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Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Titel: Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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du dir ja vorstellen!“, äffte die Andrea den Christoph nach. Schön langsam begann das Mädchen den Gasperlmaier ein wenig anzustrengen. Warum ging sie denn mit dem Christoph fort, wenn ihr nichts an ihm passte? Gasperlmaier fragte sich nun viel eher, wie es denn hatte kommen können, dass sich der Marcel und die Ines sozusagen gefunden hatten und am Morgen danach von ihm und der Frau Doktor im Bett aufgefunden worden waren, wo der Marcel doch anscheinend hinter der Eva her gewesen war.
    „Wart, Papa, ich hol einmal den Fotoapparat.“ Gasperlmaier sah dem Christoph ratlos nach. „Wozu braucht der jetzt einen Fotoapparat? Will er uns vielleicht fotografieren? Und wozu?“ Mehr zu sich selbst als zur Andrea hatte Gasperlmaier gesprochen, doch während er einen tiefen Zug aus der Bierflasche nahm, in der das Bier inzwischen wärmer geworden war, als es dem Gasperlmaier lieb war, antwortete ihm die Andrea: „Er fotografiert die ganze Zeit. Und die Fotos stellt er dann ins Internet. Obwohl ich das deppert find.“ Offenbar sah Gasperlmaier immer noch recht ratlos drein, weshalb die Andrea fortfuhr: „Na ja, auf den Fotos ist ja auch die Uhrzeit drauf. Nicht auf dem Foto natürlich, sondern mit der Bilddatei gespeichert.“ Jetzt war der Groschen bei Gasperlmaier gefallen. Diese Listen mit den Namen und Nummern und mit Uhrzeit und Datum und allem, die hatte er ja selbst schon auf dem Computer gesehen, wenn ihm die Christine Fotos gezeigt hatte. Er selber hatte es nicht so mit dem Fotografieren, vor allem, seit es keine Filme mehr gab und Kameras, bei denen man durch ein Loch blinzelte und das fotografierte, was man da durch sah.
    Christoph kam zurück und quetschte sich neben Gasperlmaier auf die schmale Holzbank. „Schau, Papa. Da sind wir auf der Seewiese, die Andrea und ich.“ Gasperlmaier blinzelte, bis seine Augen tränten. Er konnte zwar ein dunkelhaariges Mädchen vor einem Felsklotz im Gras sitzen sehen, aber die Zahlen in der rechten unteren Ecke, auf die der Christoph deutete, verschwammen vor seinen Augen. „Wart schnell, ich muss mir eine Lesebrille holen.“ Nachdem Gasperlmaier auf dem Wohnzimmertisch und am Telefonkästchen vergeblich nach einer Lesebrille gesucht hatte, fand er endlich eine neben dem Computer der Christine liegen. Hoffentlich, dachte Gasperlmaier, vergesse ich nicht, die Brille wieder zurückzulegen, denn wenn die Christine ihre Computerbrille nicht an Ort und Stelle vorfindet, wenn sie einschaltet, wird sie fuchtsteufelswild.
    Ausgerüstet mit einer rostroten Billiglesebrille aus dem Schuhgeschäft trat Gasperlmaier wieder auf die Terrasse und konnte nun, als ihm der Christoph die Kamera hinhielt, genau lesen, was unter dem Foto stand. Das Datum stimmte, das Foto war vorgestern aufgenommen worden, um achtzehn Uhr neununddreißig. Die Sonne war schon verschwunden gewesen, nur im Hintergrund konnte man auf den Hängen am Südostufer des Sees noch die Bäume im Sonnenlicht leuchten sehen. Die Andrea hatte sich die Arme eng um den Körper geschlungen, so, als ob ihr schon ein wenig kalt gewesen wäre. Wieder dachte sich Gasperlmaier, dass die Andrea ein recht ansehnliches Fotomotiv abgab, und er konnte sie sich gut auf einem Fremdenverkehrsprospekt vorstellen. Wenn sie denn ein Dirndl angezogen hätte. In einem solchen aber hatte Gasperlmaier die Andrea noch nie gesehen. Der Christoph klickte weiter. Man sah die beiden auf dem Weg unterhalb des Losers, am Nordufer des Sees, wo dem Christoph ein paar malerische Aufnahmen im Gegenlicht gelungen waren. Dann gab es einige Fotos, auf denen vier der jungen Leute zu sehen waren, die Gasperlmaier heute auch am Seeufer angetroffen hatte: die drei Mädchen, die Ines, die Andrea und die Eva, und der Florian. So weit stimmte alles genau mit dem überein, was Gasperlmaier an Aussagen bekommen hatte. Plötzlich erschien eine Großaufnahme von der Eva. Der Christoph versuchte schnell, sie wegzudrücken, doch Gasperlmaier nahm ihm den Apparat aus der Hand, um sich das Bild genauer anzusehen. Auf dem Foto war nur der Kopf der Eva zu sehen, und wenn man so ihre Augen und ihr Lächeln genauer unter die Lupe nahm, dachte Gasperlmaier, da konnte einem schon warm ums Herz werden, und dass die Eva dem Christoph im wahrsten Sinne des Wortes schöne Augen gemacht hatte, das war wohl mehr als deutlich.
    Irgendwie schien die Andrea einen siebten Sinn dafür zu besitzen, dass die beiden jetzt etwas bestaunten, was auch für sie von Interesse war. Sie stand

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