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Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Titel: Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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hatte sich wohl, dachte Gasperlmaier bei sich, der Stefan mit ein paar unglaubwürdigen Schmeicheleien und ein paar Cocktails einen netten Abend verschafft. Gasperlmaier mochte die Gedanken an diesen netten Abend gar nicht zu Ende denken.
    „Natalie.“ Jetzt landete der Arm des Gasperlmaier doch väterlich auf der Schulter des Mädchens. „Ich versprech dir – wenn du uns was sagst, über deine Beziehung zum Stefan, dann darf die Polizei das auf keinen Fall an deine Eltern weitergeben. Und sagen wirst du es sowieso müssen, und die Frau Kommissar, die Frau Doktor Kohlross, die ist furchtbar nett, vor der brauchst du keine Angst zu haben.“
    „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich mit der Polizei über meine Liebe rede!“, fauchte die Natalie den Gasperlmaier an, und als sie wiederum aufsprang, hielt der sie am Arm zurück.
    „Glaub mir’s doch, Kinderl!“, flehte Gasperlmaier, „dem kommst du nicht aus!“ Die Natalie riss sich los. „Lass mich aus!“ Aus Angst, es könnte ein Aufruhr entstehen, der drinnen in der Stube zu hören sein würde oder gar eine neugierige Nachbarin ans Fenster rief, ließ Gasperlmaier los. Die Natalie sah ihn starr an, ohne wegzulaufen, wie er es vermutet hatte. „Sag mir nur noch eins, Natalie. Hast du mit dem Stefan …?“ Die Natalie lief zum Gartentor und verschwand in der untergehenden Sonne. Keine Antwort, dachte sich Gasperlmaier, ist in diesem Fall eine mehr als deutliche Antwort.
    Unangenehm wurde die ganze Sache dem Gasperlmaier, höchst unangenehm. Die Angelegenheit begann ihre Fühler in seinen Freundeskreis, am Ende gar in seine Familie auszustrecken. Da hatte anscheinend die Nichte von seinem Postenkommandanten irgendetwas laufen mit diesem Hallodri von einem plötzlich zum Vollwaisen gewordenen Studenten aus Wien. Da war ein anderer Hallodri wie der Gaisrucker Marcel, der in seinem Haus ein und aus zu gehen schien, ein Liebhaber eines der Mordopfer. Und da wurde schließlich seine Frau öffentlich beschuldigt, mit dem anderen Mord-opfer eine Affäre unterhalten zu haben. Nicht, dass er das geglaubt hätte – aber da waren doch diese nagenden Zweifel, die ihm Magenschmerzen verursachten. Und zu guter Letzt hatte er auch noch eine ganz unangenehme Beichte vor sich, weil er doch der Frau Doktor Kohlross gestehen musste, dass er die Leiche vom Bierzelt ins Pissoir geschleppt hatte – völlig überflüssig noch dazu, wie sich bald darauf herausgestellt hatte. Unangenehm und höchst unübersichtlich wurde das alles für den Gasperlmaier, der, in seine Gedanken vertieft, wieder auf die Stufe vor dem Kitzer’schen Haus hingesunken war. Das Gespräch mit seiner Christine würde lang und sicherlich auch nicht allzu erfreulich ausfallen. Gasperlmaier schlug all das auf den Magen, der wie ein fester Klumpen in seinem Leib saß und weit über sein eigentliches Gewicht hinaus von der Schwerkraft nach unten gedrückt zu werden schien.

9
    „Kommst jetzt erst? Und rufst nicht einmal an?“ Sehr herzlich war der Empfang nicht, der Gasperlmaier zuteil wurde, als er durch die Küchentür trat, mit dem festen Vorsatz, freundliche Stimmung zu verbreiten. „Der Christoph hat schon gegessen. Ich hab auf dich gewartet.“ Ein vorwurfsvoller Blick traf Gasperlmaier aus den graugrünen Augen, die ihm schon damals so gefallen hatten, als die Christine sich entschlossen hatte, nach der Matura die Pädagogische Akademie in Salzburg zu besuchen und Lehrerin zu werden. Gasperlmaier begann gerade innerlich an einer Entschuldigung zu feilen, als die Christine schon viel versöhnlicher fragte: „Magst ein Bier zum Essen?“ Gasperlmaier fand es nicht klug, sich jetzt in Einzelheiten über die Biere und Schnäpse zu verlieren, die er bei der Evi konsumiert hatte, und nickte nur ergeben. „Bitte!“
    „Setz dich einfach hin!“, sagte die Christine zu ihm, „immerhin hast du heute einen langen Tag gehabt. Ich hab ja noch Ferien.“ In günstigen Jahren fiel der Schulbeginn nicht auf den ersten, sondern auf den zweiten Montag im September. Das ermöglichte es den Schulkindern, ebenso natürlich ihren Lehrerinnen und Lehrern, ausgiebig am Kirtag teilzunehmen. So war es auch heuer gewesen. Die Christine stellte einen Teller vor Gasperlmaier hin, auf dem sich ein kleines Häufchen Spaghetti mit irgendeinem klein geschnittenen Gemüse drinnen befand, gekrönt von einem Saiblingsfilet mit knusprig braun gebratener Haut. Die Christine, dachte Gasperlmaier bei sich, war zwar eine begnadete

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