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Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Titel: Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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genommen hatte. Während der Fahrt dachte sie, Gasperlmaier zugewandt, laut nach: „Überlegen wir einmal. Wenn es jemanden gibt, der beide umgebracht hat, wer kommt dafür in Frage? Von denen, die wir schon kennen. Doch nur die beiden Kinder und der Marcel Gaisrucker! Die Tochter scheidet aus. Bleiben der Stefan und der Marcel. Der Stefan hat ein Motiv: Geld. Andererseits – er wird nicht seine sprudelnde Geldquelle – seinen Vater – umbringen. Der Marcel könnte mit beiden in Streit geraten sein. Aber sein Alibi scheint dicht zu sein, ich bin mir sicher, wenn wir ihn genauer überprüfen, wird es noch dichter. Andererseits – wir wissen ja noch gar nicht, wann die Frau erschlagen worden ist. Da kann man auch den Marcel nicht von vornherein ausschließen.“ Die Frau Doktor, so schien es Gasperlmaier, war nun ganz in ihrem Element, sie war voller Enthusiasmus und Engagement, die Verzweiflung, die ihr vor wenigen Minuten wegen der zweiten Leiche noch anzusehen gewesen war, war Tatkraft und Entschlossenheit gewichen – und das machte sie, fand Gasperlmaier, unwiderstehlich anziehend. Vor allem, weil der Ausschnitt ihrer Kostümjacke weit auseinandergeklafft war, als sie sich während ihrer Ansprache weit zu Gasperlmaier vorgebeugt hatte.
    „Was meinen Sie denn, Gasperlmaier, Sie müssen doch mehr darüber wissen, wer hier in Altaussee mit wem ins Bett steigt, das scheint ja in diesem Fall eine Rolle zu spielen. Zum Beispiel haben wir nicht die geringste Ahnung, mit wem der Doktor Naglreiter Beziehungen unterhalten haben könnte!“
    „Wie?“ Gasperlmaier fühlte sich ertappt und schrak auf. Gerade hatte er, als sie vom Bett sprach, darüber zu sinnieren begonnen, wie es wohl wäre, mit der Frau Doktor, und hatte sich in dem Moment, als er direkt angesprochen wurde, selbst zur Ordnung gerufen und seine Nase in den Fahrtwind gerichtet gehabt, um durch die Kühlung drohenden Anfechtungen zu entgehen.
    „Ich, ich …“ Sein eigenes Gestammel machte Gasperlmaier noch unsicherer, und blitzartig listete er sich selbst innerlich seine Fehlleistungen vom heutigen Tag auf, seine Leichenverbringung, dann die Szene im Bierzelt, wo er so unbeherrscht reagiert hatte, weiters den völlig unnötigen Überfall auf die Frau Doktor im Boot, und auch das trug nicht dazu bei, ihm rasche und sinnvolle verbale Reaktionen auf die Zunge zu legen, im Gegenteil, er beließ es bei einem hilflosen Achselzucken. Der Kahlß Friedrich, ebenso ein Adressat der Vermutungen und Überlegungen der Frau Doktor, schnaufte nur weiterhin laut hörbar vor sich hin, begleitet von einem Rudern mit den Pranken, das auch nicht viel mehr aussagte als Gasperlmaiers von unschlüssigem Zucken begleitetes Gemurmel.
    Die Zille glitt langsam auf den Steg unterhalb des Seehotels zu, der Kajetan drosselte den Motor und ließ das Boot sanft auf den schmalen Kiesstrand gleiten. Gasperlmaier beeilte sich, der Frau Doktor beim Aussteigen die Hand zu reichen, um seine Ungeschicklichkeit von vorhin vergessen zu machen, achtete dabei zu wenig darauf, wo er hintrat, und stand schon mit einem Bein knöcheltief im Wasser. Augenbrauenhebend sah die Frau Doktor an ihm hinunter, bis zu seinem im Wasser stehenden Schuh. „Gasperlmaier, ich glaube, ich habe Ihnen schon mehrmals eindeutig klargemacht, dass ich viele Dinge allein kann, die ein Altausseer Polizist einer Frau offenbar nicht zutraut.“
    Gasperlmaiers Fluch verließ seine Lippen nicht, kehrte um, landete in seinem Magen und löste dort krampfartige Zustände aus, als gerade die zweite Zille mit der Leiche der Frau Naglreiter neben jene glitt, die Gasperlmaier soeben verlassen hatte. Der Körper war mit einer Plane zugedeckt, aus der, wie Gasperlmaier nicht übersehen konnte, der linke Schuh hervorragte, der sich schon im Wasser zu verabschieden gedroht hatte. Womöglich hatten die Feuerwehrleute der Toten den Schuh wieder anziehen müssen.
    Ein Mann mit Glatze und Kugelbauch, der kaum größer als die Frau Doktor war, trat auf Gasperlmaier zu, der gerade seinen nassen Schuh aus dem Wasser gezogen hatte und missmutig betrachtete. „Sie, Herr Inspektor, wer leitet denn hier die Ermittlungen?“ Gasperlmaier wies auf die Frau Doktor Kohlross, die soeben in die Zille gestiegen war, in der die Frau Naglreiter lag. Der Mann folgte Gasperlmaiers Fingerzeig. Während Gasperlmaier, der es für seine Pflicht hielt, Unbefugte vom Leichnam fernzuhalten, hinter dem Mann einherschritt, quietschte und quatschte sein linker

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