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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaffery Deaver
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und Ochsenfrösche stießen ihre eigentümlichen, beunruhigenden Rufe aus.
    Als er durch das Fenster in die morgendliche Dämmerung schaute, konnte Jodie die Strahlen der Suchscheinwerfer ausmachen, die durch den Nebel streiften. Schatten tanzten hin und her - der Nebel, der durch die Bäume zog.
    Er trat vom Fenster zurück und ging zur Tür seines Zimmers, spähte hinaus.
    Zwei Marshals bewachten den Flur; sie saßen in einem kleinen Sicherheitsraum etwa sieben Meter entfernt. Sie wirkten gelangweilt und nicht sonderlich wachsam.
    Er lauschte, konnte aber nichts hören außer dem Knarren und Knacken des alten Hauses in der Nacht.
    Jodie kehrte zu seinem Bett zurück und setzte sich auf die durchgelegene Matratze. Er ergriff seine fleckige Ausgabe von Nicht län
    ger abhängig.
    An die Arbeit, dachte er.
    Er bog das Buch so weit auseinander, daß der Klebstoff knisterte, und löste ein kleines Stück Klebeband vom unteren Ende des Buchrückens. Ein langes Messer glitt aufs Bett. Die Klinge sah aus wie schwarzes Metall, war aber aus keramikverstärktem Polymerkunststoff und mit einem Metalldetektor nicht zu erkennen. Sie war fleckig und angelaufen, scharf wie eine Rasierklinge auf der einen Seite, auf der anderen gezackt wie die Säge eines Chirurgen. Der Griff des Messers war mit Klebeband umwickelt. Er hatte dieses Messer selbst entworfen und konstruiert. Wie die meisten gefährlichen Waffen war es weder glitzernd noch sexy und tat nur eines: Es tötete. Und das sehr, sehr gut.
    Er hatte keine Bedenken, die Waffe in die Hand zu nehmen oder Türgriffe und Fenster zu berühren, denn er besaß neue Fingerabdrücke. Die Haut auf den Kuppen seiner zehn Finger war vergangenen Monat von einem Schweizer Chirurgen in Bern chemisch weggebrannt worden, und in das Narbengewebe waren dann mit einem Laser für Mikrooperationen neue Abdrücke eingeätzt worden. Seine eigenen Abdrücke würden wieder durchkommen, aber erst in ein paar Monaten.
    Er saß mit geschlossenen Augen auf dem Bettrand und stellte sich das Wohnzimmer vor, drehte im Geiste eine Runde und rief sich in Erinnerung, wo sich alles befand: jede Tür, jedes Fenster, jedes Möbelstück, die geschmacklosen Landschaftsbilder an den Wänden, die Elchgeweihe über dem Kamin, Aschenbecher, Waffen und potentielle Waffen. Jodie hatte ein so gutes Gedächtnis, daß er mit verbundenen Augen durch den Raum hätte gehen können, ohne gegen einen einzigen Stuhl oder Tisch zu stoßen.
    Ganz vertieft in diese Meditation, steuerte er sein imaginäres Ich zum Telefon in der Ecke und dachte einen Augenblick über das Kommunikationssystem des sicheren Hauses nach. Er wußte genau, wie es funktionierte (er verbrachte einen Großteil seiner Freizeit damit, Gebrauchsanweisungen von Sicherheits- und Kommunikationssystemen zu studieren), und er wußte, wenn er die Leitung kappte, würde durch den Spannungsabfall ein Signal an die Schalttafel des Marshals hier im Haus und vermutlich auch nach draußen gehen. Also würde er sie intakt lassen müssen.
    Kein Problem, nur ein Faktor.
    Weiter auf seinem gedanklichen Rundgang. Zu den Videokameras
    -
    die der Marshal »vergessen« hatte zu erwähnen. Sie waren Yförmig angeordnet, wie jeder kostenbewußte Alarmanlageninstallateur sie installierte. Er kannte dieses System und wußte, daß es einen entscheidenden Schwachpunkt aufwies -man brauchte nur fest mitten auf die Linse zu klopfen. Dadurch wurde die gesamte Optik durcheinandergebracht; das Bild im Überwachungsmonitor würde schwarz werden, aber anders als beim Durchtrennen der Kabel würde kein Alarm ausgelöst werden.
     
    Er dachte über die Beleuchtung nach... er konnte sechs - nein, fünf
     
    -
    der acht Lampen lahmlegen, die er in dem sicheren Haus gesehen hatte, aber nicht mehr. Jedenfalls nicht, bevor alle Marshals tot wären. Er rief sich die genaue Position jeder Lampe und der dazugehörigen Schalter in Erinnerung, dann setzte er seinen imaginären Rundgang fort. Das Fernsehzimmer, die Küche, die Schlafzimmer. Bedachte die Entfernungen, die Blickwinkel von draußen.
     
     
    Kein Problem...
    Rekapitulierte den Aufenthaltsort von jedem seiner Opfer. Berücksichtigte die Möglichkeit, daß sie sich in den vergangenen fünfzehn Minuten von der Stelle gerührt haben könnten.
    ... nur ein Faktor.
    Jetzt öffnete er die Augen. Er nickte, schob das Messer in seine Tasche und trat aus der Tür.
    Lautlos schlich er in die Küche und nahm vom Regal über der Spüle einen Löffel. Trat an

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