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Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Titel: Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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Schuh. Ein grauenhaftes Gefühl war es, mit nassen Socken in nassen Schuhen zu stecken, dachte Gasperlmaier bei sich, selbst im Sommer, wo es warm war und wenigstens keine gesundheitlichen Folgen zu befürchten waren.
    Ohne sich darum zu kümmern, dass sich die Frau Doktor Kohlross über die Leiche gebeugt und die Plane angehoben hatte, ihm also den Rücken zuwandte, streckte ihr der kleine Mann die Hand hin: „Doktor Kapaun, Gerichtsmedizin, aus Salzburg.“ Aus Gasperlmaiers Perspektive sah es so aus, als habe er vor, ihrem Hintern die Hand zu reichen. Die Frau Doktor richtete sich auf und wandte sich um. „Ist aber schnell gegangen. Warum aus Salzburg? Haben wir in der Steiermark niemanden?“ „Niemanden, der so nahe und rasch verfügbar war. Ich war gerade in Bad Ischl, man hat mich aus Graz angerufen.“ Doktor Kapaun hatte eine seltsam hohe Stimme, fand Gasperlmaier. Außerdem sah er mit seiner Figur überaus eigenartig aus, obwohl man dieselbe in einen durchaus gut geschnittenen dunklen Anzug gefüllt hatte. Ein kleiner Kopf thronte auf kurzem Hals über einem nahezu kugelförmigen Torso, der wiederum auf dünnen Beinen ruhte.
    Doktor Kapaun stieg nun ebenfalls über die Bordwand der Zille, um sich den schmalen Platz neben der Leiche mit der Frau Doktor zu teilen. Sie hob die Plane an. „Interessant“, meinte Doktor Kapaun. „Wissen Sie übrigens, was ein Kapaun ist?“ Die Frau Doktor sah den Arzt völlig verständnislos an, so, als ob er sie gerade gefragt hätte, ob sie an Außerirdische glaube. Ohne eine Antwort abzuwarten, sprach er weiter: „Ein Kapaun ist ein kastrierter Hahn. Ist übrigens in Österreich nicht erlaubt. Delikatesse. Bitte nicht vom Namen auf die Eigenschaften schließen.“ Der Doktor lachte laut und meckernd auf. Die Stimme des Doktors, dachte Gasperlmaier, ließ wohl eher den Schluss zu, dass er außer dem Namen noch etliches mehr mit dem Vogel gemein hatte. Die Frau Doktor starrte weiter, die Augenbrauen wanderten in Höhen, wo Gasperlmaier sie noch nie gesehen hatte. Sie sah aus, als überlege sie, den Doktor Kapaun sofort in die Psychiatrie überstellen zu lassen. „Sehen Sie sich bitte die Leiche an, und sagen Sie mir dazu, was Sie können.“ Gasperlmaier spürte das Eis in ihrer Stimme.
    Immer noch kichernd streifte Doktor Kapaun zwei Latexhandschuhe über, beugte sich über die Leiche, schlug die Plane zur Seite und drehte vorsichtig den Kopf der Frau Naglreiter zur Seite. Auch Gasperlmaier, der auf dem Kies des Ufers stehen geblieben war und gerade überlegte, ob die Situation es erlaubte, den Schuh und den Socken auszuziehen und den Socken wenigstens durch Auswinden wieder etwas tragbarer zu machen, konnte sehen, dass sich über dem rechten Ohr eine blutige Stelle befand, an der die Haare verklebt waren. „Sie hat hier wohl einen Schlag abbekommen, ob der Schädel gebrochen ist, kann man so kaum sagen. Ebenso, ob sie ertrunken oder tot ins Wasser geworfen worden ist. Natürlich kann sie auch besoffen ins Wasser gestürzt sein und sich den Schädel angeschlagen haben. Vielleicht hat sie auch Drogen genommen, wer weiß? Oder vielleicht ist sie im Liebesrausch von einem Felsen …“
    „Danke, es reicht!“ Gasperlmaier sah der Frau Doktor an, wie viel Mühe es sie kostete, sich zu beherrschen. „Mich interessieren nur die Tatsachen!“, fauchte sie den Doktor Kapaun an. Ächzend richtete der sich auf und zuckte mit den Schultern. „Humor ist wohl nicht gerade Ihre starke Seite, Frau Kollegin?“, meinte er grinsend, während sich die Angesprochene kopfschüttelnd von ihm abwandte.
    Plötzlich hörte Gasperlmaier hinter sich einen Schrei. „Jesses Marant Josef! Die Frau Doktor!“ Gasperlmaier, der eben seinen Schuh ausgezogen hatte, drehte sich, den Schuh in der Hand, um und sah die Evi, die Schwägerin vom Kahlß Friedrich, vor sich stehen und vor Entsetzen die Hand vor den Mund halten. Schon liefen ihr die Tränen über die Backen und Gasperlmaier hörte, wie mehrere Neugierige, die sich hinter der Absperrung angesammelt hatten, noch im Davonrennen die Neuigkeit lauthals unter die Leute brachten: „Die Frau Doktor Naglreiter haben’s auch umbracht!“
    Der kurze Aufruhr war natürlich nicht unbemerkt an der Frau Doktor und dem Gerichtsmediziner vorbeigegangen, die jetzt beide aufrecht in der Zille standen, nachdem der Mediziner die Plane wieder über die Leiche gebreitet hatte, um weiterer Aufregung vorzubeugen. Sie stiegen aus dem Boot und Gasperlmaier musste

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