Letzter Mann im Turm - Roman
und
brinjals
zu sterben.
«Genau so haben sie uns damals behandelt», erinnerte sich der Bollywood-Schauspieler. «Idi Amin sagte zu den Indern, los, raus hier.»
Der Bauherr hustete. «Heutzutage blicken sie in Afrika zu den Indern auf. Wir bohren im Sudan nach Öl.»
Eine Viertelstunde später verabschiedete sich der Traumhändler mit einigen schwungvollen Tanzschritten, verbeugte sich und verschwand. Mr Shah sah seine Gäste an, und sie begriffen sofort, dass es nun Zeit war, zu gehen. Es war die gleiche Macht, die Kothari bedeutete, dass er bleiben solle. Er saß am Tisch, als dem Bauherrn die Hand geschüttelt wurde, manche schüttelten auch ihm die Hand.
«Wissen Sie, warum ich Mr Ravi vom Turm B heute Abend nicht eingeladen habe?»
Die Gäste waren gegangen. Shah beobachtete, wie die Kellner das Buffet abräumten.
Kothari spürte, dass Mr Shah, der sich im Laufe des Abends von einem vitalen Mann in einen hustenden Kranken verwandelt hatte, sich nun wiederum in etwas anderes verwandeln würde. Er schüttelte den Kopf. «Nein, Sir.»
«Bei seinem Gebäude wird es keinerlei Schwierigkeiten geben. Es wohnen lauter junge Leute drin. Vernünftige Leute. Deshalb sind Sie die Schlüsselfigur, Mr Kothari. Können Sie mir folgen?»
«Nicht so genau.»
Das Geburtstagskind kam an den Tisch und setzte sich zwischen seinen Vater und den Verwalter.
Der Bauherr schob seinen Sohn aus seinem Blickfeld. Er sprach leise.
«Meiner Erfahrung nach sind manche älteren Leute gegen ein Sanierungsvorhaben, weil sie sich vor Veränderungen fürchten. Einige wollen einfach mehr Geld. Und dann gibt es den Typ, und das ist der gefährlichste von allen, der einfach Nein sagt, weil er voller negativer Energie ist, weil er keinen Spaß am Leben hat und auch nicht möchte, dass andere Spaß am Leben haben. Wenn diese Leute reden, muss man lauter und deutlicher reden als sie. Ich werde es Ihnen nicht vergessen. Ich vergelte Gefälligkeit mit meiner eigenen Gefälligkeit.»
Die Kellner hatten das Essen weggeräumt und schafften nun die götzenhafte Johnnie-Walker-Flasche fort.
«Mein Vater pflegte zu sagen», Kothari räusperte sich, «mein Vater … der in Afrika war, er pflegte zu sagen, ein Mann, der sich in seinem Leben nur um sich selbst kümmert, ist nicht besser als ein Tier. Mein ganzes Leben lang habe ich nur an mich gedacht. Ich habe spät geheiratet, weil ich lieber allein lebte. Meine Frau ist ein guter Mensch. Sie hat mich dazu gebracht, Verwalter von Vishram zu werden, sodass ich etwas für andere tun würde. Ich bin dankbar für jede … zusätzliche Gefälligkeit, die Sie mir erweisen wollen. Aber ich kann sie nicht annehmen, ohne Sie zu fragen: Was ist mit allen anderen in der Wohnungsgenossenschaft? Werden Sie Ihr Wort halten und jedem seinen rechtmäßigen Anteil zahlen?»
Shah sagte einen Moment lang nichts, dann streckte er die Hand aus und ergriff die des Verwalters.
«Ich fühle mich geehrt, Mr Kothari, mit einem Mann wie Ihnen Geschäfte zu machen. Ich verstehe schon, weshalb ich Ihnen Kopfzerbrechen bereite. Verstehe das absolut. Früher glaubte ein Bauherr in dieser Stadt, dass er nur reich werden könne, wenn er seine Kunden betrog. Er betrog sie aus Gewohnheit, beim Beton, bei den Stahlträgern, beim Innenausbau. Bei jedem Monsunstürzte eines seiner Gebäude ein. Die meisten, die Sie heute hier gesehen haben, gehören zu diesem Schlag der alten Bauherren.» Er senkte seine Stimme zu einem Flüstern. «Wenn
sie
dieses Sanierungsvorhaben durchführen würden, hätten sie Sie in null Komma nichts über den Tisch gezogen. Aber nun gibt es einen neuen Typ Bauherr in der Stadt. Ja, wir wollen Gewinn machen, Mr Kothari, aber glauben Sie, wir wollen auch, dass unsere Kunden profitieren. Je mehr Profit rundum, desto besser. Wir wollen, dass unsere Gebäude tausend Monsuns überstehen, weil wir glauben, dass Bombay wieder eine der großen Städte der Welt werden wird. Sie können sich bei
allen
Kunden meiner Bauprojekte erkundigen, welchen Ruf ich habe. Finden Sie erst mal einen einzigen meiner Kunden, der sich beschwert. Ich gehöre nicht zum Schlag der alten Bombayer Bauherren.»
Der Verwalter kaute auf seiner Unterlippe und nickte. Zufrieden.
Shah hielt immer noch seine Hand, er spürte, wie sich der Druck verstärkte.
«Aber eins sage ich Ihnen, Mr Kothari. Ob nun alter oder neuer Typ Bauherr, an der grundlegenden Natur meiner Arbeit hat sich nichts geändert. Sie wissen, was ein Bauherr tut?»
«Er baut
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