seines Vaters erzählte. Gasperlmaier fiel auf, dass er wenig Reaktion zeigte, er schien manchmal gar nicht zuzuhören, Fragen stellte er keine.
    „Herr Naglreiter, wo ist Ihre Mutter? Wann haben Sie Ihre Eltern zum letzten Mal gesehen?“
    Der Angesprochene stierte der Frau Doktor Kohlross ins Gesicht, die nicht einmal mit der Wimper zuckte. Auch die Augenbrauen blieben diesmal unten.
    „Keine Ahnung!“, war Stefans Antwort, von einer unklaren Geste mit dem rechten Arm begleitet. „Wir waren gestern am Kirtag, alle, meine Schwester auch, und die Alten waren gar nicht mehr da, wie ich gefrühstückt hab. Ich weiß gar nicht, ob ich sie gestern überhaupt gesehen hab.“ Nach kurzem Nachdenken – die Frau Doktor Kohlross hob die Augenbrauen, diesmal meinte Gasperlmaier, das Zucken um ihre Mundwinkel sei eher verärgert als amüsiert – fuhr er fort: „Der Papa hat mich noch einmal angerufen, so um zwei, drei am Nachmittag.“ Gasperlmaier fiel auf, dass er das Wort „Papa“ auf der zweiten Silbe betonte. Eine Marotte, wie Gasperlmaier fand, die eingebildet und affektiert klang und typisch für die Wiener sein mochte.
    Weswegen der Vater angerufen hatte, wollte Frau Doktor Kohlross wissen, worauf Stefan ein verächtliches Zischen entfuhr. „Weswegen Väter halt so anrufen: Nicht so viel saufen, nicht besoffen fahren, nicht so viel Geld ausgeben und so weiter. Dabei hat der es nötig gehabt, so daherzureden!“
    Frau Doktor Kohlross zog die Augenbrauen nun so hoch, wie Gasperlmaier sie noch nie gesehen hatte. Zudem atmete sie tief durch, was ihre Kostümjacke oben auseinander und ihre Brüste ein wenig höher den Ausschnitt hinauftrieb, was Stefan nicht wahrzunehmen schien, Gasperlmaier jedoch, der der Frau Doktor gegenübersaß, einiges Wohlbehagen bereitete.
    Sich selbst zur Ordnung rufend, löste Gasperlmaier widerstrebend den Blick von den Brustansätzen der Frau Doktor und wandte sich wieder dem Stefan zu, der zwar seinen Kopf

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