Letzter Mann im Turm - Roman
kleine schwarze Ganesh-Figur im Inneren des dämmrigen Tempels sehen, mit Öl gesalbt, mit
kumkum
bepudert und halb unter Ringelblumen begraben.
Er sah den alten Frauen beim Essen zu; er spürte, dass ihre Mägen, die sich füllten, Purnimas Flug neuen Schwung verliehen. Ihre Rülpser und Grunzer waren eine Segnung für Purnimas Seele. Durch die Gittertür betrachtete er den Ganesh, einen entfernten Cousin der roten Götterfigur in Siddhi Vinayak. Er war ein lustiger Gott, Ganesh, immer zu haben für ein bisschen Unfug, und als eine Brise aufkam, dachte Masterji, jemanden flüstern zu hören: «Ich bin die ganze Zeit auf deiner Seite gewesen, du alter Atheist.»
Vor dem Tempel saß ein Blinder mit einem Tablett, auf dem Girlandenaus vier verschiedenfarbigen Blumen lagen. Ein paar rote Blütenblätter hatte es vom Tablett geweht, und sie trieben auf einen Kanaldeckel zu, der sich mit schwarzem Wasser gefüllt hatte. Masterji dachte an das schöne Bronzetablett mit schwimmenden Blütenblättern, das er bei Gaurav zu Hause gesehen hatte.
Wasserbüffel, mit Staub und Dung bedeckt, kamen in die Nähe des Tempels, ihre dunklen aufgeblähten Bäuche waren fliegenübersät.
Er lehnte sich an die Tempelmauer und sah zwischen den Kokospalmen hindurch Mr Shahs zwei Gebäude. Die Bauarbeiten schienen abgeschlossen; die Fensterreihen auf jeder Gebäudeseite blinkten. Bald würden die Häuser, wenn sich das Licht der untergehenden Sonne in ihnen spiegelte, blitzen wie zwei nebeneinander dahinfliegende Kometen. Ihm kam die blaue Abdeckplane in den Sinn, mit der die Rohbauten bedeckt gewesen waren, als er sie das letzte Mal gesehen hatte, das musste im Juni oder Juli gewesen sein. Ihm wurde bewusst, wie die Zeit verstrichen war, und ihm fiel ein, dass die Frist nun wirklich abgelaufen war. 5. Oktober.
«Es ist vorbei», sagte er leise. Dann stand er auf und sagte in Richtung der beiden Häuser Mr Shahs: «Sie haben verloren.»
Der Baum im Innenhof begann zu wackeln. Oben in den Ästen hing ein Junge, während ein Mädchen ihren blauen Rock aufhielt, um aufzufangen, was er herunterwarf.
«Was machst du da oben, mein Junge?»
Der Junge lächelte und öffnete halb die Hand, ließ drei kleine grüne Früchte sehen.
«Und wer bist
du?»,
fragte er das Mädchen.
Sie sprach in ihren Rock.
«Was war das?»
«Schwester.»
Masterji kniff wegen der Sonne ein Auge zu und sah den Jungen an. «Wirf mir eine rüber, und ich werde dem Priester nicht sagen, dass du sein Obst klaust.»
Der Junge ließ eine der Früchte aus seiner Hand rutschen; Masterji fing sie und aß. Zitronig und sauer, erinnerte sie ihn daran, weshalb er früher als Junge in Suratkal auf Bäume geklettert war. Er dachte an seine Fadenzeremonie in Suratkal im Alter von vierzehn; ein ganzer Tag, an dem er vor einem heiligen Feuer Sanskritgesänge intoniert hatte, blinzelnd und hustend im Holzrauch, und am Schluss hatte ein hagerer, greisenhafter Priester, der einer Krähe ähnelte, zu ihm die formelhaften Worte der Weisheit, die mündige Brahmanenknaben zu hören bekamen, gesprochen: «Das bedeutet, nicht mehr auf Bäume klettern, um Früchte zu holen, mein Sohn. Nicht mehr mit Steinen nach Hunden werfen, mein Sohn. Mädchen nicht mehr ärgern, mein Sohn.» Und dann hatte der Priester mit den Worten geschlossen: «Und jetzt bist du ein Mann.»
Das hatte allerdings nicht der Wahrheit entsprochen. Erst jetzt, im Alter von einundsechzig, fühlte er sich endlich wie ein Mann.
«Hilf uns runter, Großvater», sagte der Junge, und Masterji hielt seine Taille umfasst, als er an den Ästen herabkletterte. Der Junge und seine Schwester teilten die Beute; Masterji sah zu und wünschte, Ronak wäre hier.
Er dachte an jenen Abend auf dem Crawford Market, an dem er das Licht hinter den Gebäuden gesehen und geschworen hatte, gegen Mr Shah zu kämpfen.
Aber dieser Kampf war vorbei. Die Frist war verstrichen, und nun würde der Bauherr woanders hingehen. Was sollte er von nun an tun?
Die Rückstände der Zitrusfrucht auf seiner Zunge waren bitter geworden. Er bedeckte das Gesicht mit den Händen und schloss die Augen.
Mrs Puri trug Wimperntusche auf, blinzelte, um die Farbe gleichmäßig zu verteilen. In einer Ecke klimperte Ramu ebenfalls mit den Wimpern.
Den ganzen Weg zu 1 B hinunter boxte Mrs Puri mit ihm, ramm-pamm-pamm-pamm-pamm-pamm, und klingelte.
Als Mrs Rego ihre Tür öffnete, hörte Mrs Puri auf, mit Ramu zu boxen, und fragte: «Haben Sie mir nicht gesagt, dass
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