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Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Titel: Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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„Gasperlmaier, sind Sie nicht allein? Wer ist denn bei Ihnen?“
    „Äh, Frau Doktor, es ist nur meine Frau, die weiß eh schon alles, ich kann doch vor ihr nichts verbergen. Sie hat übrigens schon genau das Gleiche gesagt, vorhin, ich meine, das mit, dass sie mich nicht für so blöd …“ Gasperlmaier mochte den Satz nicht vollenden, zu peinlich war ihm das gemeinsame Urteil der beiden Frauen, die einander, was das Durchschauen des Gasperlmaier betraf, durchaus ähnlich zu sein schienen. Und das, dachte Gasperlmaier bei sich, wo ihn die Frau Doktor doch erst seit heute früh, praktisch seit einem Tag erst, kannte, und die Christine schon mehr als zwanzig Jahre!
    Gasperlmaier hörte die Frau Doktor durch das Telefon und die Christine direkt neben sich kichern. „Eins noch, Gasperlmaier!“, die Frau Doktor war wieder ernst geworden. „Die Spurensicherung wird Faserspuren Ihrer Uniform an der Leiche des Herrn Doktor gefunden haben. Wenn Sie also bei einer eventuellen Befragung sagen, Sie hätten den Toten umdrehen wollen, weil Sie ihn zunächst für einen schlafenden Betrunkenen gehalten haben, dann erklärt das die Fasern unter seinen Achseln. Sie müssen sich aber gut überlegen, wie Sie das erklären, damit der Fundort der Fasern mit Ihrer Erklärung übereinstimmt. Probieren Sie’s mit Ihrer Frau aus, vielleicht.“ Wieder kicherten beide Frauen, und Gasperlmaier beschlich das leise Gefühl eines Komplotts der beiden, die sich noch nie gesehen hatten, niemals direkt miteinander gesprochen hatten und trotzdem in wesentlichen Fragen wie selbstverständlich übereinstimmten. „Gute Nacht, Gasperlmaier!“ Bevor der Angesprochene reagieren konnte, hatte die Frau Doktor schon aufgelegt. Ratlos hielt Gasperlmaier das Handy noch einige Sekunden an sein Ohr, bevor er begriff, was geschehen war, und es auf den Tisch legte.
    „Schau, Schau, Gasperlmaier, da hast du ja noch einmal Glück gehabt. Die Frau Doktor hat anscheinend einen Narren an dir gefressen. Pass du nur auf, dass du ihr nicht bald aus der Hand frisst!“
    Ein wenig war Gasperlmaier erleichtert, und er hatte ein Gefühl, als gelänge es ihm langsam, den tonnenschweren Schutt, der auf ihn heruntergeregnet war, ein wenig zu bewegen, ein paar Trümmer beiseitezuschieben und wieder das Tageslicht zu sehen. Dennoch blieben noch schwere Brocken auf seinem Herzen liegen.
    „Was wird denn passieren, wenn ich morgen auf den Posten gehe? Wegen dem Film im Fernsehen, meine ich.“ Die Christine beruhigte ihn. „Die Leute vergessen schnell. Ein paar blöde Bemerkungen halt, und in der Faschingssitzung nächstes Jahr wirst du wohl vorkommen, da hilft dir nichts.“ Missmutig dachte Gasperlmaier daran, wie man ihn und den Kahlß Friedrich genüsslich durch den Kakao ziehen würde, die Polizisten, die gemütlich vor dem Bierzelt jausneten und Bier tranken, während sie einen Doppelmord hätten aufklären sollen. Dabei, zu diesem Zeitpunkt, erinnerte sich Gasperlmaier, war ja von einem Doppelmord noch gar nicht die Rede gewesen, weil die Frau Naglreiter ja noch friedlich und unentdeckt im Altausseer See umhergetrieben war, anstatt dass sie, wie man das von einer anständigen Wasserleiche hätte erwarten dürfen, sang- und klanglos untergegangen war.
    In dem Moment läutete es an der Tür. Wer konnte jetzt noch was von ihm wollen? Einer seiner Freunde, der ihn überreden wollte, noch mit ins Bierzelt zu gehen? Ein vom Fernsehen aufgestachelter Amokläufer, der sich dafür rächen wollte, dass die Polizei den Mörder des Doktor Naglreiter noch nicht dingfest gemacht hatte? Die Christine ging aufmachen, während der Gasperlmaier auf dem Sofa sitzen blieb.
    „Ja, grüß dich, Friedrich!“, hörte Gasperlmaier die Stimme der Christine aus dem Vorhaus. „Was treibt dich denn noch zu uns herauf?“ Gasperlmaier hörte den Friedrich nur schnaufen und grunzen, da stand er auch schon im Türstock. „Gasperlmaier“, schnaufte er, „wir haben ein Problem.“ Ächzend ließ sich er sich auf den Polstersessel fallen, der Gasperlmaier gegenüber stand. „Magst einen Schnaps, Friedrich?“, fragte die Christine, „schaust aus, als könntest einen brauchen!“
    Der Friedrich nickte. Die Christine holte den Obstler, den ihr Vater selber brannte, aus dem Wohnzimmerschrank, brachte drei Stamperl mit und schenkte den beiden Männern großzügig einen doppelten, sich selber einen einfachen ein. Bevor der Friedrich noch anfing zu erklären, was das Problem denn sei, stürzte er

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