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Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Titel: Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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zuerst arbeitet und nicht nur das Geld abholt, da hat es sich wieder gespießt. Und dann, beim Vorhängewaschen, da hat der Doktor Naglreiter die Natalie gesehen, ihr seht’s ja selbst, wie sie sich herrichtet, da ist es ja kein Wunder, wenn so einem alten Bock das Wasser im Mund zusammenläuft. Und dann kommt er mit seinen blöden Fragen, und ob die Natalie nicht einmal kommen will, in ihrem Swimmingpool baden. Ich hab natürlich gleich gesagt, dass das nicht in Frage kommt, aber die Natalie, die dumme Gurken, die hat über das ganze Gesicht gestrahlt, weil sie gemeint hat, das ist weiß Gott was für eine Ehre, von den reichen Leuten eingeladen zu werden. Und dann ist auch noch der Stefan dazugekommen, der hat sie auch von oben bis unten gemustert wie ein Stück Vieh. Und als wir an dem Abend fertig waren, hab ich ihr das Geld für die Arbeit gegeben, und ich habe ihr verboten, dass sie dort jemals wieder hingeht, und ihr könnt’s euch gar nicht vorstellen, was sie mir deswegen wieder für ein Theater gemacht hat. Ich versteh sie nicht! Und ich gönn ihr nichts! Und alle dürfen alles, und sie darf nichts! Und so weiter.“
    Gasperlmaier hörte, wie draußen wieder jemand die Stiege herunterkam. Er hatte das Gefühl, dass er dringend mit der Natalie reden musste, wenn er der Frau Doktor morgen ein paar Ergebnisse präsentieren wollte. Schon war er bei der Tür hinaus und passte die Natalie ab, bevor sie durch die Haustür verschwinden konnte. Gasperlmaier hielt sie am Arm zurück. „Natalie, ich muss mit dir ein paar Worte reden.“ Die Natalie riss sich los. „Was willst denn? Ich will nicht mit dir reden!“ Gasperlmaier flüsterte: „Ist es dir lieber, wenn du morgen mit dem Polizeiauto abgeholt wirst und eine Aussage auf dem Posten machst?“ Wenn die Natalie nicht so blass geschminkt gewesen wäre, dachte Gasperlmaier, dann wäre ihr jetzt tatsächlich alle Farbe aus dem Gesicht gewichen. Mit offenem Mund starrte sie ihn an. Das mit dem Polizeiauto und dem Posten hatte Gasperlmaier schon oft in Kriminalfilmen gesehen, dafür brauchte es gar keinen Fortbildungskurs. Dass es tatsächlich wirken würde, hatte sich Gasperlmaier gar nicht gedacht. Er zog die Natalie vor die Haustür und setzte sich mit ihr auf die Stufen.
    „Wie hast du denn den Doktor Naglreiter gefunden?“, fragte Gasperlmaier. „Wie, gefunden? Ich hab gedacht, du hast ihn gefunden, heute in der Früh?“ Die Natalie stellte sich blöd und starrte den Gasperlmaier finster und bockig an. Gasperlmaier präzisierte: „Ich meine, was du für eine Meinung von ihm gehabt hast.“
    „Wie jetzt?“ Diese Taktik kannte Gasperlmaier von seinen eigenen Kindern. Oft fragten sie einfach zurück, um einer Antwort auszuweichen oder um Zeit zu gewinnen.
    „Deine Mama meint, dass der Doktor Naglreiter dich irgendwie komisch angeschaut hat, als ob er was von dir wollen hätte. Wie ihr beim Vorhängeaufhängen wart. Und der Stefan auch.“
    Die Natalie sprang wieder auf. „So ein Blödsinn!“, schrie sie Gasperlmaier an, „von denen hat keiner was von mir wollen. Und der Stefan schon gar nicht, der wollt’ bloß nett sein. Der ist voll lieb. Und die Mama, die sieht sowieso überall Gespenster!“
    Schon machte sie Anstalten, über den Kiesweg zum Gartentor zu verschwinden. Gasperlmaier rief ihr nach: „Setz dich wieder hin! Denk ans Polizeiauto!“ Folgsam kam die Natalie die drei Schritte zurück und hockte sich, sprungbereit, wieder auf die Stufen. Den Blick zu Boden gerichtet, fielen ihre langen Haare vor das Gesicht, sodass Gasperlmaier ihre Augen nicht sehen konnte.
    „Hast du einen von denen, den Doktor Naglreiter oder den Stefan, später noch einmal gesehen, oder mit einem von ihnen gesprochen?“ Die Natalie schüttelte nur den Kopf, ohne den Mund aufzumachen.
    „Natalie, die Naglreiters haben dich eingeladen. Zum Schwimmen. Bist du einmal hingegangen?“ Wieder schüttelte die Natalie den Kopf. „Boot fahren war ich ein paarmal mit ihm. Die haben ja ein Boot. Eine Plätte.“
    „Weißt, Natalie, das können wir nachprüfen. Den Stefan können wir fragen, und das werden wir auch, und du weißt ja eh, dass da bei uns ständig alle Leute beim Fenster herausschauen, vor allem die Pensionisten. Wenn du also dort warst …?“ Gasperlmaier stellte seine Frage, ohne den Satz vollenden zu müssen. Die Natalie hob den Kopf und sah ihm ins Gesicht. „War ich halt dort! Na und? Ist das verboten? Willst du mich dafür verhaften? Was ist denn das

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