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Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Titel: Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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auf, ging um den Tisch herum, während der Christoph dem Gasperlmaier blitzschnell den Fotoapparat aus der Hand riss und ein paar Knöpfe drückte. „Gib her!“ Die Andrea stürzte sich auf den Christoph, kam mehr oder weniger über ihm zu liegen und versuchte ihm den Apparat zu entreißen. Unter beiderseitigem Geschrei und Gezappel kamen sie auch dem Gasperlmaier in die Quere, so breit war die Bank ja nicht. Nachdem ein Ellbogen des Christoph mit seinem Gesicht und ein Knie der Andrea mit seinen Weichteilen recht unsanft in Kontakt geraten waren, schrie Gasperlmaier auf, sprang von der Bank und hielt sich die schmerzende Stelle zwischen den Beinen. Sein Gebrüll ließ die beiden Streithähne auf der Bank verstummen. Die Andrea schnappte sich die Kamera aus den Händen des verdutzten Christoph und setzte sich wieder auf ihren Sessel. Der Christoph sah schuldbewusst zu Gasperlmaier, der vor Schmerz und Wut schnaubte.
    „Die Kamera!“ Von Gasperlmaiers Zorn eingeschüchtert, legte die Andrea ihm das Gerät auf die ausgestreckte Hand. Gasperlmaier schnappte zu und ging ins Wohnzimmer, um sich einen Zwetschgernen gegen den Schmerz und die Wut einzuschenken. Es war einfach entsetzlich. Anstatt zügig und konzentriert Tatsachen aus den Kindern herauszuholen und sie dann wegzuschicken, geriet er von einer kleinlichen Streiterei in die andere, bis es sogar zu Handgreiflichkeiten kam. Den Schnaps in der Hand, trat er wieder auf die Terrasse, setzte sich hin, schaltete die Kamera wieder ein und sah das letzte Bild, das der Christoph aufgenommen hatte. Darauf war in Großaufnahme der Hintern von Eva mit dem Tattoo zu sehen. Gasperlmaier verkniff sich jede Bemerkung und drückte so lang auf den Pfeil nach links, bis wieder Bilder mit dem Datum vom Sonntag auf dem Display sichtbar wurden. Weder Christoph noch Andrea rührten sich, als er einen kräftigen Schluck aus seinem Stamperl nahm und sie mit strafenden Blicken maß. Langsam ließ der Schmerz nach und Gasperlmaier atmete tief durch.
    Die Fotos bestätigten im Großen und Ganzen, was der Christoph erzählt hatte: Man sah zunächst Aufnahmen aus dem Bierzelt. Natürlich waren die meisten Fotos von dem Tisch, an dem der Christoph gesessen war. Gasperlmaier versuchte, Personen im Hintergrund zu erkennen, dazu aber waren die Aufnahmen zu unscharf und das Display zu klein. Die drei Mädchen waren zu sehen, wobei dem Gasperlmaier auffiel, dass die Andrea recht häufig ziemlich zuwider dreinschaute, während sich die Eva immer wieder um neckische Posen bemühte. Auf einem Foto hatte sie dem Christoph offenbar mehr oder weniger ihren Ausschnitt direkt vor die Linse gehalten, außer ihrem Busen und dem ihn einrahmenden Stoff der Dirndlbluse war nicht viel zu sehen. Gasperlmaier warf dem Christoph einen verzweifelten Blick zu und seufzte. Warum hatte der Depp die Fotos gemacht? Die mussten ja zum Krieg mit der Andrea führen. War ihm eine so hübsche Freundin nicht genug? Musste er anderen Weibern in den Ausschnitt hineinfotografieren?
    Schön langsam schien dem Christoph zu dämmern, dass es nicht das Allergescheiteste gewesen war, die Kamera an den Tisch zu bringen. „Da sind auch ein paar blöde Fotos drauf, Papa.“ Gasperlmaiers Grimm hatte ihn offenbar mehr verunsichert, als Gasperlmaier erwartet hatte. Er hielt dem Christoph das Dekolleté-Foto von der Eva hin und schüttelte den Kopf. „Das hat die Eva selber von sich gemacht, sie hat mir die Kamera weggenommen.“ „Und du hast es natürlich noch nicht gelöscht, du Vollkoffer!“ Der Andrea schien es jetzt endgültig zu bunt geworden zu sein. Sie schoss von ihrem Sessel auf und war auch schon ums Hauseck verschwunden. Der Christoph starrte ihr mit offenem Mund nach. Nach einer Schrecksekunde, die beim Christoph offenbar viel länger dauerte als beim Gasperlmaier, meinte dieser versöhnlich: „Na komm, lauf ihr nach! Du weißt schon, was du machen musst!“ Christoph sah ihn kurz an, und Gasperlmaier meinte, in seinen Augen ein wenig Feuchtigkeit glänzen zu sehen. Dann war auch er weg, und Gasperlmaier saß da, mit der Kamera in der einen Hand und einer Flasche mit einem schal gewordenen Bierrest in der anderen. Endlich konnte er sich den Fotos in Ruhe widmen, sie ersetzten ja quasi eine mündliche Aussage, weil der Christoph, so unsinnig das auch scheinen mochte, den ganzen Abend fein säuberlich dokumentiert hatte. Vorerst jedoch widmete sich Gasperlmaier dem Foto, auf dem der Ausschnitt der Eva zu sehen war. Er

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