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Letzter Mann im Turm - Roman

Letzter Mann im Turm - Roman

Titel: Letzter Mann im Turm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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meines Lebens in diesem Haus zu leben, ist
besser,
als ins Gefängnis zu gehen?» Sie drehte das Handtuch um und legte es zusammen.
    Ihr Mann sagte nichts.
    Ramu steckte den Kopf aus seinem Zimmer, und Mummy und Daddy lächelten und sagten, er solle wieder ins Bett gehen.
    «Meine Finger stinken immer noch», flüsterte sie. «Dieser Mann ist schuld, dass ich mir die Finger schmutzig gemacht habe. Mit der … meines Sohnes. Er hat mich dazu gebracht. Das werde ich ihm nie verzeihen.»
    «Aber morgen ist Ramus Festspiel», flüsterte Mr Puri.
    «Das ist ideal», sagte Mrs Puri, schob die Handtücher auf die Seite und nahm sich Ramus Unterwäsche vor. «Niemand wird mich an so einem Tag wie morgen verdächtigen. Ich werde im Saal bleiben müssen, um abzudekorieren. Irgendjemand wird sich an mich erinnern. Irgendjemand wird die Uhrzeiten durcheinanderbringen. Ich bitte dich gar nicht darum, irgendetwas zu tun. Komm einfach nicht nach Hause. Das ist alles.»
    Mr Puri ging zum Sofa, von dem er Zeitschriften und Zeitungen zu Boden fegte; dann ging er in die Küche, wo er lauter Zeug von der Kühlschranktür riss, und dann schrie er: «Nein. Das werde ich nicht tun.»
    Seine Frau stand da und drückte Ramus Unterwäsche an die Brust. Sie starrte ihn an.
    «Nein.» Er machte einen Schritt auf sie zu. «Ich lasse dich morgen nicht allein. Ich bleibe hier. Mit dir.»
    Sie ließ die Unterwäsche fallen, schlang ihrem Mann die Finger um den Nacken und – «oioioi» – küsste ihn auf den Scheitel.
    Ramu, der seine Zimmertür einen kleinen Spalt geöffnet hatte, starrte mit offenem Mund auf die demonstrative Zärtlichkeit seiner Eltern.
    Mrs Puri errötete, sie schob den Jungen zurück in sein Zimmer und verriegelte die Tür von außen.
    «Er ist gerade nicht in seiner Wohnung», sagte sie und legte lauschend das Ohr an die Wand. «Also ist er immer noch oben auf dem Dach. Er ist gestern hochgegangen, und heute ist er wieder hochgegangen. Morgen wird er wahrscheinlich auch hochgehen. Dann wird Ajwani es tun müssen. Da oben.»
    «Und Kothari?»
    «Er wird das erzählen, was wir von ihm wollen. Wenn alles vorbei ist. Das hat er mir immerhin versprochen.»
    Mr Puri nickte. «Es könnte funktionieren», sagte er, «könnte funktionieren.»
    Das Skizzenbuch, in das er Eidechsen und Politiker gezeichnet hatte, lag auf dem Tisch; er riss eine Seite heraus.
    «Hier. Wir sollten es hier aufschreiben. Zu welcher Zeit er aufs Dach geht, und wann er wieder runterkommt. Das wird uns morgen helfen.»
    «Ramu! Lass die Tür in Ruhe!» Mrs Puri hob die Stimme; Ramus Zimmertür hörte auf zu klappern.
    «Es aufschreiben?», fragte sie ihren Mann.
    «Warum nicht. So machen sie es doch im Film. In englischen Filmen. Sie planen immer am Tag davor. Lass uns diese Sache ernst nehmen», sagte Mr Puri, als sei das Ganze seine Idee gewesen.
    Er legte das Ohr an die Wand.
    «Seine Tür ist aufgegangen.» Er drehte sich zu seiner Frau um und flüsterte: «Wie viel Uhr ist es?»
    Ich habe dich wieder im Stich gelassen, Purnima.
Masterji zog seine Schuhe aus, ging zum Bett, legte sich hin und bedeckte mit dem Unterarm die Augen.
    Er unterdrückte seine Tränen.
    Sein Hemd war ganz nass, weil er auf der Dachterrasse dauernd im Kreis gegangen war; als er sich im Bett umdrehte, klebte ihm das Hemd am Rücken, und ein Schauer überlief ihn. Ein Mann, der seine Frau überlebt, muss Gedenkrituale für sie abhalten. Aber alle hatten sich zusammengerottet, um ihm selbst diese letzte Genugtuung zu nehmen.
    Er biss sich in den Unterarm.
    Nun war klar, dass Mr Pinto
gewollt
hatte, dass ihn jemand an jenem Abend vor der Grundstücksmauer bedrohte. Nun war klar, dass er und Shelley das Geld wollten. Klar war, dass der Verwalterdie ganze Zeit gelogen hatte, als er über Verantwortung und Flamingos sprach, er wollte Geld. Er hatte sie seit Jahren betrogen, er hatte sich an den Rücklagen bereichert. Klar war auch, dass Mrs Puri das Geld für sich selbst wollte, nicht für Ramu.
    Er zog sich die Decke übers Gesicht und atmete ein. Ein Spiel, das er als Kind gespielt hatte: Wenn du sie nicht sehen kannst, können sie dich auch nicht sehen. In dieser Dunkelheit bist du sicher, du und dein Atem.
    «Sieh nach unten», hörte er es flüstern.
    «Was ist dort unten?», flüsterte er zurück.
    «Sieh mich an.»
    Unter seiner Decke spürte Masterji, wie er ins Rutschen kam: Unter seinem Bett hatten sich Falltüren geöffnet.
    Jetzt war er wieder auf der Terrasse des Bauherrn in

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