Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi
fand auch den Knopf, mit dem man den Bildausschnitt vergrößern konnte, und zoomte sich so in die Spalte zwischen den glatten, jungen Brüsten der Eva hinein.
So versunken war Gasperlmaier in seine Betrachtung, dass ihn ein lautes, fröhliches „Hallo!“ aus dem Wohnzimmer so zusammenfahren ließ, dass ihm die Kamera aus den Händen glitt und in seinem Schoß landete. Schon trat die Christine auf die Terrasse, und Gasperlmaier bemühte sich fieberhaft, an allen möglichen Knöpfen hantierend und an Rädchen drehend, das Bild vom Busen der Eva vom Display verschwinden zu lassen. Natürlich erregte sein hysterisches Gefingere den Argwohn der Christine. „Was hast du denn da? Was machst du denn da?“ Schon hatte sie zugegriffen und hielt Christophs Kamera in der Hand. Gasperlmaier atmete auf. Das Display war schwarz. „Christophs Kamera?“ Gasperlmaier wusste, dass er jetzt zu einer längeren Erklärung ausholen musste und der Christine keinesfalls etwas verschweigen durfte. Auch an diplomatische Abänderungen der Wahrheit war nicht zu denken, die Christine durchschaute ihn ohnehin immer sofort.
Nachdem er die Christine ins Bild gesetzt und ihr erklärt hatte, er hoffe, die Aussagen von Christoph und Andrea mithilfe der Fotos bestätigen zu können, nickte die Christine verständnisvoll. „Und wenn der Bub schon so fasziniert von dieser Eva ist, dann hat sich der Vater die Fotos von diesem Wunder der Natur natürlich auch genau angesehen.“ Gasperlmaier nickte ergeben.
„Lass mich die Fotos auch einmal anschauen!“ Die Christine hatte sich wieder hingesetzt und streckte die Hand über den Tisch. Während sie sich durch die Fotos klickte, gelegentlich den Kopf schüttelte, durch die Zähne zischte oder kicherte und so das Gesehene kommentierte, überlegte Gasperlmaier, ob er der Christine von der gemeinsamen Dusche des Christoph mit der Andrea erzählen sollte. Er entschloss sich zu einer Version, bei der die Christine sozusagen selber entscheiden konnte, wie es weiterging. „Die Andrea und der Christoph sind anscheinend doch näher befreundet, als wir das bisher geglaubt haben“, eröffnete Gasperlmaier. „Das darfst du glauben!“, antwortete die Christine, „wenn ich mir anschau, wie sauer sie dreinschaut, wenn ihr der Christoph nicht seine gesamte Aufmerksamkeit widmet, sondern sich auch für andere Mädchen interessiert.“ Gasperlmaier sah sie fragend an. „Na ja, man merkt halt, dass sie ihn für sich haben will. Das ist ja wohl eindeutig.“ Gasperlmaier hätte aus den kleinlichen Streitereien der beiden um die Fotos eher die Schlussfolgerung gezogen, dass sich der Christoph alle Optionen offenhalten wollte, aber die Christine, das gestand er sich selbst gern ein, war bei der Beurteilung von Beziehungsfragen wesentlich scharfsinniger als er selbst. Gasperlmaier entschloss sich zu einer Enthüllung. „Ich hab sie heute miteinander im Badezimmer erwischt. Unter der Dusche.“ Die Christine lachte laut auf. „Da haben sie wohl nicht damit gerechnet, dass du schon heimkommst. Hast dich eh nicht peinlich benommen?“ Warum sollte sich er peinlich benommen haben, wenn sich die beiden doch in seinem eigenen Badezimmer vergnügt hatten, ohne dass sie sich darüber Gedanken machten, ob da jemand kommen könnte? „Also, peinlich, finde ich, sollte das eher dem Christoph sein!“, wehrte sich Gasperlmaier entrüstet. „Und gesehen hab ich vor lauter Dampf eh nichts.“ „Hättest aber gerne, was?“ Gasperlmaier fühlte sich falsch verstanden. Er hatte nur klarstellen wollen, dass es zu keiner peinlichen Entblößung der Andrea vor seinen Augen gekommen war, und schon unterstellte ihm die Christine mehr oder weniger voyeuristische Absichten.
„Wer sind denn die da auf dem Foto?“, fragte die Christine jetzt zur Erleichterung Gasperlmaiers, der sich nicht imstande fühlte, die Badezimmerszene weiter zu analysieren. Die Christine hielt ihm ein Foto hin, das zwei Personen auf einer Plätte zeigte, ein Mann stand am Ruder, eine Frau saß ihm auf der Bank gegenüber. Man konnte erkennen, dass sie Tracht trugen, mehr aber schon nicht, dazu waren die beiden viel zu klein abgebildet. Gasperlmaier nahm die Kamera und zuckte mit den Schultern. Recht dürftiges Licht hatte schon geherrscht, als der Christoph die Aufnahme gemacht hatte, überall war Schatten. Ein Ufer konnte man nirgends ausmachen. Gasperlmaier erinnerte sich an das Foto von der Frau Naglreiter und dem Gaisrucker Marcel in der Plätte und
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