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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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einem Arbeitshemd und einer grauen Windjacke mit ein paar Farbspritzern darauf. An seinem Gürtel baumelten ein Mobil-Telefon und ein großes Metermaß. Er sah aus wie ein typischer Handwerker. Er trug diese Verkleidung deshalb, weil sich niemand in Manhattan darüber wundern würde, daß ein Arbeiter an einem so schönen Frühlingstag Baumwollhandschuhe trug.
    Wieder draußen.
    Immer noch viele Menschen. Aber seine Hände waren jetzt sauber, und er fühlte sich nicht mehr so kribbelig.
    Er blieb an der Ecke stehen und blickte die Straße hinunter zu dem Gebäude, das einst das Haus des Ehemannes und seiner Ehefrau gewesen war. Jetzt war es nur noch das Haus der Ehefrau, denn ihr Ehemann war über der Heimat Lincolns in Millionen kleiner Teile zerfetzt worden.
    Zwei Zeugen waren also noch am Leben, und sie sollten beide am Montag, wenn die Grand Jury zusammentrat, tot sein. Er blickte auf seine klobige Armbanduhr. Es war 9.30 Uhr am Samstag morgen.
    Soldat, ist da genug Zeit, um sie beide zu erwischen?
    Sir, ich kriege sie jetzt vielleicht nicht beide, aber ich habe noch fast achtundvierzig Stunden, Sir. Das ist mehr als genügend Zeit, um beide Ziele zu lokalisieren und zu neutralisieren, Sir.
    Soldat, du hast doch nicht etwa Angst vor Herausforderungen?
    Sir, ich liebe Herausforderungen, Sir.
    Vor dem Haus war ein einzelner Polizeiwagen geparkt. Das hatte er erwartet.
    Also gut, wir haben eine bereits ausgekundschaftete Todeszone vor dem Haus und eine noch unbekannte innen...
    Seine geschrubbten Hände brannten. Er blickte die Straße in beide Richtungen entlang und ging dann los. Der Rucksack wog fast dreißig Kilogramm, aber er spürte die Last kaum. Stephen war ein wandelndes Muskelpaket mit militärischem Haarschnitt.
    Während er sich dem Haus näherte, stellte er sich vor, er würde hier wohnen. Anonym. Er dachte an sich nicht als Stephen oder Mr. Kall oder Todd Johnson oder Stan Bledsoe oder die Dutzende anderer Namen, die er in den vergangenen zehn Jahren benutzt hatte. Sein wirklicher Name war wie ein rostiges Fahrrad, das im Hinterhof steht -etwas, dessen man sich zwar bewußt ist, das man aber kaum noch wahrnimmt.
    Mit einer raschen Bewegung verschwand er plötzlich im Eingang des Hauses, das genau gegenüber dem Haus der Ehefrau stand. Stephen drückte die Eingangstür auf und sah zu den großen Glasfenstern auf der anderen Straßenseite hinüber, die teilweise durch einen blühenden Baum verdeckt wurden. Er setzte eine teure, gelblich getönte Schießbrille auf, und die Reflexionen im Fenster verschwanden. Jetzt konnte er im Haus schemenhafte Figuren erkennen. Ein Bulle... nein, zwei Bullen. Ein Mann, der mit dem Rücken zum Fenster stand. Vielleicht war das der Freund, der andere Zeuge, den er umbringen sollte. Und... ja, da war die Ehefrau. Klein. Hausbacken. Jungenhaft. Sie trug eine weiße Bluse, die ein gutes Ziel abgab.
    Sie machte ein paar Schritte und verschwand aus seinem Blickfeld. Stephen bückte sich und öffnete seinen Rucksack.
    Thom setzte ihn in den Storni Arrow Rollstuhl.
    Dann übernahm Rhyme das Kommando. Er nahm den strohhalmdicken Schlauch in den Mund und dirigierte so den Rollstuhl pustend und saugend zu dem kleinen Fahrstuhl in der ehemaligen Toilette, der ihn direkt und ohne Umstände ins Erdgeschoß brachte.
    Als das Haus vor hundert Jahren gebaut worden war, war der Raum, in den Lincoln Rhyme nun hinein rollte, der Salon gewesen. Kostbarer Stuck, Rosetten an der Decke, in die Wand eingelassene Nischen für Ikonen und auf dem Fußboden feinste Eichendielen, so sorgfältig dicht an dicht verlegt und versiegelt, daß die Fugen nicht zu sehen waren. Angesichts von Rhymes baulichen Veränderungen hätte aber vermutlich jeder Architekt einen Anfall bekommen. Er hatte die Wand zwischen Salon und Speisezimmer ein-reißen und in die verbliebenen Wände große Löcher bohren lassen, die für die zusätzlichen Stromkabel notwendig geworden waren. Die so verbundenen Zimmer waren nun nicht mehr mit erlesenen Tiffany-Lampen oder stimmungsvollen Landschaftsbildern von George Inness geschmückt, sondern boten ganz andere Kunstwerke dar: Röhren mit Dichtegradienten, Computer, hochauflösende Mikroskope, Gaschromatographen, Massenspektrometer, eine PoliLight-Lampe und Ninhydrin-Tauchbecken zum Aufspüren von Fingerabdrücken. In einer Ecke thronte ein extrem teures Rasterelektronenmikroskop, das mit einem energiedispersiven Röntgenanalysegerät verbunden war. Dort lagen und standen auch

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