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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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anderes. Das habe ich bereits gespürt, bevor Jerry angeschossen wurde. Als ich Sie das erste Mal gesehen habe in Lincoln Rhymes Wohnzimmer.«
    Sachs antwortete nicht. Sie hob den Wagenheber aus dem Turbinengehäuse und stellte ihn auf den Tisch. Geistesabwesend kurbelte sie ihn wieder zurück.
    Drei Metallverschlüsse schoben sich um die Turbine, und Percey begann, mit dem Schraubenzieher umherzuwirbeln wie ein Dirigent mit seinem Taktstock. Ihre Hände vollbrachten wahre Wunder. Schließlich sagte sie: »Es geht um ihn, stimmt's?«
    »Um wen?«
    »Sie wissen, wen ich meine. Lincoln Rhyme.«
    »Sie denken doch nicht etwa, ich wäre eifersüchtig?« lachte Sachs.
    »Doch, genau das denke ich.«
    »Lächerlich.«
    »Zwischen Ihnen beiden ist mehr als nur die Arbeit. Ich glaube, Sie sind in ihn verliebt.«
    »Nein, bin ich nicht. Das ist doch blanker Unsinn.«
    Percey warf ihr einen wissenden Blick zu, drehte dann die heraushängenden Drähte vorsichtig zu einem Bündel zusammen und drückte sie durch eine Aussparung in das Gehäuse. »Was auch immer Sie glauben, wahrgenommen zu haben, es ist lediglich Respekt für seine Arbeit. Das ist alles.« Sie deutete mit ihrer ölverschmierten Hand auf sich. »Schauen Sie mich doch an, Amelia. Ich wäre eine miserable Geliebte. Ich bin klein. Ich sehe nicht gut aus. Ich will ständig bestimmen.«
    »Sie sind...«, begann Sachs.
    Percey unterbrach sie. »Kennen Sie die Geschichte vom häßlichen Entlein? Sie wissen schon, die mit dem Küken, von dem alle dachten, es sei häßlich, bis sich schließlich herausstellte, daß es ein Schwan war. Ich hab das unendlich oft gelesen, als ich klein war. Aber ich habe mich nie in einen Schwan verwandelt. Na ja, vielleicht habe ich immerhin gelernt, wie einer zu fliegen.« Sie lächelte kühl. »Aber das war nicht dasselbe. Außerdem bin ich Witwe. Ich habe gerade meinen Mann verloren und im Augenblick nicht das geringste Interesse an einer Beziehung.«
    »Es tut mir leid«, begann Sachs, die sich unwillkürlich in dieses Gespräch hineingesogen fühlte. »Aber ich muß sagen, daß, ähm... nun, Sie wirken nicht so, als ob Sie trauerten.«
    »Warum? Nur weil ich mit aller Kraft versuche, meine Firma zu
    retten?«
    »Nein, da ist noch etwas anderes, nicht wahr?« hakte Sachs vorsichtig nach.
    Percey musterte Amelias Gesicht. »Ed und ich, wir waren uns unglaublich nahe. Wir waren Mann und Frau, aber auch Freunde und Geschäftspartner... Und ja, es stimmt. Er hatte eine Affäre mit jemandem.«
    Sachs blickte zu den Büros von Hudson Air hinüber.
    »Richtig«, nickte Percey. »Es war Lauren. Sie haben sie gestern getroffen.«
    Die Brünette, die so hemmungslos geweint hatte.
    »Es hat mich innerlich zerrissen. Zum Teufel, es hat auch Ed zerrissen. Er liebte mich, aber er brauchte seine schönen Geliebten. Die hat er immer gebraucht. Und wissen Sie, ich glaube, für sie war es noch schlimmer als für mich. Weil er immer zu mir nach Hause zurückkam.« Sie hielt kurz inne und kämpfte mit den Tränen. »Ich glaube, das ist es, was Liebe ausmacht. Zu wem man nach Hause kommt.«
    »Und Sie?«
    »Ob ich treu war?« Percey lachte trocken. Es war das Lachen eines Menschen, der sich selbst genau durchschaut, aber diese Selbsterkenntnis nicht immer schätzt. »Ich hatte nicht so sonderlich viele Gelegenheiten. Ich bin nicht gerade der Typ, der auf der Straße aufgerissen wird.« Ihre Augen wanderten geistesabwesend über einen Schraubenschlüssel. »Aber ja, als ich das mit Ed und seinen Freundinnen vor ein paar Jahren herausgefunden habe, war ich rasend vor Wut. Ich war sehr verletzt. Ich hatte Affären mit ein paar anderen Männern. Ron und ich -Ron Talbot -haben eine Zeitlang etwas miteinander gehabt, ein paar Monate.« Sie lächelte. »Er hat mir sogar einen Heiratsantrag gemacht. Meinte, ich hätte etwas Besseres verdient als Ed. Womit er sicher recht hatte. Aber trotz seiner ganzen Affären - Ed war der Mann, mit dem ich Zusammensein wollte. Daran hat sich nie etwas geändert.«
    Percey blickte für einen Moment in die Ferne. »Ed und ich, wir haben uns bei der Navy kennengelernt. Wir waren beide Kampfpiloten. Als er mir einen Antrag machte... Also, Sie müssen wissen, wenn in der Navy jemand einen Heiratsantrag macht, dann sagt er normalerweise >Willst du mein Adjutant werden?<. Das ist so ein traditioneller Witz. Aber wir waren beide Lieutenants, also sagte Ed: >Wollen wir unsere Adjutanten werden?< Er wollte mir einen Ring kaufen, aber mein

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